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„Da werden wir auf keinen rot-blauen Zweig kommen“

29. April 2019
in Politik
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Der 31-jährige Jurist Michael Raml ist das neueste – und jüngste – Mitglied der Linzer Stadtregierung. Für Raml ist es eine Rückkehr, saß er doch bereits vor seiner Zeit als Bundesrat von 2009-2015 im Linzer Gemeinderat. Raml über seine neue Aufgabe, die Zusammenarbeit mit der SPÖ und Kichererbsen:

Michael Raml – sind Sie nach fast vier Jahren Wien froh, wieder zurück in Linz zu sein – oder hätte es Ihnen in der Bundeshauptstadt nicht noch ein bisschen länger gefallen?
Das ‚Auswärtsspiel‘ im Bundesrat war eine extrem spannende und lehrreiche Zeit. Aber ein Heimspiel ist halt doch am schönsten – so gesehen ist es für mich perfekt, wieder zuhause in Linz zu sein.

Und wie war dieses ‚Auswärtsspiel‘ für Sie – haben Sie ein paar Treffer erzielt?
Ich habe als Bundesrat viel gelernt und sowohl die Oppositions- als auch die Regierungszeit miterlebt. Ich konnte enorm viele Kontakte knüpfen, was mir in der neuen Funktion als Stadtrat auch sehr viel helfen wird.

Viele halten den Bundesrat für zahnlos, weil dort kaum Entscheidungen gefällt werden können. Manche wollen diese Institution daher abschaffen.
Es stimmt schon: Der Bundesrat hat rechtlich nur sehr eingeschränkte Kompetenzen. Was aber in der Diskussion immer untergeht, ist die extrem gute Vernetztheit, die man als Bundesrat hat. Man ist Mitglied des Nationalratsklubs, ist bei allen Nationalratssitzungen mit dabei und erfährt dort alle Entwicklungen aus erster Hand. Und darüberhinaus ist man auch Mitglied des jeweiligen Landtagsklubs und bei jeder Landtagsklubsitzung präsent. Als Bundesrat bildet man damit eine perfekte Schnittstelle zwischen Bund und Land. Politik besteht eben nicht nur aus Parlamentssitzungen und Gesetzesbeschlüssen, viel wichtiger ist der Weg zu diesen Entscheidungen.

Der neue Linzer Stadtrat Michael Raml zu seiner Zeit als Bundesrat
Der neue Linzer Stadtrat Michael Raml zu seiner Zeit als Bundesrat

Was hat Sie damals eigentlich in die Politik verschlagen? So wirklich sexy ist der Job angesichts der vielen medialen Kritik ja nicht wirklich.
Es hat mir bereits zu Schulzeiten Spaß gemacht, mich für andere einzusetzen. Ich  war Schülervertreter, Klassensprecher und Schulsprecher-Stellvertreter. Ich bin gerne unter Menschen und spreche sehr gern mit Leuten. Mit 15 wurde ich dann erstmals auch politisch aktiv.

Und wie gut funktioniert der Querpass mit ihrem „Boss“, Vizebürgermeister Markus Hein?
Wir kennen uns, seit ich fünf Jahre alt bin. Ich bin 1987 geboren, Markus ist 1992 nach Linz gekommen. Mein Elternhaus war direkt neben dem Haus unserer gemeinsamen Burschenschaft in der Lindengasse in Urfahr.

Das Thema Sicherheit gehört zu Ihrem Hauptressort. Wo sehen Sie  Ansatzpunkte, etwas besser oder anders zu machen als Ihr Vorgänger Detlef Wimmer?
Sicherheit ist ja nicht das einzige Ressort in meinem Bereich, es gibt u.a. noch die Feuerwehren, Gesundheit, einen Teil der Finanzagenden und die Städtekontakte. Ich bin jetzt gerade dabei, mir einen Überblick zu verschaffen. Mein Vorgänger Detlef Wimmer hat sehr gute Arbeit geleistet, daher gibt es keinen groben Handlungsbedarf. Gerade beim Thema Sicherheit ist es aber ein großer Unterschied, ob man ein Ressort aus blauer oder grüner Hand übernimmt. Das Aufgabengebiet ändert und entwickelt sich ständig, es werden neue Herausforderungen auf uns zukommen. Das sieht man etwa beim Brennpunkt Hessenpark, der sich jetzt auf den Südbahnhof verlagert hat.

Von Bürgermeister Luger wurde ja die Schaffung einer Ersatzfläche für die Alkohol- und Drogensüchtigen angedacht. Unterstützen Sie diese Idee?
Am liebsten wäre mir, dass man Drogensüchtige von dort, wo sie andere Menschen belästigen, wegbekommt. Man muss aber auch realistisch sein und für diese Menschen einen Treffpunkt schaffen. Daher unterstütze ich die Idee einer Drogenersatzfläche. Man soll sich aber auch keiner Utopie hingeben, weil es extrem schwierig ist, einen geeigneten Platz zu finden, an dem sich keine Anwohner oder Spaziergänger gestört fühlen. Und natürlich kann es auch kein rechtsfreier Raum sein, an dem man sich munter alles mögliche reinziehen kann.

Der Ordnungsdienst hat sich nach anfänglicher Kritik seinen Platz in der Stadt erobert. Wie sehen Sie dessen Entwicklung?
Die Entwicklung des Ordnungsdienstes ist wirklich sehr erfreulich. Ich war ja bereits 2009 dabei, als dieser ins Leben gerufen wurde. Mit den neuen, dunkleren Uniformen wird der Auftritt nochmals professionalisiert. Eine Erweiterung der Kompetenzen ist aus meiner Sicht derzeit aber nicht nötig.

