4.650 statt 5.600 – auf diese Kapazität schrumpft das vor zwei Jahren eröffnete Donaupark-Stadion durch die Umrüstung der Stehplätze auf klappbare Sitzplätze bei internationalen Spielen oder U21- bzw. Frauennationalteamspielen. Heißt: Bei möglichen Europacup-Qualispielen der Blau-Weißen finden abzüglich des Gäste-Fanblocks gerade mal 4.200 Zuschauer Platz. Eigentlich müsste das Stadion erweitert werden, da der Zulauf zu den Heimspielen des FC Blau-Weiß Linz weiter anhält und der Auslastungsgrad weit über 90 Prozent liegt. Doch davon will man weder beim Klub noch bei der Stadt als Eigentümer etwas wissen. Vor allem: Wer soll das bezahlen?
Die Stadt Linz, das Land OÖ und der FC Blau-Weiß Linz nützen die Sommerpause im Donauparkstadion zur Umrüstung der Stehplätze im Heim- sowie Gästesektor auf Sitzplätze. Durch den Einbau einer Metallklappkonstruktion besteht die Möglichkeit der Nutzung als Stehplatz (bei Bundesligaspielen) und mit geringem Umbauaufwand die Umrüstung auf Sitzplätze. Durch diese bauliche Maßnahme erfüllt das Stadion künftig die Anforderungen für die UEFA-Stadionkategorie 3. Damit wird es möglich, Qualifikations- und Play Off- Spiele für UEFA-Wettbewerbe (UEFA Europa und Conference League) im Hofmann Personal Stadion auszutragen.

Dennoch keine Gruppenphase-Spiele im Europacup
Gruppenphase-Spiele im Europacup sind aber weiter nicht möglich – auch nicht in der Conference League. Dazu bräuchte es 8.000 Sitzplätze – und damit fast doppelt so viele wie aktuell verfügbar. Damit ist die Arena weder für den FC Blau-Weiß Linz noch als Ausweichstadion für andere Klubs ein Thema.
Bereits letzte Saison hatte der FC Blau-Weiß Linz nach dem 6.800 Einwohner-Städtchen Hartberg (5.024 Plätze) das zweitkleinste Stadion aller Bundesligisten – das bleibt auch heuer so, denn selbst die „Innviertel Arena“ von Aufsteiger Ried verfügt über 7.300 Plätze – und damit um 1.700 mehr als das Donauparkstadion.
„Ein „großer“ Wurf in Sachen Stadionausbau ist angesichts der finanziellen Lage der Stadt Linz (als Stadioneigentümer) schier unmöglich – und wäre politisch auch nicht durchzubringen.“
Blau-Weiß Geschäftsführer Christoph Peschek sagte vor wenigen Monaten zu einem etwaigen Ausbau auf 8.000 Plätze: „Wir wissen nicht, ob so etwas überhaupt möglich wäre, dazu bedarf es einer Machbarkeitsstudie. Auch eine allfällige Finanzierung steht noch in den Sternen. Das alles ist nur denkbar, wenn sich der Verein weiter so entwickelt und die Zuschauerzahlen weiter auf diesem Level bleiben.“
Ein erster Schritt wäre der Ausbau der Ostseite (hier gibt es nur fünf Sitzreihen über die gesamte Spielfeldlänge), wie sie in den ursprünglichen Plänen eigentlich vorgesehen war, dann aber eingespart wurde. Peschek: „Ja, das wäre die einzig denkbare Variante, aber damit würden wir nicht auf die 8.000 Plätze kommen. Es ist wie gesagt eine Zukunftsvision, mit der wir uns noch nicht im Detail beschäftigt haben.“
Kommentar
So löblich der Bau des Donauparkstadions in sensationeller Lage hinterer Lage an der Donau auch war, so visionslos und kurzsichtig wurde dieser ausgeführt. Visionslos, weil man sich mit einer internationalen Kapazität von 4.600 Plätzen anspruchsmäßig hinter der 12.000 Einwohner-Stadt Ried und noch knapp vor Hartberg (6.800 Einwohner) eingereiht hat. Und kurzsichtig, weil ein Stadion ja nicht für zwei oder drei Jahre gebaut wird, sondern für 40, 50 oder 60.
Die Kritik geht aber nicht an den Klub (der ja nur Mieter des Stadions ist), sondern an die Stadt Linz, oder besser gesagt Ex-Bürgemeister und Blau-Weiß Edelfan Luger, der seinem Herzensverein noch schnell vor dem für 2027 geplanten Ende seiner Laufbahn ein Stadion schenken wollte. An die nächsten 50 Jahre und an die entsprechenden Weiterentwicklung des Klubs dachte Luger da keine Sekunde. Dabei war die neue Arena bereits in den ersten beiden Spielzeiten bei etwa 70% aller Begegnungen ausverkauft, obwohl man von den vorderen Plätzen weit weg war.
Und jetzt? Durch den rundum geschlossenen Bau auf dem Dach eines Möbellagers würde ein möglicher Ausbau auf 8.000 Plätze richtig teuer werden. Schätzungen gehen von 20-30 Millionen Euro aus. Die Light-Variante mit dem Galerie auf der Längsseite wäre bedeutend billiger, würde aber nur 700-800 Plätze mehr bringen. Ein „großer“ Wurf ist angesichts der finanziellen Lage der Stadt Linz (als Stadioneigentümer) schier unmöglich – und wäre politisch auch nicht durchzubringen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Verein selbst den Ausbau (ganz oder teilweise) finanziert – auch das scheint schwer vorstellbar. Die kleinere Ausbau-Variante wäre wohl machbar (wobei auch hier wohl zwei oder drei Millionen Euro investiert werden müssten), bringt aber nicht wirklich viel.
Wobei man sich auch beim FC Blau-Weiß Linz endlich Gedanken machen muss: Bis zum St. Nimmerleinstag auf die „Nur nicht absteigen“-Karte setzen und jedes andere auch noch so kleine höher gesteckte Ziel nicht mal in den Mund zu nehmen, wird auf Dauer zu wenig sein.
Warum sollte es nicht gelingen, sich an Vorbildern wie WAC (aus dem 25.000 Einwohner Städtchen Wolfsberg) zu orientieren und mittelfristig ähnliches zu schaffen? Das dauernde Verstecken und sich noch kleiner machen als man tatsächlich ist, ist unnötig und visionslos. Dazu gehört auch, die Ausbau-Frage des Stadions finanziell und organisatorisch zumindest anzudenken. Keiner erwartet eine Championsleague-Teilnahme, aber ständig das Demutsliedchen vom Nichtabsteigen zu trällern, ist keine echte Vision für die nächsten 10, 20 oder 30 Jahre.