Vor 80 Jahren – am Mittwoch, dem 25. April 1945, um 10:53 Uhr heulten erneut die Sirenen in Linz – ein weiterer alliierter Luftangriff stand bevor. Zwar wurde nach einer halben Stunde kurzzeitig Entwarnung gegeben, doch nur 15 Minuten später ertönte wieder das Alarmsignal. Kurz darauf begann der verheerendste und zugleich letzte große Bombenangriff auf die Stadt: Er dauerte am längsten und forderte die meisten Todesopfer.
Lange hatte Linz vom Krieg selbst wenig gespürt. Die Bevölkerung erlebte ihn vor allem über Todeslisten, Propagandaberichte in Presse und Wochenschau. Die nationalsozialistische Führung hatte den Krieg von Anfang an vorbereitet: Wirtschaft und Gesellschaft wurden militarisiert, Rüstung stand im Zentrum der Politik, und schon vor Kriegsbeginn 1939 waren erste Rationierungen eingeführt worden. Linz blieb dennoch lange verschont – bis alliierte Bomber ab dem Sommer 1944 durch neue Stützpunkte in Italien auch Österreich erreichten.

Am 25. Juli 1944 traf der erste große Angriff mit rund 500 Flugzeugen die Industrieanlagen im Osten der Stadt. 176 Menschen starben, fast 200 wurden verletzt. Von da an gehörten Fliegeralarm und Bombenangriffe zum Alltag. Der Bau von Luftschutzanlagen kam vielerorts zu spät – nur wer nahe an Stollen wie jenen im Bauernberg oder Kapuzinerberg wohnte, fand einigermaßen Schutz. Andere mussten sich mit unzureichenden Kelleranlagen begnügen, die oft zur tödlichen Falle wurden.
Beim Angriff am 25. April 1945 starben 360 Menschen. Der Bahnhof und zahlreiche Industrieanlagen waren Ziel der Bombardierung, mehr als 1.000 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört. Auch wichtige Infrastruktur wie Strom- und Wasserleitungen erlitt schwere Schäden. Zwei Tage später folgten noch Tieffliegerbeschuss und Artillerieangriffe – erst danach wurde Linz kampflos an die Amerikaner übergeben. Auch diese letzten Gefechte forderten noch 32 Todesopfer.
Insgesamt wurde Linz rund zwei Dutzend Mal bombardiert, vorwiegend von der U.S. Air Force, gegen Kriegsende auch vereinzelt von sowjetischen Flugzeugen. Hauptziele waren die Rüstungsindustrie im Osten, Bahnhöfe, Hafenanlagen und militärische Einrichtungen. Doch auch Wohngebiete wie das Bahnhofsviertel wurden schwer getroffen. Insgesamt kamen 1.679 Menschen durch die Luftangriffe ums Leben, Zehntausende wurden obdachlos. Zwei Drittel des städtischen Wohnraums waren beschädigt oder zerstört.
Trotz des Wissens um die tatsächlichen Angriffsziele verbreitete die NS-Propaganda die Lüge vom gezielten „Luftterror“ gegen die Zivilbevölkerung. Während man getötete Zivilisten als „Helden“ feierte, verschwieg man das Schicksal der KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiterinnen und Kriegsgefangenen, die nach den Angriffen unter Lebensgefahr für Aufräumarbeiten eingesetzt wurden.
Textquelle, Titelfoto: Archiv der Stadt Linz, https://stadtgeschichte.linz.at/13339.php