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„Die S-Bahn kommt in der Form sowieso nicht“

7. September 2021
in Linz, Politik
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Broschüren sind gedruckt, Presseaussendungen verschickt und eigentlich sollte die S-Bahn quer durch Urfahr „auf Schiene“ sein. Große Sorge bereitet den Anrainern aber die geplante Trassenführung mitten durch dicht bewohntes Gebiet, worauf ein Termin bei Bürgermeister Klaus Luger gesucht wurde. Der verwunderte dabei mit einer seltsamen Aussage: Der Satz „Die S-Bahn kommt in der Form sowieso nicht“ soll gefallen sein.

Spätestens 2028 soll die S6 Mühlkreisbahn vom Mühlkreisbahnhof in Urfahr über die Reindlstraße und die Eisenbahnbrücke im 15min-Takt zum Hauptbahnhof rollen. Die Streckenführung erfolgt dabei (u.a. aus Kostengründen) oberirdisch, die Verkehrsadern Hauptstraße und Wildbergstraße sollen mit Ampelregelung passiert werden. Vom Osten aus Gallneukirchen kommend wird die S7 ebenfalls durchgehend oberirdisch durch das Univiertel und Dornach über das Naherholungsgebiet Donaudamm durch die Pragerstraße über die Eisenbahnbrücke geführt.

Die Pragerstraße Richtung Osten mit der geplanten Bahntrasse.

Beim Gasthof Lindbauer entsteht mit dem Nahverkehrsknoten Urfahr Ost ein eigener Bahnhof, an dem zwei S-Bahnen, zwei Straßenbahnen und zwei Buslinien zusammentreffen. Ab 2028 wird somit alle 3 bis 4 Minuten eine Zuggarnitur über die Eisenbahnbrücke fahren.

Aus der Bewohnerstraße Pragerstraße, die derzeit eine Sackgasse ist, würde laut aktuellem Stand eine zweigleisige Zugtrasse werden. (Screenshot: Youtube/Land OÖ/Moviemedia Film & Mediaproduction)

Einen beträchtlichen Eingriff bringt die Streckenführung am Donaudamm auch für alle Freizeitsportler, Spaziergänger und Radfahrer: Die Dammkrone zwischen VOEST-Brücke und Pleschingersee müsste von derzeit etwa vier auf gut zehn Meter Breite mehr als doppelt so breit aufgeschüttet werden, auch für das erst kürzlich renaturierte Entlastungsgerinne neben dem Damm bedeutet das wohl einen größeren Eingriff.

Auf etwa zehn Meter Breite müsste die Dammkrone zwischen VOEST-Brücke und Pleschingersee verbreitert werden. (Screenshot: Youtube/Land OÖ/Moviemedia Film & Mediaproduction)

Die Streckenführung auf Linzer Stadtgebiet wurde bislang ohne wirkliche Information oder Beteiligung der betroffenen Bürger festgelegt. Drei andere Varianten – die aber nie ans Licht der Öffentlichkeit drangen – sollen von den Planern bereits im Vorfeld ausgeschieden worden sein. Speziell am nördlichen Brückenkopf der Eisenbahnbrücke gehen die Wogen hoch: Im Wohngeviert rund um die Pragerstraße würden nicht nur um die 250 Bewohnerparkplätze wegfallen. Die S-Bahngarnituren rollen bald nur wenige Meter an den hunderten Wohnungen vorbei. Dabei nutzten viele Bewohner hier vor einigen Jahren das Angebot, ihre Mietwohnungen zu kaufen. Anrainerin Sabine Steindl: „Von den lauten Zuggarnituren abgesehen: Sowohl das Zufahren als auch das Parken wird hier bald unmöglich, weil es keine Ausweichflächen gibt.“

„Die S-Bahn kommt sowieso nicht“
Sabine Steindl suchte daher das Gespräch mit Bürgermeister Klaus Luger – „er ist schließlich für uns Bürger verantwortlich.“ Im Gespräch beschwichtigte Luger mit einer seltsamen Aussage: „Kein Grund zur Aufregung, die S-Bahn kommt in der Form sowieso nicht. Das mit der Trasse auf dem Donaudamm und durch die Pragerstraße funktioniert nicht“, soll Luger dabei gesagt haben.

„Kein Grund zur Aufregung, die S-Bahn kommt in der Form sowieso nicht. Das mit der Trasse auf dem Donaudamm und durch die Pragerstraße funktioniert nicht“

„Wir kennen uns nicht mehr aus“
Die Anrainer wollen diese Aussagen aber nicht so recht glauben. Steindl: „Einerseits ist jetzt Wahlkampfzeit und andererseits gibt es sogar fixfertige Broschüren, in denen auch der Bürgermeister zu Wort kommt und sowohl das Projekt als auch die Trassenführung mitten durch Dicht besiedeltes Gebiet bestätigt. Wir kennen uns ehrlich gesagt nicht mehr aus.“ Denn auch in der Juni-Ausgabe der stadteigenen Zeitung „Lebendige Linz“ wird das Projekt mit der kritisierten Streckenführung bestätigt, von Kritik seitens des Bürgermeisters keine Spur.

Eine enge Kiste: Geplante Trassenführung durch die Pragerstraße, die derzeit eine Wohnstraße und Sackgasse ist.

Keine unterirdische Streckenführung vorgesehen
Ungeklärt ist nach wie vor, warum weder in der Reindlstraße noch in der der Pragerstraße oder anderen Bereichen eine unterirdische Streckenführung zur Anwendung kommt. Hinter vorgehaltener Hand war zu erfahren, dass dies rein aus Kostengründen nicht umgesetzt wird. Sabine Steindl: „Weils mehr kostet, müssen die Linzerinnen und Linzer in den sauren Apfel beißen? Keiner würde etwa in Wien auf die Idee kommen, eine S-Bahn oder U-Bahnlinie innerstädtisch oberirdisch durch dicht bewohntes Gebiet zu bauen. In Linz geht das schon, weil auf die Bürger keine Rücksicht genommen wird.“

Kommt jetzt Volksbefragung?
Die Anrainer fordern eine Prüfung und Offenlegung der anderen Trassenvarianten, bevor weitergeplant wird: „Diese Mauschelei muss ein Ende haben, die Bewohner gehören endlich eingebunden.“
Sollte es weiter kein Zugehen auf die Bewohner geben, werde man alles tun, um eine Volksbefragung einzuleiten. Sabine Steindl: „Die nötigen 6.100 Unterschriften bekommen wir auf jeden Fall zusammen.“ Inhalt der Volksbefragung könnte sein, dass man eine Neuplanung der Trasse auf Linzer Stadtgebiet unter Einbindung der Anrainer fordert – oder das Naherholungsgebiet Donaudamm geschützt und erhalten werden muss. Steindl: „Hier hätte Linz viele Hebel, eine Optimierung der Trasse beim Land einzufordern“

Wichtig sei den Bewohnern, dass man nicht generell gegen das Projekt sei. „Es muss aber für alle passen, drüberfahren oder mit vagen Versprechungen abspeisen lassen wir uns sicher nicht. Die beiden S-Bahnprojekt betreffen so gut wie ganz Urfahr und somit über 40.000 Menschen.“

Titelfoto: Screenshot: Youtube/Land OÖ/Moviemedia Film & Mediaproduction)

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