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Die Urfahraner Hauptstraße als Fußgängerzone auf Zeit

14. Dezember 2016
in Linz
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Mit einer ungewöhnlichen Idee lässt ein ungewöhnliches Duo aufhorchen: Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein (FPÖ) und NEOS-Fraktionsführer Lorenz Potocnik wagen sich an die längst fällige Weiterentwicklung von Urfahr. Das nördlich der Donau gelegene Linzer Stadtviertel wurde von der Politik jahrzehntelang links liegen gelassen. Die probeweise Umwandlung der Hauptstraße zu einer Fußgängerzone soll den Auftakt einer umfassenden Aufwertung sein.

Die offene Zukunft des Mühlkreisbahnhof-Areals, die ungewisse Weiterverwendung des Jahrmarktgeländes, der Neubau der Eisenbahnbrücke,  die zweite Schienenachse, brachliegende Areale an der Wildbergstraße, zwei XL-Hochhausprojekte in zentraler Lage: In Urfahr herrscht Aufbruchstimmung. Größtes Manko: Immer noch fehlt ein echtes Zentrum. Die Hauptstraße als Verlängerung der Landstraße könnte ein solches ein, aber eine seit Jahrzehnten auf die lange Bank geschobene Verkehrslösung verhinderte das. Traurig aber wahr: Heute gilt die Shopping Mall der Lentia City als Zentrum des als Wohngegend extrem beliebten, sechs Quadratkilometer großen Stadtteils.

Grund: Während auf der Landstraße die Stadt lebt und pulsiert, bestimmt auf der Urfahraner Hauptstraße der motorisierte Individualverkehr das Geschehen. „Ein echtes Ortsteilzentrum in der Hauptstraße ist nur mit einer Aufwertung für die Fußgänger und Radfahrer denkbar“, glaubt Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein.

Architekt Matthias Seyfert (2.v.r.) mit Stadtrat Markus Hain (r.) und Stadtentwickler Lorenz Potocnik
Architekt Matthias Seyfert (2.v.r.) mit Stadtrat Markus Hein (r.) und Stadtentwickler Lorenz Potocnik

Hauptstraße als „gelber“ Lebensraum
Einen Denkanstoß für eine mögliche Entwicklung der Hauptstraße liefert Matthias Seyfert vom ARCHITEKTURBÜRO 1 ZT GmbH. Mit dem von FPÖ und NEOS unterstützten Projekt „Lebensraum Hauptstraße“ schlägt er vor, auch einmal abseits der gewohnten Verkehrsflächengestaltung Neues zu versuchen. Seyferts Idee: eine einjährige Testphase für eine Fußgängerzone auf Zeit. Kern des Entwurfs ist eine durchgehende gelbe Einfärbung der Hauptstraße vom Hinsenkampplatz bis zur Schmiedegasse. „So nimmt man die Hauptstraße neu wahr, die Veränderung wird sichtbar, es wird darüber geredet, der Startschuss ist gefallen“, so Seyfert.

Mehr Platz für Fußgänger und „Stadtmöblierung“
In der Mitte soll eine 4,5m breite Spur mit Längsstreifen besonders markiert werden. Hier können Busse und Radfahrer verkehren. Eine „Stadtmöblierung“ in Form von Pflanzen-/Sitz-Kombinationen soll zum Sitzen, Flanieren, Plaudern und Verweilen einladen. Zwischen Reindlstraße und Schmiedegasse bleibt der Autoverkehr ausgesperrt, PKWs kreuzen nur im Bereich Kaarstraße/Reindlstraße und Blütenstraße/Jägerstraße. Die erwähnte Reindlstraße – bisher teilweise als Einbahn geführt – soll durchgehend bis zur Wildbergstraße in beide Richtungen befahrbar sein. „Mehr Platz für Fußgänger bedeutet auch mehr Fußgänger und somit mehr Kauf-Frequenz“, so Seyfert.

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Die geplante neue Führung des Autoverkehrs (rot) in der Hauptstraße

„Mehr Mut haben, um etwas auszuprobieren“
„Die Hauptstraße wurde in den letzten Jahrzehnten komplett vernachlässigt. Wir müssen viel mehr Mut haben, Dinge und Ideen einfach mal auszuprobieren statt ständig zuzuwarten oder endlos in Ausschüssen zu diskutieren“, fordert Stadtrat Hein eine schnelle Umsetzung. „Wir brauchen endlich eine neue Kultur des Handelns und Ausprobierens. Man muss den Mut aufbringen, die Stadtentwicklung öffentlich zu diskutieren und zu testen“, sagt Lorenz Potocnik, der dem Projekt mit einem Ideenwettbewerb auf die Sprünge half.

Der finanzielle Aufwand für die farbige Markierung, die Beschilderung und die Baumaßnahmen an der Reindlstraße wären gering. Stadtrat Hein beziffert die Summe mit jeweils 300.000 Euro. Mit-Initiator Lorenz Potocnik glaubt, dass das Testprojekt in den nächsten zwei Jahren auf Schiene gebracht werden könnte. Auch ein Gespräch mit Lentia City-Investor Ernst Kirchmayr (als einer der Nutznießer) über eine mögliche finanzielle Beteiligung soll es geben.

 

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