LINZA Sommergespräche: “In Linz stehen alle Zeichen auf Change”
Mit 4,9 Prozent zog NEOS Linz vor fünf Jahren ins Linst Rathaus ein. Jetzt gab es im dreiköpfigen Gemeinderats-Team einen “Spielerwechsel”: Auf Felix Eypeltauer, der in den Nationalrat wechselte, folgt mit Olga Lackner nun eine Spezialistin für Freiraum-, Wirtschafts- und Umweltfragen.
Olga Lackner – wie war Ihr Weg in die Politik – und warum gerade zu NEOS?
Als Planerin kommt man laufend mit der Politik in Berührung. Die Politik gibt die Regeln und die Grenzen vor und schafft auch die entsprechenden Möglichkeiten. Das war der Ansatz, mich stärker mit Politik auseinanderzusetzen. 2013 kam ich mit dem jetzigen Fraktionsobmann von NEOS Linz, Lorenz Potocnik, in Kontakt. Er war damals auch als Architekturkritiker und freier Stadtentwickler bekannt. Wir haben uns oft ausgetauscht – etwa über die Problemzone Hessenplatz, wo ich wohne. Als Lorenz dann 2014 bei NEOS Linz andockte, stieß auch ich dazu. Begeistert hat mich bei Lorenz Potocnik und NEOS vor allem der liberale Ansatz, der in alle Bereiche geht. Eine andere Partei wäre für mich nie in Frage gekommen.
Wie war Linz denn Ihrer Meinung nach in den letzten fünf, sechs Jahren unterwegs, was Stadtplanung und Stadtentwicklung betrifft? Die Begriffe haben sich ja mittlerweile bei allen Stadtparteien verfestigt.
Ja, aber die Begriffe wurden von NEOS Linz ins Spiel gebracht und auch von uns als erster systematisch verfolgt und debattiert. Jetzt schmücken sich halt alle damit. Auch das Thema Linz als Innovationsstadt haben wir als erstes auf die Agenda gesetzt, mittlerweile hockt da sogar unser Bürgermeister drauf und hat diesen – allerdings wenig glaubwürdig – vereinnahmt.
Wie ernsthaft sind diese Begriffe und Themen denn umgesetzt worden?
Von der jetzigen Stadtregierung leider stümperhaft oder gar nicht. Auf jeden Fall wurden die Bürger in der Stadtentwicklung richtiggehend ignoriert. Straßenräume, Wohnanlagen und Parks – hier gibt es enorme Versäumnisse. Siehe Hessenpark: Die Probleme hier blieben jahrelang unbehandelt, jeder duckte sich weg. Man traute sich nicht mal, die Knackpunkte (Drogen, Alkohol, Anm.) anzusprechen. Bürgermeister Luger arrangierte sich lieber mit der Situation, die Bewohner hatten kein Mitspracherecht. Mit unserer Bürgerinitiative haben wir bewiesen, dass Lösungen möglich sind. Jetzt ist der Hessenpark wieder ein innerstädtischer Park für alle.
Eine Frage an Ihre Rolle als Landschaftsplanerin: Wie geht denn Linz grundsätzlich mit seinen Parks um?
Linz vernachlässigt seine Parks seit vielen Jahren, die Pflege wurde auf ein Minimum heruntergefahren, Gestaltung und Baumpflege finden so gut wie gar nicht mehr statt, schlicht und einfach weil Umschneiden billiger kommt. Eine furchtbare Entwicklung, leider. Ich weiß nicht, ob es der richtige Ansatz ist, alles wegzuschneiden, was ein bisschen nach Arbeit riecht.
Mittlerweile haben auch alle Parteien das Thema Stadtbegrünung für sich entdeckt. Wie glaubwürdig und ernsthaft ist das alles?
Das ist großteils Populismus. Mein Ansatz wäre, endlich ein gesamtes Grünkonzept für Linz zu machen als dieses seltsame Stückwerk, wo jeder irgendeine Idee umsetzen will. Jetzt zum Beispiel die Sache mit den 1.000 Bäumen: Das ist gelinde gesagt ein Witz. In Steyr, das gerade mal ein Fünftel der Einwohner von Linz hat, gibt es ebenfalls eine Initiative, die 1.000 Bäume fordert. Wenn wir die Kühlung der Innenstädte durch Bäume konsequent angehen wollen, braucht man 200.000 neue Bäume für Linz – für jeden Bewohner einen. 1.000 Bäume – das sind gerade mal die Nachpflanzungen von ein paar Jahren. Vielen geht‘s leider nur um die schnelle Schlagzeile in der Zeitung, aber um keine nachhaltigen Lösungen. In Summe passieren in Linz nur viele kleine populistische Fragmente. Eine echte Vision in Richtung Klimahauptstadt gibt es nicht.
2021 wird in Linz und im Land OÖ gewählt. Wie sehen Sie die Chancen?
In Linz ist sehr vieles möglich, weil alle Zeichen auf „Change“ stehen. Luger ist angezählt, er taumelt von einem Fettnäpfchen ins andere. Ich kenne niemanden, der ihn politisch wirklich schätzt. Wir peilen ein zweistelliges Ergebnis und damit den Einzug in den Stadtsenat an. Lorenz Potocnik mit seiner bürgernahen Arbeit und den Support der vielen Bürgerinitiativen hat hier Enormes erreicht, das wird sich im Wahlergebnis niederschlagen. Es gelang ihm, ständig, heiße Eisen aus dem Feuer zu holen wie etwa Rettung des Pichlinger Sees. Wir sind seit 2015 eigentlich die einzige Gruppierung im Linzer Gemeinderat, die progressive, zukunftsgerichtete und unbestechliche Arbeit macht. Das beweisen unsere vielen Ideen und Anträge, die immer wieder erfolgreich kopiert werden. Aber damit können wir gut leben, wenn unsere Ideen so umgesetzt werden.
Und wie schaut‘s für den Landtag aus? 2015 wurde der Einzug von NEOS ja knapp verpasst.
2021 gelingt der Einzug, davon bin ich überzeugt. Einerseits dank des Rückenwindes aus Wien und der perfekten Performance von Beate Meindl-Reisinger. NEOS ist keine Unbekannte mehr wie vor fünf Jahren, als wir das erste Mal angetreten sind. Und andererseits durch das starke OÖ Team rund um Felix Eypeltauer, das an den Start geht. Eines der großen Themen wird dabei die Raumplanung sein – und der damit verbundene Filz in diesem Land. Hier gibt es eine unerträgliche, absolute Willkür immer zugunsten der ÖVP-Klientel.
Wo sehen Sie sich in den kommenden Jahren – in der Stadt Linz oder doch auf Landesebene? Beides wären für Sie wohl spannende Herausforderungen.
Zweifellos. Auf Landesebene könnten wir mit dem Einzug echte Pionierarbeit leisten und diesen unerträgliche schwarze Freunderlwirtschaft bekämpfen, das hat schon einen großen Reiz. Nur NEOS kann dafür garantieren, dass dieser Unkultur endlich ein Ende findet.
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