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Der Meistertitel in Linz: Auch schon wieder 50 Jahre her!

2. Mai 2024
in Sport
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Am 1. Juni 2024 ist es auf den Tag genau auch schon wieder 50 Jahre her, dass der Meistertitel im Fußball das letzte Mal nach Linz geholt wurde. Erst in der letzten Runde konnten die Blau-Weißen daheim mit einem 2:0 gegen Vienna den Titel sichern. Damals Kapitän: Ferdinand „Milo“ Milanovich. Im darauf folgenden Meistercup holten die Blau-Weißen gegen den FC Barcelona vor 25.000 Fans im Linzer Stadion ein 0:0. 1980 errang “Milo” als Trainer noch den Vizemeister. Im LINZA-Talk spricht der 77-Jährige über diese denkwürdige Zeit.

Ferdinand Milanovich – jetzt ist es schon unglaubliche 50 Jahre her, als Du als Kapitän mit dem SK VOEST LINZ den Meistertitel nach Linz holtest. Wie hast Du diese Zeit in Erinnerung?
Es war ja quasi ein doppeltes Jahrhundertereignis. Erst der Meistertitel und dann in der ersten Runde des Meistercups wurde uns der FC Barcelona mit Johann Cruyff zugelost. Eine unglaubliche Zeit, das kann man sich gar nicht vorstellen, was das für uns Spieler bedeutet hat.

Habt ihr im ersten Moment überhaupt realisiert, was und wer da auf euch zukommt?
Uns ist schwindlig geworden, wie wir den Kader der Spanier mit den Weltstars Cruyff und Neeskens durchgegangen sind, dazu der legendäre Rinus Michels als Trainer: Die Mannschaft hatte damals schon 18 Teamspieler in ihren Reihen, das war der absolute Wahnsinn.

In Linz gab’s vor 25.000 Fans auf der Gugl ein überraschendes 0:0, ihr seid über weite Teile ebenbürtig gewesen.
Die Frage war auch damals schon: Wie schätzt Dich der Gegner ein? Barcelona hat nicht mal unseren Vereinsnamen gekannt, Rapid oder Austria war ein Begriff. Aber wir? Barcelona war zudem von sich komplett überzeugt. Wir waren auf Augenhöhe und haben schon in Linz einige sehr gute Chancen kreiert.

Auch als Trainer machte “Milo” – wie hier beim SK Donau Linz – stets eine gute Figur.

Und beim Rückspiel dann die 0:4-Watschen….
Wir sind stark gestartet, haben in der ersten halben Stunde an die Stange geschossen, unser deutscher Stürmer Michael Lorenz hatte eine weitere Riesenchance. In der 38. Minute haben wir durch einen Eigenfehler ein Tor kassiert und knapp vor der Pause ein zweites, dann war’s gelaufen. In der zweiten Halbzeit haben sie perfekt gespielt und den Ball laufen lassen. Das war schon damals eine absolute Traum-Mannschaft.

Hast Du als Kapitän nach dem 0:0 in Linz eine Aufstiegsprämie ausgehandelt oder wäre das zu vermessen gewesen?
Das war damals kein Thema für uns, dafür war die Freude auf das Spiel in Barcelona viel zu groß. Geld war uns komplett Wurscht. Vom Verein wurde uns aber eine “dementsprechende Prämie” in Aussicht gestellt.

Empfindest Du so etwas wie Wehmut, weil das Linzer Stadion – die Stätte eures Triumphs – abgerissen wurde?
Nein, denn wenn es die Möglichkeit gibt, was Besseres und Zeitgemäßeres zu machen, dann soll man das auch tun. Die Diskussion um die Stadionlaufbahn gab es übrigens schon damals, denn entsprechende Stadien sah man im Ausland bereits immer öfters. Wir haben davon geträumt, auch so etwas zu haben, waren mit dem Linzer Stadion aber dennoch zufrieden, obwohl wir als die absoluten Bittsteller behandelt wurden, wir durften hier nicht mal trainieren. Der damalige Stadionchef Eugen Wiesberger hat immer gejammert und gesagt: “Wenn ich euch das erlaube, kommt der LASK auch und der schöne Platz wird kaputt.”

Ist der FC Blau-Weiß Linz noch der SK VOEST von damals – so wie viele Fans sich das wünschen?
Nein, die VOEST ist das nicht mehr. Aber man hat natürlich schon einen Bezug zu damals. Ich nenne es eine “leichte Seelenverwandtheit”.

Übers Geld haben wir noch gar nicht gesprochen. Wie war das denn damals, 1974, im Meisterjahr: Der Werksklub war bekannt, dass viel Geld da ist. Konnte man als Kicker beim SK VOEST reich werden?
Nein, leider nicht. Was sich ausgegangen ist, war, dass der Partner nicht arbeiten hat müssen oder du das Doppelte von einem, der im Büro sitzt, gehabt hast. Erst Ende der 1980er-Jahre sind die Gehälter dann explodiert.

Die blau-weiße Meisterelf von 1974 mit Kapitän Ferdinand Milanovich (Mitte hinten).

Der ehemalige Weltstar Mario Kempes hat mal gesagt, er ist um 30 Jahre zu früh geboren, um richtig gut zu verdienen. Geht’s Dir auch so?
Nein, ich hadere nicht, ich hatte immer eine hervorragende Zeit. Ich war als Spieler Meister, wurde mit nicht mal 32 Jahren zum jüngsten Bundesligatrainer, hab’ den Teamkapitän Willy Kreuz und den Vizemeister-Titel nach Linz geholt. Das hat alles super gepasst, es gibt keinen Grund, irgendetwas nachzutrauern.

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