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„Jahrmarkt light“: Schausteller blitzen mit fertigem Konzept bei der Stadt Linz ab

5. September 2020
in Freizeit, Linz
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Der Herbst-Urfahranermarkt ist abgesagt, es wird auch keine Light-Version geben. Grund sei laut Stadt Linz das fehlende Interesse der Schausteller und Marktbeschicker. Dem steht nun die Aussage eines Schaustellers gegenüber – er legte sogar ein konkretes Konzept für den Jahrmarkt vor – dieses soll aber von den Marktverantwortlichen ohne jede Prüfung abgeschmettert worden sein.

Linz hat sich entschieden, auch den Herbst-Urfahranermarkt ausfallen zu lassen. Der Schaden ist beträchtlich: 400.000 bis 600.000 Besucher wären erwartet worden. Umsatzzahlen gibt es keine, Schätzungen belaufen sich auf etwa 25 Millionen Euro. Nicht nur die krisengebeutelten 275 Schausteller und Standler gehen leer aus, auch der Stadt Linz entgeht eine enorme Summe an Steuern und Einnahmen.

Vergnügungspark mit „Corona-Regeln“ möglich
In Ansfelden bei Linz wird vorgezeigt, dass es sehr wohl möglich gewesen wäre, einen „Jahrmarkt light“ durchzuführen. Oswald Zehetner vom gleichnamigen Schaustellerbetrieb hat dort gemeinsam mit Rudi Schlader und Gastwirt Thomas Stockinger den „Elefantenpark“ ins Leben gerufen – einen eingezäunten kleinen Vergnügungspark mit Zugangsbeschränkung. Den ganzen Sommer lang stehen hier acht Fahrgeschäfte, Sitzgelegenheiten und ein Erfrischrungskiosk zur Verfügung. Maximal 200 Personen dürfen gleichzeitig auf das Festgelände, durch Stundenkarten ist gewährleistet, dass es zu keinem Gedränge kommt. Mit einer Flatrate von zehn Euro (eine Stunde) bzw. 15 Euro (Tageskarte) darf man so oft fahren, wie man will.

Der „Elefanten-Vergnüngungspark“ in Ansfelden hat seinen Namen vom Anschober-Babyelefanten.

„Fertiges Konzept, aber kein Wille zur Umsetzung„
Die Idee wäre auch problemlos auf das Jahrmarktgelände übertragbar gewesen – vor allem, weil dort noch viel mehr Platz zur Verfügung stünde. Oswald Zehetner: „Wir haben das selbe Konzept, das wir in Ansfelden verwirklicht haben und das zu 100 Prozent den Corona-Regeln entspricht, auch den Verantwortlichen in Linz präsentiert. Wir merkten aber sehr schnell, dass man statt des normalen Jahrmarkts grundsätzlich keine Veranstaltung wollte.“ Zum verantwortlichen Vizebürgermeister Bernhard Baier sei man gar nicht erst durchgedrungen: Bereits Anke Merkl, Leiterin der Abteilung Wirtschaft der Stadt Linz, habe das vorgelegten Konzept vom Tisch gewischt. Von Baier gab es im Vorfeld lediglich die Aussage, dass die Schausteller grundsätzlich kein Interesse an einer abgespeckten Jahrmarkt-Version gehabt hätten.

Die Elefantenpark-Macher (v.l.) Thomas Stockinger, Rudi Schlader und Oswald Zehetner. (Foto: GH Stockinger)

Idee eines „Urfix light“ hätte wohl politische Mehrheit gehabt
Politisch hätte es wohl eine Mehrheit für einen „Jahrmarkt unter besonderen Bedingungen“ gegeben: Sowohl Bürgermeister Luger (laut Medienberichten) als auch die Linzer FPÖ wären für die Idee zu haben gewesen: „In der aktuellen Situation ist jede Veranstaltung ein Segen für die Schausteller, aber auch für die leidgeprüften Linzerinnen und Linzer. Die Stadt hätte die Idee mit einer Freistellung der Standgebühren unterstützt. Ganz offensichtlich gab es aber auch nie eine breite Gesprächsrunde mit den Schaustellern, wie von Bernhard Baier behauptet“, sagt FPÖ-Vizebürgermeister Markus Hein.
„Traurig, dass man sich neuen Ideen völlig verschließt. Im Frühjahr wurde von Bernhard Baier ein Corona-taugliches Konzept für den Herbst-Jahrmarkt versprochen, darauf warten wir leider bis heute. Die von Oswald Zehetner vorgelegte Idee wäre perfekt gewesen und hätte der Stadt noch dazu keinen Cent gekostet“, sagt Lorenz Potocnik von NEOS Linz.

Trauner Kirtag statt Urfahraner Jahrmarkt
Des einen Freud‘, des andern Leid, denn in der Linzer Nachbarstadt Traun war man mutiger: Der „Trauner Kirtag“ wird inklusive Fahrgeschäfte durchgezogen und findet an den Wochenenden von 17. bis 20. und 24. bis 27. September statt – übrigens inklusive breiter Beteiligung der Schausteller Schlader und Zehetner.
Infos: www.traunerkirtag.at

Kommentar
Absurde Corona-Regeln
Die Corona-Regeln sind an Absurdität kaum noch zu übertreffen. So dürfen in Fußballstadien wie Graz bis zu 10.000 Zuschauer hinein, auch in der Linzer Eishalle (indoor wohlgemerkt) sind 1.600 Fans erlaubt – und das bei besten ‚Corona-Bedingungen‘ von acht Grad Celsius. Aber Outdoor-Veranstaltungen mit sog. „freier Platzwahl“ sind mit maximal 200 Menschen begrenzt. Unter diese Regelung fiele auch der Urfahraner Jahrmarkt – trotz seines enormen Auslaufs von acht Fußballfeldern. Der Wiener Prater hingegen hat so gut wie keine Einschränkungen, weil er nicht als Jahrmarkt gilt. Wer soll sowas verstehen?

Ganz abgesehen davon ist die Passivität der Stadt absolut unverständlich. Der ‚Urfix‘ wird erneut abgesagt ohne jedweden Plan B– dabei wurde im April noch versprochen, den Jahrmarkt im Herbst in abgeänderter Form zu ermöglichen.

Wenn stattdessen Unternehmer (die ums Überleben kämpfen) einspringen und ein schlüssiges Konzept vorlegen, wird dieses nicht mal ignoriert. Unverständlich! Wo ist der Wille, mehr Normalität ins Leben zurückzuholen, wieder etwas zuzulassen – statt alles abzublasen, was nur geht, um nur ja keine Verantwortung übernehmen zu müssen? Ermöglichungskultur schaut jedenfalls anders aus. Von der Politik wird zurecht erwartet, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und mutig voranzuschreiten, statt wie das Kaninchen vor der Schlange zu sitzen und solange zu warten, bis es zu spät ist.

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