Black Wings-Präsident Nader: “Wir müssen wieder eine große Familie werden”
Seit gut zwei Monaten ist Peter Nader der neue Präsident der Black Wings Linz. Er steht vor einer Mammutaufgabe: Scherben beseitigen, alle Teile des Klubs wieder zusammenführen, ein konkurrenzfähiges Budget erstellen und die Weichen für die Zukunft stellen. Für den 51-jährigen Linzer Anwalt kein Grund, nicht optimistisch zu sein: “Wir schaffen das!”
Peter Nader war bereits bisher als Vizepräsident beim oö. Top-Eishockeyklub tätig und löste den umstrittenen Präsidenten Peter Freunschlag im Mai 2021 an der Spitze ab. Überlegt habe er nicht lange, weil das Ganze eine Herzenssache sei, so Nader.
Peter Nader, vor etwa zwei Monaten haben Sie das Präsidentenamt bei den Black Wings übernommen. Man möchte fast fragen: Um Gottes willen, warum tut sich jemand so etwas an – nach dem ganzen Wahnsinn der letzten zwölf Monate?
Mir hat das ganze letzte Jahr sehr weh getan, weil mich der Sport im allgemeinen mein ganzes Leben lang begleitet. Dass ein so großer Verein in so kurzer Zeit zugrunde gerichtet werden kann, das wollte ich nicht hinnehmen. Es ging bei den Black Wings nur mehr um Personen, aber nicht mehr um den Sport. Wir waren der einzige Verein auf der Welt, in dem das Präsidium bekannter war als die Spieler. Verrückt!
Warum gerade Sie?
Ich war vorher bereits Vizepräsident und kannte den Verein schon sehr gut. Viele Sponsoren haben sich letzte Saison aufgrund der Streitigkeiten verständlicherweise von den Black Wings abgewandt. Ich bin als Anwalt auch eher ein lösungsorientierter Mensch, wollte eigentlich ebenfalls zurücktreten. Einige der Sponsoren, aber auch Fans haben gesagt “Wenn du den Präsidenten machst, kommen wir wieder.” Ich habe zwar etwas überlegt, aber dann relativ schnell zugesagt.
Was fasziniert Sie so an den Black Wings?
Der Klub war immer wie eine große Familie, dazu die volle Halle, die unvergleichliche Stimmung und trotzdem diese familiäre Atmosphäre – das gibt’s bei keinem einzigen anderen Sport. Ich habe es nicht glauben wollen, dass so etwas in nur einem Jahr zerstört werden kann.
Was kreiden Sie Ihrem Vorgänger, aber auch den anderen handelnden Personen am meisten an?
Es ist all die Jahre auf keinerlei Nachhaltigkeit geachtet worden, in keinem Bereich, auch nicht im Nachwuchs oder der Akademie, die zum Beispiel ein eigenes Gebäude bräuchte. Einer der Punkte, die ich mir vorgenommen habe: Eine Strategie 2030, um den Österreicher-Anteil im Team mit Eigenbau-Spielern zu erhöhen. Auch im Bereich Back Office/Sekretariat ist zu wenig passiert, es gibt viel zu wenig Platz. Es fehlt im gesamten Klub an Struktur und Leuten. Der Klub muss hier überall professioneller und nachhaltiger werden, es gibt viel aufzuholen.
Womit sind Sie derzeit am meisten beschäftigt?
Gespräche, Gespräche, Gespräche. Gestern etwa hatte ich einen Termin bei Bürgermeister Klaus Luger. Es geht mir jetzt um’s Brückenbauen – zur Politik, zur Akademie, zu den Steel Wings, zu den Fans und zu den Sponsoren.
Was unterscheidet die “Nader-Black Wings” von den “Freunschlag-Black Wings” – außer dem Präsidentennamen?
So eine Unterscheidung kann und will ich jetzt gar nicht treffen. Ich will den Klub auf neue, sauber Füße stellen und wieder die Black Wings-Familie erleben. Alle, die den Black Wings-Geist gelebt haben, sollen wieder zurückgeholt werden. Für mich ist mein Engagement auch nichts Kurzfristiges, ich will über die Jahre etwas aufbauen. Und ich sag’s gleich: Je mehr Steine mir in den Weg gelegt werden, desto sportlicher wird mein Ehrgeiz.
Ein letzter Blick zurück: Wie sehen Sie die lange Ära Freunschlag im Rückspiegel? Als sein Anwalt kennen Sie den Ex-Präsidenten vermutlich besser als viele andere.
