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Hochhäuser: Und was hat Linz davon?

15. Juli 2021
in Events, Linz
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Hochhäuser sind in Linz nach wie vor angesagt, aktuell sind vier weitere Projekte in Bau oder in Planung. Geredet wird dabei stets nur von der Höhe – aber nicht davon, was die Bauten an die Öffentlichkeit zurückgeben. In der Kritik stehen dabei die Sockelzonen. Bei einer ,Hochhaustour‘ mit dem renommierten Architekten, Stadtentwickler und Mitglied der Städtebaulichen Kommission, Andreas Kleboth, haben wir diesen Bereichen auf den Zahn gefühlt. Ergebnis: schauderhaft.

„Es geht nicht um die Höhe, sondern wie die Türme den Boden berühren. Die Sockelzonen zeigen kaum Großzügigkeit, keine einladenden Foyers, keine hochwertigen Vorbereiche, keine Angebote für ,alle“, sagt Andreas Kleboth bei unserer ersten Station, dem Terminal Tower am Hauptbahnhof. Die Szenerie vor Ort gibt ihm recht: Unmengen Beton, eine steile Treppe und die Anlieferungszone direkt vor dem Haupteingang des imposanten 98-Meter-Turms wirken richtiggehend abstoßend. Das Gebäude beeindruckt nur aus der Entfernung – je näher man kommt, desto abweisender präsentiert es sich.

Die trostlose Sockelzone des Terminal Towers am Linzer Hauptbahnhof.

Nächster Halt: das Lenau-Hochhaus (63 Meter). Der 19-geschoßige Turm ist einer der markantesten Nachkriegsbauten der Stadt. 1958 wollte man damit einen neuen Typus von Wohnhochhäusern profilieren. Den Sockel bezeichnet Andreas Kleboth als „gelungen und städtisches Lebensgefühl vermittelnd. Hier treffen sich Menschen, die in den Stockwerken darüber wohnen“ Das Erdgeschoß zeigt sich nicht kühl und abweisend, es gibt viele kleine Geschäfte und Angebote für die Nachbarschaft. Früher habe man sich eben noch getraut, in kleineren Maßstäben zu denken: „Heute geht man immer von 5.000 Quadratmeter-Geschäftsflächen aus, um große Unternehmen anzuziehen. Damals dachte man vor allem noch an die Nahversorgung der hier wohnenden Menschen.“

Alt aber gut: das 1958 erbaute Lenau-Hochaus.

Eine kleinstrukturierte Vermietung rechnet sich aber kaum: „Die Sockelnutzung müsste eigentlich von den Bewohnern darüber gestützt werden, da durch den hohen Bau aus dem Grundstückspreis alles herausgeholt wird.“ 

Das krasse Gegenteil zeigt sich nur gut 200 Meter weiter östlich beim Neuen Lenauterrassen Hochhaus: Im Erdgeschoß befindet sich zwar ein Diskont-Supermarkt, aber alles andere macht ratlos. „Direkt am Haupteingang befindet sich ein Entlüftungsturm der Tiefgarage und viel Beton, aber nicht mal ein Radständer für die Bewohner. Kleboth: „Komplett daneben.“

Beim Lenauterrassen-Hochhaus: ein Abluft-Turm der Tiefgarage als Eingangsportal zu den Wohnungen.

Unser nächster Stopp ist der blitzblaue, 74 Meter hohe Blumau Tower der Raiffeisen Landesbank: Den gesamten Sockel belegt ein großes Parkhaus für die Mitarbeiter, der Bau wirkt umso unnahbarer, je näher man kommt. Kleboth: „Nicht mal den unscheinbaren Eingang findet man richtig, man muss ihn mit der Lupe suchen.“

Kein Sockel, sondern ein großes Parkhaus: der Blumau-Tower der Raiffeisen Landesbank.

Das Eder-Hochhaus am Schillerpark hat ebenfalls bereits 69 Jahre am Buckel – und ist für Andreas Kleboth ein weiteres Beispiel einer gelungenen Sockelzone: „Sympathisch und belebt, das Haus fügt sich wie selbstverständlich ein. Die Nutzung ist perfekt in die Umgebung integriert.“ 

„Sympathisch und belebt“: das Eder-Hochhaus am Schillerpark.

Das vielleicht krasseste Beispiel einer völlig verhauten Sockelzone ist der eben eröffnete, 99 Meter hohe Bruckner Tower in Urfahr: Billiger Beton und abweisendes, verspiegeltes Glas, wohin man blickt. Platz für Grünbereiche wäre genug, man zog aber Teer, Beton und noch mehr Hitzeinseln vor. Und obwohl der Turm mit „urbanem Lebensgefühl“ wirbt, gibt es keine öffentliche Bereiche: Besucher (uns wurde gesagt, dass im Schnitt täglich bis zu 30 Menschen auf die – nicht vorhandene – Aussichtsterrasse wollen) werden von Uniformierten teilweise barsch am Betreten des Turms gehindert. Selbst Bewohner dürfen im Nahbereich des Bruckner Towers kein Rad abstellen, ein Radständer würde die Optik des Gebäudes stören.

„Ideenlos und abweisend“ findet Andreas Kleboth die Sockelzone beim Bruckner Tower in Urfahr.

Kommentar

Wenn schon Hochhaus, dann nur mit öffentlichem Mehrwert
Auch ich bin ein absoluter Hochhaus-Fan. Bin ich in einer fernen Stadt zu Gast, zieht es mich zuerst zu den höchsten Türmen – oder besser gesagt zu jenen, von dessen Dächern man einen Blick auf die jeweilige City werfen kann. In Linz gibt‘s das nicht. Beim neuen Linzer Bruckner Tower etwa sitzen rund um die Uhr zwei Securitys in der Lobby und verweigern jedem, der hier keine Wohnung hat, barsch den Zutritt: „Das müssen Sie verstehen, es kommen jeden Tag bis zu 30 Leute, die auf die Aussichtsterrasse wollen, dabei haben wir sowas gar nicht“, sagt einer der dortigen Mitarbeiter fast entschuldigend. 
Nicht nur der Bruckner Tower – alle Linzer Türme beanspruchen enorm viel Platz und vereinnahmen das gesamte Areal, geben der Öffentlichkeit aber nichts zurück. Abgesehen von der fehlenden Aussichtsterrasse: Meist zeigt die gesamte Sockelzone der Umgebung den Allerwertesten. Einen städtischen Mehrwert gibt es nicht. Dabei muss genau der von der Stadtpolitik eingefordert werden, genehmigt sie doch auch die Bauhöhe und somit Millionengewinne. Ein gewisser Anteil der Nutzfläche muss für leistbaren Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Oder verpflichtende allgemeine öffentliche Einrichtungen. Und warum gibt es keine Verpflichtung, den obersten Stock öffentlich zugänglich zu machen – als Cafè, Terrasse, Dachgarten? Linz buckelt aber lieber weiter vor den Investoren und schert sich nix um seine Bürgerinteressen.  

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