Sie steigen mittlerweile mehrmals im Jahr und ziehen die gesamte Innenstadt in ihren Bann: Sogenannte „Fanmärsche“, bei denen tausende LASK- oder Blauweiß Linz-Fußballfans mehrere Stunden vor dem Anpfiff geschlossen durch die Innenstadt Richtung Stadion ziehen. Dazu sind dutzende Polizeibeamte stundenlang im Einsatz, Straßenbahnen und Busse müssen teilweise eingestellt werden, im Anschluss braucht es umfangreiche Aufräumarbeiten von weggeworfenen Dosen und Flaschen. „Es ist nicht einzusehen, dass die Stadt Linz bzw. die Öffentlichkeit die Kosten für diese Juxmärsche übernehmen müssen. Nach deutschem Vorbild sollen auch bei uns die Vereine diese beträchtlichen Mehrkosten übernehmen“, fordert Brita Piovesan von Linzplus mittels Gemeinderatsantrag.
Fanmärsche haben in Deutschland eine lange Tradition, auch bei uns gibt es diese kollektiven Fußmärsche ins Stadion schon seit geraumer Zeit, zuletzt beim großen Linzer Derby: Vom Hauptplatz wanderten drei Stunden vor dem Spiel etwa 3.000 schwarz-weiße Anhänger kollektiv ins Stadion auf der Gugl, während zur selben Zeit 2.000 Blauweiß-Fans vom Musiktheater über die Ziegeleistraße auf den Froschberg pilgerten.

340 Beamte bei Linzer Derby im Einsatz
Die Exekutive ist dabei besonders gefordert – beim letzten Derby vor wenigen Wochen waren laut Landespolizeidirektion etwa 340 Beamte im Einsatz. So muss nicht nur die Wegstrecke abgesperrt werden, sondern auch alle möglichen Verbindungen zwischen den beiden Routen, um Übergriffe oder Schlägereien zu verhindern. Entlang der Strecke bleiben oft hunderte Bierdosen, Flaschen, anderer Müll und unzählige Aufkleber zurück.
Auf den gesamten Kosten von der Exekutive bis hin zu den Aufräumarbeiten bleibt die Öffentlichkeit sitzen (die Vereine müssen nur die Gebühren für den Einsatz direkt im und um das Stadion übernehmen). Das selbe Thema bewegt Deutschland, dort sind die Fanmärsche um eine Zehnerpotenz größer und umso intensiver. Auslöser für die Diskussion waren die Polizeikosten bei einem Bundesligaspiel zwischen Werder Bremen und Hamburger SV, wo der Einsatz von etwa 800 Polizeikräften Gebühren in Höhe von 250.000 bis 300.000 Euro verursachte. Die Stadt Bremen wollte diese Kosten nicht übernehmen, das Bundesverfassungsgericht entschied in Sinne der Hansestadt.
„Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Allgemeinheit für die erheblichen Kosten von zum Teil rücksichtslosen Fangruppen aufkommen soll.“
In Deutschland gilt deshalb seit dem 14. Jänner 2025 das Verursacherprinzip: Fußballvereine und wirtschaftliche Profiteure solcher Veranstaltungen müssen nun entstehende Kosten selbst tragen.
Verursacherprinzip nach deutschem Vorbild
Geht’s nach Linzplus, soll auch in Österreich nach diesem Verursacherprinzip gehandelt werden. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Allgemeinheit für die erheblichen Kosten von zum Teil rücksichtslosen Fangruppen aufkommen soll, während die (durch verschiedene Förderungen bereits subventionierten) Vereine wirtschaftlichen Nutzen aus den Spielen und den dazugehörenden Veranstaltungen ziehen“, sagt Gemeinderätin Brita Piovesan. Zudem handele es sich bei den Verursachern um keine klassischen Vereine, sondern um gewinnorientierte GmbHs mit zweistelligen Millionen-Umsätzen.
Da dieses Problem nicht einfach so zu lösen ist, mehrere Zuständigkeitsbereiche betrifft und auch über die städtischen Kompetenzen hinausgeht (Bund, Polizei, Linz AG, Bundesgesetz udlg.), fordert Piovesan den Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer auf, sich der Sache anzunehmen, „für eine faire Kostenverteilung zu sorgen und so die Stadt und Allgemeinheit möglichst schadlos zu halten. In Zukunft sollen sich die Fußballklubs an entstehenden Kosten durch Fanmärsche, Polizeieinsätze und Schäden im öffentlichen Raum beteiligen müssen“, so die Forderung. In welchem Ausmaß, lässt Linzplus im dazugehörigen Gemeinderatsantrag allerdings offen.



