Es sind viele Fehler gemacht worden, das ist klar. Man muss dem Peter Freunschlag aber zugute halten, dass es den Klub ohne ihn längst nicht mehr geben würde. Es war nicht nur ein Peter Freunschlag, sondern auch andere Personen im Verein tätig. Das ist wie bei den meisten Scheidungen: Es ist nie einer alleine schuldig.
Es gab auch bereits erste Gespräche mit dem Linzer Bürgermeister, der LINZ AG und anderen ehemaligen großen Unterstützern. Wie liefen diese Treffs?
Sehr positiv. Ich hoffe, dass auch die Stadt Linz wieder hinter uns steht. Wir haben in Linz nur einen Eishockeyklub und eine Eishalle. Mit der Service Gmbh der LINZ AG (betreibt die Eishalle, Anm.) gab und gibt es schon jeher ein sehr gutes, partnerschaftliches Einvernehmen. Ich bin sehr zuversichtlich.
Ein großer Unterstützer war stets die Firma KEKELIT, dessen Besitzerfamilie zumindest bis vor kurzem selbst glühende Black Wings-Fans waren. Wie sieht es hier aus?
Zumindest als Fan ist Karl Egger wieder mit dabei, das hat er mir versprochen. Dann schauen wir weiter.
Verstehen Sie, dass vor einigen Monaten viele Anhänger über Nacht den Verein wechseln wollten?
Absolut nicht. Wenn jemand wegen eines Vorstandsmitglieds oder einem Funktionär nicht mehr zu den Black Wings kommt oder gar den Verein wechselt, dann ist das für mich kein richtiger Fan. Die Black Wings macht viel mehr aus als ein Name oder ein Gesicht. Wir müssen endlich wieder das Sportliche und die Spieler in den Vordergrund stellen.
Einige Fanklubs kehrten den Black Wings den Rücken zu. Wird es hier irgendein spezielles Angebot geben, um die Gräben zuzuschütten und die Anhänger zurückzuholen?
Ja, wir wollen zum Beispiel wieder unser “Ramba Zamba” Sommerfest machen und auf die Fans zugehen. Und wenn die sportliche Leistung passt, kommen auch wieder viele Skeptiker zurück, davon bin ich überzeugt.
Es wird bei mir keine Sponsoren mehr im Vorstand geben, das muss man klar und strikt trennen.
Präsident Peter Nader
Früher waren sehr oft Sponsoren im Vorstand mit dabei. War das eine gute Idee?
Nein. Es wird bei mir auch keine Sponsoren mehr im Vorstand geben, das muss man klar und strikt trennen.
Da und dort wurden auch Rufe laut, den bei einigen Fans beliebten Ex-Manager Christian Perthaler in irgendeiner Form zurückzuholen. Ist da was dran?
Ich kenne den Christian ebenfalls sehr gut und bin mit ihm befreundet. Aber in der momentanen Situation ist das kein Thema. Alle damals handelnden Personen will ich in der jetzigen Phase nicht dabei haben, das ist meine Entscheidung und die steht. Ich kann nicht Peter Freunschlag aus dem Klub rausnehmen und dann gleichzeitig alle anderen wieder reinlassen. Wir brauchen jetzt einmal Ruhe und Stabilität. Aber es wird noch viel Wasser die Donau hinunterfließen und wir werden uns nicht verwehren, wenn es helfende, positive Kräfte gibt.
Wie geht’s den Spielern? Die waren im Vorjahr auch sehr verunsichert, ob und wie es weitergeht.
Die Spieler haben das volle Vertrauen und brennen auf die neue Saison. Es gibt auch im Kader eine absolute Aufbruchstimmung. Das Treffen mit Brian Lebler war meine erste Amtshandlung. Ich wollte, dass er unterschreibt und hier bleibt. Es gibt jetzt endlich wieder eine positive Grundstimmung quer durch den Verein.
Was erwarten Sie von der neuen Saison: Soll das “nur” ein Comeback-Jahr werden oder will man auch ganz oben “anklopfen”?
Vom Meistertitel werden wir nicht reden dürfen, das Play-off ist jedoch unser Ziel. Aber es stimmt: Das Wichtigste ist jetzt, den Verein wieder auf gerade Füße zustellen und uns zu konsolidieren – finanziell, aber auch strukturell.
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