Linzer Grünmarkt: zweiter Umbau, tote Hose bleibt
2012 wurde der Grünmarkt um 4,25 Millionen Euro umgebaut. Echtes Markttreiben kam nie auf. Jetzt wurde nur acht Jahre später ein neuerlicher Umbau in Angriff genommen. Kostenpunkt: weitere 200.000 Euro. In Schwung kam der Markt erneut nicht, wie ein Augenschein beweist: Am offiziellen Markttag Freitag sind gerade mal 1 bis 3 Marktbeschicker präsent.
Der Linzer Südbahnhofmarkt funktioniert, auch der wöchentliche Markt am Hauptplatz hat sich sehr gut entwickelt. Doch am zweimal umgebauten und jeweils mit einem neuen Konzept ausgestatteten Grünmarkt in Urfahr herrscht nach wie vor tote Hose. Bei der letzten Neugestaltung, die 2020 in Angriff genommen wurde, entschloss man sich, auf das Thema “Biomarkt” zu setzen. Mit der Konzeption wurde die bekannte Linzer Foodbloggerin Anita Moser (“Linz isst”) beauftragt. „Wir müssen hier was Einzigartiges herbringen, was wir zum Beispiel auf den Märkten am Hauptplatz oder am Südbahnhofmarkt nicht haben“, sagte Moser damals. Es brauche auch ein Format für regelmäßige Veranstaltungen, eine bespielbare Freifläche, so Moser.
Heuer wurde der “neue” Grünmarkt eröffnet, jeweils freitags sollte ein großer Markttag stattfinden, während die neue Biomarkthalle die ganze Woche geöffnet ist und über ein kleines, aber feines Bio-Sortiment verfügt. Zusätzlich gibt’s mittags ansprechende Bio-Menüs.
Nur ein Stand am Markttag
Letzten Freitag, dem offiziellen Markttag, haben wir Nachschau am Grünmarkt gehalten: Lediglich ein weißer Bus mit offener Schiebetür steht am Marktgelände und bietet Gemüse an. Am Nachmittag kamen kurzfristig noch zwei weitere Standln dazu. Auch andere Medien wie die OÖ Krone oder Linznews kamen bei ihren Besuchen zum selben traurig-tristen Bild.
Teure Umbauten, aber keinerlei Bewerbung
Die Idee und USP-Positionierung als Biomarkt sind durchaus ein guter Ansatz. Aber: Ein Umbau alleine reicht nicht, der neue Gedanke muss auch mit Leben gefüllt werden – und das wurde von der zuständigen Politik nicht in Angriff genommen. So gab es so gut wie keine Werbung des neuen Marktes, der Markttag (Freitag) erwies sich als “geplanter” Rohrkrepierer, weil von Anbeginn weg kaum Marktbeschicker kamen – und wo keine Standln, da auch keine Kunden.
Freitag als Markttag ist ein Rohrkrepierer
Es stellt sich die Frage: Welchen Sinn macht es, auf den Freitag als Markttag zu setzen, wenn da nur 500 Meter Luftlinie weiter am Linzer Hauptplatz ebenfalls zum Markttag (mit vielen Bio-Anbietern) gebeten wird – und auch im Linzer Umland (etwa in Ottensheim oder Traun) gibt es an diesem Tag große Märkte, was die mögliche Anzahl an Beschickern stark einschränkt. Warum kein Markt am Donnerstag, der zum Beispiel bis in den Abend hinein offen hat? Oder am Sonntag – das hätte absolute Alleinstellung.
Lentia City als zusätzliche Konkurrenz
In direkter Nähe befindet sich zudem die Lentia City, der dortige XL-Supermarkt bietet nicht nur eine Riesenpalette an Bio-Lebensmitteln und Gastronomie, in der Einkaufspassage finden auch regelmäßig Biomärkte mit entsprechenden Anbietern statt. Zusätzlich gibt es gleich ums Eck in der Hauptstraße ein Bio-Lebensmittelgeschäft mit treuer Stammkundenschaft. Ob es da Sinn macht, mit ein paar Standln ein (minimalistisches) Konkurrenzangebot etablieren zu wollen, darf als “ambitioniert” bezeichnet werden.
“Urfahr am Abstellgleis”
Der lieblose Umgang mit dem Grünmarkt und seiner Entwicklung zeigt einmal mehr, dass Urfahr zu wenig Beachtung in der Stadtpolitik findet: “Die Politik hungert Urfahr aus, wir stehen am Abstellgleis. Auch bei der versprochenen Umgestaltung der Hauptstraße geht nichts weiter”, erzählt uns ein Wirt aus der Hauptstraße. In der Tat wird seitens der Politik seit Jahren eine Umgestaltung versprochen, eine Umsetzung gibt es trotz vieler Pläne und Umfrage unter den Anrainern nicht.
Als weiteres Beispiel führt er die Weihnachtsbeleuchtung an: “Die Hauptstraße ist die Lebensader von Urfahr, dennoch hängen hier die alten Lampen von der Landstraße. Als man die dort nicht mehr gebraucht hat, hat man sie in Urfahr aufgehängt. Und vor drei Jahren haben sie nochmal eingespart und die Hälfte abmontiert. Das ist keine Weihnachtsbeleuchtung mehr, das sind Grablichter.”
Auch die vielen Feste in der Innenstadt wie das Pflasterspektakel, das Kronefest oder andere gehen stets spurlos an Urfahr vorüber, dabei ist die Hauptstraße das Zentrum von fast 50.000 nördlich der Donau lebenden Linzern. Die einzige verbliebene Veranstaltung, der Hauptstraßenflohmarkt, der am 25. September hätte steigen sollen, wurde heuer erstmals ebenfalls abgesagt. Höchste Zeit, dass die Stadtpolitik sich des Zentrums Urfahrs annimmt.
Mehr von Linz
Über den “wärmsten April aller Zeiten”
Es geht in den Medien nicht mehr ohne Superlative – vor allem wenn es das Klima betrifft. Vor wenigen Tagen …
OÖ startet Vorzeige-Pilotprojekt: Die Pflege als Lehrberuf
Berechnungen zufolge benötigt Oberösterreich bis 2030 bis zu 10.000 zusätzliche Pflegekräfte, denn die Zahl der Pflegebedürftigen wird sich in den …
Hoch hinaus am Urfix!
Hoch hinaus: Jules Verne Tower - so heißt die neueste Attraktion am heurigen Urfahranermarkt (27. April-5.Mai)! Der höchste mobile Riesenkettenflieger …