Linz ist (außerhalb Wiens) jene Stadt in Österreich, in der es mit Abstand am höchsten hinausgeht, bei Hochhäusern steckt Linz alle anderen Landeshauptstädte in die Tasche. Ab 2025 steht in Linz mit dem Quadrill-Turm auch das erste Hochhaus, das die 100 Meter-Grenze überragt. Drei weitere Projekte sind auf Schiene. In unserer urbanen Hikingtour besuchen wir die zehn höchsten Wohn- und Bürotürme der City.
“Geil auf Hochhaus” war Linz aber nicht immer. Rückblick: Die Optik war bei der Eröffnung 1977 ein echter Provinz-Skandal – das Lentia 2000 im Zentrum Urfahrs war der Auslöser für die viele Jahre andauernde Hochhausphobie der Linzer. Erst der Wissensturm (2007/63 Meter) verhalf der Hochhauskultur wieder zum Durchbruch. Seitdem wurden fast im Jahresrhythmus neue Riesen eröffnet.

Das oö. Bautechnikgesetz definiert ein Hochhaus übrigens als „ein Gebäude, das auf jeder Seite höher als 25 Meter ist, oder dessen oberstes Geschoß allseits höher als 22 Meter über dem angrenzenden Gelände liegt.“ Gemäß dieser Definition hat Linz derzeit 246 Hochhäuser.
Bedauerlich: Bei keinem einzigen Wolkenkratzer gibt es einen Aussichtsbereich. Lediglich beim Wissensturm (63m) kann man mit einem Glas-Panaroamalift ein paar Ausblicke erhaschen. Löbliche Ausnahme ist der Quadrill-Turm, bei dem oben ein Panorama-Restaurant in 109 m Höhe vorgesehen ist. Aber der Reihe nach.
Wir starten unsere Skyscraper-Tour am Hauptplatz, von der Nibelungenbrücke aus hat man bereits einen imposanten Ausblick auf den Lentia-Komplex (1/mit 81 Metern die Nummer 4 in Linz) und den Brucknertower (99m/2). Beides reine Wohntürme – und obwohl speziell das Lentia viele Jahre lang kritisiert wurde, berichten Bewohner von einer sehr passablen Wohnqualität. Der 2021 eröffnete Brucknertower kommt bei den Kritikern ebfalls nicht gut weg – der Turm wirkt speziell im Sockelbereich kühl und eher abstoßend mit wenig Grünraum. Gleich daneben: die imposanten Würfel der Sparkassen-Zentrale (1979/60m hoch), die auch heute noch zeitlos-modern wirken.

