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Von der Klima- zur Parkgaragenhauptstadt

28. September 2022
in Freizeit, Meinung
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Am Samstag wird der Urfahraner Herbstmarkt eröffnet. Aufgrund eines seit Jahren schmerzlich vermissten Verkehrsleitkonzepts gab’s in der Vergangenheit ein ums andere Mal ein Verkehrschaos. Heuer versucht man erstmals, die Probleme mit den bis zu 600.000 an- und abreisenden Besuchern besser in den Griff zu bekommen. Helfen soll dabei u.a. die Navigations-App NUNAV. Das einzige Problem dabei: Auswärtige Autofahrer werden mit dieser App nicht ferngehalten, sondern in die Parkhäuser mitten ins Zentrum von Linz und Urfahr geleitet. Statt entschärft wird der Auto-Zustrom so weiter intensiviert. De Begriff Park & Ride wird damit ad absurdum geführt.

„Autofahrer*innen werden in 17 vorselektierte Parkgaragen geführt und danach entweder zu Fuß oder mit den Linz Linien zum Marktgelände geleitet“, heißt es in der Aussendung der Stadt Linz zur Idee, die mit dem Auto anreisenden Urfix-Besucher in den Parkgaragen großteils mitten im Zentrum von Linz und Urfahr unterzubringen. Wenn man diesen Geistesblitz positiv sehen will: Endlich hat man sich mal Gedanken zum Thema Jahrmarkt-Verkehrskonzept rund ums Jahrmarktgelände gemacht. Dann wird es aber auch schon ziemlich schwierig, weitere innovative Ansätze zu erkennen. Eine App, die freie Plätze in Parkgaragen anzeigt, klingt eher nach 1990er als nach 2022.

Die zentralen Parkgaragen sollen das Verkehrsproblem rund um den Jahrmarkt lösen. (Screenshot: Stadt Linz Presseunterlagen)

Wo ist der Anreiz, das Auto lieber ganz stehen zu lassen? Wo wird dem wirklichen Park & Ride-Konzept Rechnung getragen? Hätte man das getan, würde man die Autos draußen vor der Stadt abfangen und die Jahrmarktbesucher dann von dort in die Öffis umleiten. Aber die PKWs mitten ins Stadtzentrum holen und dann – obwohl der 11.11. noch fern ist – von Park & Ride zu sprechen: Sorry, das ist Humbug.
Zudem geht die Idee, die Autos ins Zentrum richtiggehend einzuladen, auch völlig am Klimaschutzgedanken vorbei. Einmal mehr zeigt Linz, wie nackert die Stadt bei diesem Thema in Wirklichkeit dasteht und außer vieler schöner Worte und ein paar Alibibäumchen am Hauptplatz und in der Domgasse nicht viel zu bieten hat.

Ebenfalls ein nicht hinterfragtes Problem: Was machen jene Autofahrer, die vor den (zu erwartenden) vollen Parkhäusern stehen? Sie werden wie gehabt in den Bewohnerstraßen kreisen, kreisen und kreisen. Die wenigsten sind ohnehin bereit, für das Parkhaus noch extra zu bezahlen. Der entsprechende Tarif beträgt bei den großen Garagen 2,80.- pro Stunde, da kommen dann noch Straßenbahntickets dazu… macht für eine Familie in Summe schnell mal einen 20er extra.

Wie ein echtes Verkehrskonzept für den Jahrmarkt aussehen könnte? Mit positiven Anreizen, aber keinen teuren Parkhäusern mitten im Zentrum. Und mit einem Park & Ride Angebot, das seinem Namen auch gerecht wird; das sowohl die Linz Linien als auch ÖBB, LILO und die Wilhelm Welser-Busse aus Traun mit einbindet und von entsprechend attraktiven Kombi-Tickets begleitet wird.

Ein interessanter Vorschlag kommt von der MFG: „Die Linz-Linien könnten zumindest für die beiden besucherstarken Wochenenden des Jahrmarkts Freifahrten in den Öffis anbieten. Das wäre ein starkes Signal, das Auto weiter draußen stehen zu lassen und mit Zug, Bus und Bim anzureisen“, sagt MFG-Klubobmann Manuel Krautgartner.  
Kosten würde die Aktion kaum etwas, glaubt Krautgartner, weil der Großteil der bestehenden Fahrgäste ohnehin Monats- oder Jahreskarten besitzt und das Angebot hauptsächlich Autofahrer und Familien nutzen würden.

In Graz wurde einen ähnliche Idee bereits umgesetzt – dort gibt es mit der ‚Advent-Bim‘ ein ganz ähnliches Angebot, das hervorragend angenommen wird: In der steirischen Landeshauptstadt kann man an den Adventsamstagen mit Bus & Bim kostenlos fahren. In der ‚Klimahauptstadt‘ Linz setzt man bis auf Weiteres auf autofreundliche Apps und Parkgaragen im Zentrum.

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