Was wird Ihre erste große Tat als Sicherheits-Stadtrat sein?
Ein spannendes Projekt ist der Start des „Heimweg-Telefons“, das ab 01. Mai startet. Das ist eine Nummer, die man Freitag, Samstag und vor Feiertagen von 22 bis 3 Uhr anrufen kann. Damit hat man ein besseres Sicherheitsgefühl, wenn man alleine nachts auf der Straße unterwegs ist oder an einer dunklen Haltestelle steht. Man fühlt sich nicht alleine und hat einen Ansprechpartner, der im Fall des Falles auch helfen kann – etwa wenn man sich verirrt hat oder andere Hilfestellungen braucht.

Ein großes Thema von Detlef Wimmer waren die Städtepartnerschaften. Wie werden Sie diesen Bereich angehen?
Man kann von anderen Städten sehr viel lernen. Es gibt ein Sprichwort: „Die besten Ideen haben immer die anderen“ – ich sehe es durchaus positiv, gute Dinge zu kopieren und zu übernehmen. Ich werde die Städtekontakte daher weiter intensiv pflegen, aber sicher nicht jeden Monat irgendwohin reisen.

Sie waren bereits einmal – von 2009 bis 2015 – Linzer Gemeinderat. Was haben Sie von damals mitgenommen?
Dass in der Politik manches langsamer geht als im normalen Leben und dass ein Kompromiss durchaus eine gute Lösung sein kann. Aber auch, dass man mit der SPÖ auf fachlicher Ebene sehr gut zusammenarbeiten kann. 

Apropos: Manche empfinden die Zusammenarbeit mit der Luger-SPÖ als zu innig. Sollte es nicht etwas mehr Peitsche und weniger Zuckerbrot geben?
Es muss ein kritisches, aber auch ein konstruktives Miteinander geben. Es gibt aber auch ganz klare Unterschiede, etwa im gesellschaftspolitischen Bereich und dem Thema der Migration. Da werden wir auf keinen rot-blauen Zweig kommen.

Sie sind noch sehr jung und haben eine abgeschlossene Ausbildung als Jurist. Geben Sie sich als Politiker ein Ablaufdatum?
Im Leben kann man sehr viel planen, aber nicht alles. Ich fühle mich jetzt in der Politik sehr wohl, weiß aber auch, dass ich eine sehr gute Ausbildung mit Diplom- und Doktoratsstudium in Jus und diverse Zusatzausbildungen habe. Ich mache mir daher absolut keine Sorgen, falls ich nicht mehr in der Politik bleiben will.

Sie waren auch fast zehn Jahre lang Ministrant. Spielt der Glauben heute noch eine Rolle für Sie?
Ja, obwohl ich die Amtskirche sehr durchwachsen sehe. Religion und Glaube sollen einem Menschen Kraft und Halt geben. Man kann sich aber nur an etwas anhalten, das Bestand hat und wie ein Fels in der Brandung steht. Ich halte es daher nicht für zielführend, wenn die Kirche versucht, dem Zeitgeist zu folgen, nur weil man glaubt, dadurch weniger Mitglieder zu verlieren.

Sind Sie ein Linzer – oder fühlen Sie sich eher als Urfahraner? Sie sind ja nördlich der Donau aufgewachsen und manche legen großen Wert auf diese kleine, aber feine Unterscheidung.
Ich habe mal einen Ausflug gewagt und eineinhalb Jahre drüben in Linz in der Hirschgasse gewohnt, bin aber sehr gerne wieder zurück nach Urfahr gekommen. Hier hat man eine sehr gute Lebensqualität und viel Grün. Ich bin aber überzeugt, dass man auch drüben südlich der Donau ganz gut leben kann (lacht).

Mit Ihrer Band RAULEDER stehen Sie auch öfters auf der Bühne.
Ich haben mein Engagement bei der Partyband RAULEDER während meines Studiums sehr intensiv erlebt, es war eine wunderbare Erfahrung. Als aber der Berufsalltag dazukam, ging es nicht mehr, freitags und samstags bis zwei Uhr früh auf der Bühne zu stehen. Ich will mir die Musik als Hobby aber auf jeden Fall weiter bewahren, wobei sich die jährlichen Auftritte zukünftig wohl an einer Hand abzählen lassen werden.

Und wie sieht’s bei RAULEDER mit Groupies aus?
Ich glaube unser Potenzial für Groupies ist um einiges geringer als jenes von Hansi Hinterseer (lacht).

Zum Abschluss noch ein kurzer LINZA RAP:

Schwarz-Weiß oder Blau-Weiß?
Weder noch, ich bin kein Fußballfan.

Donaustrand oder Parkbad?
Ganz klar Donaustrand.

Linzer Schnitzel oder Kichererbsenauflauf?
Eindeutig das Linzer Schnitzel.

Hund oder Katze?
Katze, da wir einen Kater haben.

Luger oder Baier?
Luger.

SUV oder VW Golf?
Weder noch. Ich habe einen Kombi.

Straßenbahn oder E-Roller?
Vespa!

Landestheater oder Rockkonzert?
Landestheater.

Keyboard oder Quetschn?
Die Quetschn.

Pöstlingberg oder Großglockner?
Als Linzer natürlich der Pöstlingberg.

Interview: Wilhelm Holzleitner

 

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