Über die (formschöne) Neue Eisenbahnbrücke (vorbei am beeindruckenden Donauparkstadion (3), dessen Rasen auf das Dach eines Möbellagers gebaut wurde, geht‘s in Richtung Tabakfabrik. Bereits von der Brücke aus sieht man das neue Linzer Wahrzeichen in den Himmel ragen: Der Quadrill Tower (4) überragt mit seinen 109 Metern alle anderen Linzer Hochhäuser klar. Voraussichtlich ab Ende 2025 kann man hier vom obersten Stock aus bei einer Tasse Kaffee einen sensationellen Blick über die Donau bis hinaus ins Mühlviertel genießen.
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In der Gruberstraße 55 wartet auf unserer Runde ein weiterer Höhepunkt, allerdings ein über Jahrzehnte gewachsener: Ein 29 Meter hoher Mammutbaum (5/Sequoiadendron giganteum), er ist eines der 40 Naturschutzdenkmäler der Stadt. Viel Platz hat man ihm allerdings nicht gelassen, der Urzeitriese ist bis zum Stamm hin mit Asphalt zugepflastert. Die hauptsächlich in Kalifornien beheimateten Riesen können weit über 100 Meter hoch und 3.400 Jahre alt werden. Stammumfänge von bis zu 34 Metern sind belegt. Der aktuell höchste Baum der Welt heißt „Hyperion“, ist 116 Meter hoch und überragt den Bruckner Tower um satte 17 Meter.
Über den Südbahnhofmarkt (6/ideal für eine Jausenpause, hier lag einst der Südbahnhof der Pferdeeisenbahn, das Stationsgebäude von 1836 ist im Urzustand erhalten) gehts an der Raiffeisen-Zentrale vorbei zum Blumau Tower (7), mit 74,5 Metern die Nr. 6 im Hochhaus-Ranking. Über den Barbara-Friedhof (8/Tipp: Adalbert Stifters Grab besuchen!) gelangen wir zur eigenwilligen Fassade des „Lenau-Terrassen“-Hochhauses (9/61m) weiter zu einem absoluten Höhepunkt: dem denkmalgeschützten Lenau Hochhaus (10), das von vielen Linzern unverblümt als „schiach“ bezeichnet wird, dennoch versprüht es durchaus einen charmant-herben Charakter. Der Bau war aufgrund seiner Optik für die jahrzehntelange Linzer Hochhaus-Phobie, die durch den Bau des Lentia in Urfahr (1977) nochmals verstärkt wurde, so etwas wie der Hauptangeklagte. 1958 wollte man damit einen neuen Typus von Wohnhochhäusern profilieren. In Wels steht ein baugleicher Turm, der allerdings mit 78 Metern etwas höher ist und erst neun Jahre später fertiggestellt wurde: das Maria Theresia-Hochhaus. Mehrere weitere Türme desselben Typs waren geplant, kamen aber über das Entwurfsstadium nicht hinaus.

Weiter geht‘s über die morbide Unionkreuzung (hier ist ebenfalls ein neues Wohnviertel mit Hochbauten geplant) ins „Linzer Manhattan“, dem Bahnhofsviertel (11). Dort stehen mit dem wuchtigen Terminal Tower (12/98,5m, hier logiert das Finanzamt), dem strahlenden LUX Tower (76m), dem Power Tower (73m) der Energie AG (abends animierte Fassade), dem Blick.Punkt-Wohnturm (64m) und dem runden Wissensturm (63m) gleich fünf ansprechende Hochbauten.
Krönender Abschluss ist das höchste und älteste Linzer „Hochhaus“, der Neue Dom (13), der 1924 nach 62 Jahren Bauzeit eröffnet wurde. Seine 134 Meter sind bis heute unerreicht, sieht man mal von einigen Industriebauten und Sendern ab. Über die boomende Herrenstraße, durch das Landhaus und die Altstadt erreichen wir das Ende dieser an Höhepunkten reichen urbanen Hiking Tour, die schon bald erweitert werden muss, denn es geht weiter nach oben in Linz: Noch in der Planungsphase sind die DREI TÜRME (90,70 und 50m) in der Friedhofstraße. Ebenso das Projekt TRINITY, das ebenfalls aus drei Türmen besteht und bis zu 100 Meter nach oben gehen soll. Dazu gibt es mit der Swietelsky-Zentrale im Industrieviertel (75m), dem geplanten Hafenturm im Hafenviertel (69m), einem Hochhaus im neuen Stadtteil Ebelsdorf (80m) im Linzer Süden und der Post City mit elf neuen Türmen bis 65m weiter in die Höhe.
Ein anderes Hochhausprojekt – der Sky Garden Tower, der bereits im Jahr 2000 am Gelände der heutigen Stahlwelt hätte errichtet werden sollen und mit 160 Metern Höhe auch heute noch die Nr. 1 in Linz wäre, wurde noch vor Baubeginn gecancelt. Der höchste menschengemachte Bau sind die Büro- und Wohntürme in Linz aber nicht: Sowohl der Kamin des Linz AG-Fernheizkraftwerkes (183m) als auch die beiden Kamine im Stahlwerk (135m/115m), der Sender Freinberg (127m), der Hochofen (108m), das Kesselhaus (108m) und der Gasometer bei der voestalpine-Werkseinfahrt (102m) überragen bereits die 100 Meter-Marke.