Als Gesundheitslandesrätin war Christine Haberlander in den letzten Wochen extrem gefordert. Im LINZA-Talk spricht sie über die spektakuläre Beschaffungsaktion von Schutzausrüstung aus China.
Frau Landesrätin, zusätzliche Schutzmasken und medizinisches Material konnte erst nach dem Höhepunkt der Pandemie für OÖ gesichert werden. Wie kam‘s zu der Verzögerung?
Der Weltmarkt für medizinische Schutzausrüstung ist ein hart umkämpfter. Denn Corona stellt nicht nur Österreich sondern die ganze Welt vor große Herausforderungen. Hier kann ich mich nur bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die im Krisenstab des Landes und bei der Oberösterreichischen Gesundheitsholding für die Beschaffung zuständig waren, für ihren enormen Einsatz bedanken. Ihr Engagement hat es überhaupt möglich gemacht, dass sich Oberösterreich am Weltmarkt durchsetzen konnte und bereits mehrere Großlieferungen in Oberösterreich angekommen sind.
Klar ist uns aber auch, dass wir diesen wichtigen Markt den asiatischen Ländern nicht alleine überlassen dürfen. Deshalb haben wir mehr als die Hälfte aller Aufträge für diese so wichtigen medizinischen Verbrauchsgüter an heimischen Unternehmen vergeben. Damit schaffen wir Versorgungssicherheit, stärken die Wirtschaft und sichern heimische Arbeitsplätze. Dennoch müssen wir uns zusätzlich weiterhin am Weltmarkt nach Schutzausrüstung umsehen. Auch wenn sich die Zahlen in die richtige Richtung bewegen, dürfen wir nicht nachlässig werden und so eine erneute Verschärfung der Lage verursachen.
Wer trägt die Kosten für die Bevorratung und die durchgeführten Frachtflüge – und wer trägt diese?
Das Land Oberösterreich hat die Oberösterreichische Gesundheitsholding mit der Beschaffung der medizinischen Verbrauchsgüter beauftragt. Das Gesamtauftragsvolumen aller Organisationen entspricht derzeit einer Höhe von knapp 54 Millionen Euro von geplanten 80 Millionen Euro. Rund die Hälfte dieses Auftragsvolumens wurde an die oberösterreichische Unternehmen vergeben. Natürlich werden aber auch die Kosten für die am Weltmarkt beschafften Schutzausrüstungen und deren Transport von diesem Budget abgedeckt – das verhält sich auch bei Luftfracht so.
Sehen Sie Versäumnisse bei der zeitgerechten Bevorratung von Schutzmasken, Handschuhen und Schutzanzügen?
Niemand konnte diese Krise vorhersehen, wir waren gut auf das vorbereitet was wir bereits gekannt haben. Zu Beginn der Coronakrise waren die Lager mit medizinischen Verbrauchsgütern gefüllt und unsere Krankenhäuser haben zudem auf die täglich veränderten Gegebenheiten reagiert, so dass stets Material vorhanden war. Von einem Versäumnis kann man hier nicht sprechen, denn zum Zeitpunkt des Eintreffens der beiden Groß-Lieferungen aus Fernost war in all unseren Kliniken der Oberösterreichischen Gesundheitsholding noch Schutzausrüstung in einem notwendigen Ausmaß verfügbar.
Hat man die Bevorratung dieser Dinge in den letzten Jahren zu nachlässig behandelt? Gab es keine entsprechenden Pläne?
Wir werden nach der Corona-Krise unsere Schlüsse ziehen, was hat gut funktioniert, wo sind die größten Herausforderungen aufgetreten und an welchen Schrauben müssen wir drehen um uns künftig besser auf solche Situationen einstellen zu können. Eine so prompt auftretende Krise in dieser Größenordnung hat man jedoch nicht vorhersehen können. Wir haben es mit einem starken Gegner zu tun, der uns zu Beginn unbekannt war, den wir aber jeden Tag besser kennenlernen.
Einige Oberösterreich Unternehmen beklagen, dass diese nicht zum Zuge kamen.
In den ersten Wochen ging eine überwältigende Anzahl an Angeboten bei uns ein. Es ist erfreulich zu sehen, dass die oberösterreichischen Unternehmen bei der Bewältigung der Krise helfen wollen. Die zahlreichen Angebote wurden nach unseren Anforderungen sondiert und auch beantwortet. Wir analysieren laufend den vorhanden Bedarf und vergeben die Aufträge nach genau festgelegten Kriterien, etwa Qualität, Lieferzeitpunkt und Kosten.
Welche Schlüsse ziehen Sie für Ihr Ressort diesbezüglich aus der Corona-Krise?
Es zeichnen sich unterschiedliche Themen ab, in denen wir uns künftig besser aufstellen müssen. Zum einen ist die Materialbeschaffung und die große Abhängigkeit von Asien ein Problem, wenn die ganze Welt auf der Suche nach denselben Produkten ist. Auch wenn bereits für Nachschub gesorgt werden konnte, müssen wir uns hier breiter aufstellen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die vielen heimischen Unternehmen, die ihrer ihre Produktion umgestellt haben, um uns jetzt in der Krise zu unterstützen. In Zukunft werden wir auch über andere mögliche Gefährdungsszenarien nachdenken müssen und uns für den Notfall vorbereiten. Weitere Lernprozesse sind etwa, dass die Bedeutung des Impfens noch wichtiger werden muss, denn die Krankheit endet beim Geimpften.
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