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„Nach vorne schauen und nicht zurück“

11. November 2021
in Linz, Politik
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Nach zwölf Jahren Gemeinderat und sechs Jahren als Stadtrat verließ Markus Hein (FPÖ) Anfang Oktober die Politik. Es war aber nicht nur das Wahlergebnis vom 26. September, das ihn zu diesem Schritt veranlasste, sondern vor allem eine schwere Gehirnblutung, die den gebürtigen Kärntner im Juni 2021 außer Gefecht setzte. Das LINZA stadtmagazin traf einen sichtlich gelösten und unbeschwerten Markus Hein zum Plaudern – direkt bei einem seiner größten umgesetzten Projekte, der Neuen Eisenbahnbrücke.

Markus Hein, unser ersten Treffen in deiner neuen Rolle als ‚Privatier‘. Wie geht’s dir in diesem neuen Leben?
Sehr gut. Ich konzentriere mich derzeit voll aufs Gesundwerden. Ich trainiere, mache mein Fitnessprogramm. Da ist mein Hund Sky ein wichtiger Bestandteil, wir gehen mehrere Kilometer am Tag spazieren. Der große Gewinner ist mit Sicherheit auch er, denn so viel Zeit konnte ich ihm früher nicht widmen, das tut mir wirklich gut. Ich merke jeden Tag, wie es meinem Fuß und meiner Hand auf der rechten Seite wieder besser geht.

Wie lange brauchst du bzw. gibst du dir Zeit fürs Gesundwerden?
Bis Ende des Jahres, im Jänner und Februar 2022 werde ich mich neu orientieren und sondieren, was mir Spaß macht und was mich reizt.

„Dass die Informatik trocken sein soll, höre ich als gelernter Informatiker gar nicht gerne“

Markus Hein

Und in welche Richtung wird es gehen? Beim Thema Verkehr hast du dir in den letzten Jahren eine entsprechende Expertise angeeignet, aber ursprünglich kommst du eigentlich aus der ziemlich trockenen Informatik.
Dass die Informatik ‚trocken‘ sein soll, höre ich als gelernter Informatiker gar nicht gerne (lacht). Das ist ein durchaus spannendes Gebiet. Natürlich ist die Überlegung da, in der Informatik weiterzumachen – ich bin auch gerade dabei, mich entsprechend upzudaten.

Das Jahr 2021 hat sich wegen der Wahl immer weiter hochgeschaukelt, war für dich extrem. Dann deine schwere Erkrankung, gefolgt von einer Corona-Infektion und schließlich – von einem Tag auf den anderen – runter auf null. Hat dieser Aufschlag nicht auf gewisse Weise auch weh getan?
Nein – und das überrascht mich selbst am meisten. Mir geht überhaupt nichts ab, zumindest bis jetzt noch nicht (lacht). Meine volle Konzentration gilt dem Gesundwerden. Ich stehe täglich um halb sieben auf und beginne mit dem Training, mein Tag ist voll ausgelastet.

Markus Hein über sein Leben nach der Politik: „Mir geht überhaupt nichts ab, zumindest bis jetzt noch nicht.“

Machst du dir Gedanken über den Tag, als deine Gehirnblutung akut wurde? Warum du? Warum jetzt?
Null. Da muss man sofort nach vorne schauen und nicht zurück. Irgendwelche Sinnfragen oder ein ‚Warum ich?‘ bringen überhaupt nichts, das wäre in dieser Situation völlig falsch. Das ist halt so im Leben, dass man auch mit solche Dingen konfrontiert wird. Ich hab vom ersten Tag an versucht, alles selbst zu machen und selbstständig zu bleiben, obwohl etwa mein rechter Arm eine Zeit lang komplett gelähmt war.

Wie schnell war dir klar, dass du einen Schlussstrich unter deine Polit-Karriere ziehen wirst: War das wirklich erst nach der Wahl oder schon vorher während deiner Zeit im Krankenhaus?
Das war tatsächlich erst nach der Wahl. Nach meiner Erkrankung war für mich klar, dass ich weitermachen will. Nach der Wahlniederlage vom September brauchte die Linzer FPÖ aber eine starke, gesunde Persönlichkeit an der Spitze. Und ich bin derzeit nicht stark und gesund genug. Ein Weitermachen wäre für Partei, aber auch für die Linzerinnen und Linzer unfair gewesen, weil mir die Energie dafür einfach fehlt.

„Nach der Wahlniederlage vom September brauchte die Linzer FPÖ eine starke, gesunde Persönlichkeit an der Spitze. Und ich bin derzeit nicht stark und gesund genug.“

Markus Hein

Die ‚Droge‘ Politik, die Medien, die Öffentlichkeit, das Gestalten – alles weg. Ich stelle mir das ziemlich schwer vor, vor allem wenn es so plötzlich und unerwartet passiert.
Wehgetan hat es mir nur einen einzigen Tag: Als ich beim Bezirksparteitag meinen Rücktritt bekanntgegeben habe, weil es viel Verbundenheit und Freundschaften weit über die Politik hinaus gab. Danach habe ich mich extrem schnell damit abgefunden, weil ich einer bin, der immer nach vorne schaut. Derzeit lese ich nicht mal die Zeitung, weil ich mich mit gewissen Dingen gar nicht mehr befassen will – und weißt du was? Es geht mir extrem gut dabei.

Talk bei der Brücke: LINZA CR Wilhelm Holzleitner (r.) mit Ex-Vizebürgermeister Markus Hein und seinem Hund Sky.

Dennoch ein letzter Blick zurück: Wie in fast allen anderen FPÖ-Ortsgruppen gab es auch für dir Linzer FPÖ bei der Wahl eine feste Watschn. Gibst du dir selber auch eine Mitschuld an diesem Ergebnis?
Seit ‚Ibiza‘ ziehen sich diese zehn Prozent Verlust für die FPÖ österreichweit mehr oder weniger durch. Es ist uns anscheinend immer noch nicht gelungen, das Vertrauen zurückzugewinnen. Unsere Wähler sind aber nicht zu anderen Parteien gewechselt, sondern großteils einfach zuhause geblieben.

Jetzt ist das Linzer Verkehrsressort bei Bernhard Baier und der ÖVP in neuen Händen.
Wichtig ist, bei den großen Projekten gemeinsam mit dem Land OÖ am Ball zu bleiben und gemeinsam zu denken, es muss Schluss sein mit dem Polit-Hickhack. Das Pendlerproblem – etwa im Linzer Süden – ist nur gemeinsam mit dem Land zu lösen, weil der Stadt alleine dazu auch das Geld fehlt.

Wirst du im kleinen, lokalen Kreis weiter für die FPÖ arbeiten – so wie dein Vorgänger Detlef Wimmer?
Ja, der Arbeit in der Ortsgruppe und im Bezirk bleibe ich politisch sicher erhalten, da gehts mir vor allem auch um Freundschaftspflege.


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