Von Veränderungen, E-Scootern und “notwendigen Schmerzen”
“Haben Sie schon mal eine Watschn bekommen oder die Sonntagszeitung gefladert? Soll Linz mehr Hochhäuser bauen? Und wie alt waren Sie beim ersten Mal?” Nicht immer denselben Schmonzes, sondern mal was ganz anders haben wir einen Monat vor der Wahl die Listenersten der Linzer Parteien gefragt. Diesmal stellte sich Quereinsteiger Georg Redlhammer (NEOS Linz) unseren 25 Fragen:
- Warum könn(t)en Sie Bürgermeister am besten?
Ich wollte in meinem Leben immer ins Tun kommen, raunzen allein nutzt nichts. Getreu meinem Lebensmotto “DU bist die Veränderung” möchte ich nicht mehr sprach- und tatenlos vorm Fernseher sitzen und erleben, wie unmöglich es ist, in Linz Weitblickendes zu ermöglichen. Daher tue ich mir das an. Mit Freude, großartigen Ideen und Herz für meine Heimatstadt. Gerade aus meiner beruflichen Erfahrung bisher kann ich viel mitnehmen, was es für ein ordentliches Management in dieser Stadt braucht. - Sind Politiker über- oder unterbezahlt?
Politiker_innen sowie ihre Parteien sind überbezahlt bzw. -fördert. Daher fordern NEOS verbindliche Wahlkampfkostenobergrenzen von €1 pro Wahlberechtigtem/Wahlberechtigter sowie eine Halbierung der Landesparteienförderung. - Was gefällt Ihrer Frau (Lebenspartner) an Ihnen am meisten?Meine positive Lebenseinstellung.
- Wie halten Sie es mit dem Gendern?
Die Verwendung gendergerechter Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil der Geschlechtergleichstellung. - Was ist Ihr persönlicher täglicher Beitrag zum Klimaschutz?
Ich lege die letzte Meile in der Stadt mit dem e-Scooter zurück. - Könnten Sie sich ein Leben ganz ohne Auto vorstellen?
Leider lässt das meine persönliche Situation nicht zu. Ich bin auf das Auto angewiesen. - Womit würden Sie Ihr Geld verdienen, wenn Sie kein Politiker wären?
Ich verdiene mein Geld aktuell nicht als Politiker. Ich bin Marketingberater. - Was war das Seltsamste, das Sie für Geld gemacht haben?
Keiner meiner Job war jemals seltsam – ich habe jeden Job als Erfahrung gesehen. - Was war die beste persönliche Entscheidung, die Sie jemals getroffen haben?
Die Hochzeit mit meiner Ex-Frau und dass wir drei Kinder bekommen durften. - Ihr Lieblingsgegenstand am Schreibtisch?
Ein kleiner Glaskopf eines schwedischen Künstlers. - Was war der peinlichstes Vorfall Ihres Lebens?
Wirklich Peinliches habe ich nie erlebt – es kommt immer drauf an wie man mit Situationen umgeht. Ich mache es mit Humor. - Haben Sie Angst vor dem Zahnarzt?
Nein. Für mich war und ist das immer ein notwendiger Schmerz. - Haben Sie schon jemals für die Sonntagszeitung zu wenig oder gar nichts bezahlt?
Nein – ich lese außerdem vor allem digital Zeitung. - Sind Sie als Kind generell mal bei einem Diebstahl ertappt worden?
Nein. - Haben Sie schon mal Maden, Insekten oder Würmer in einem Restaurant „genossen“?
Nicht bewusst 🙂 - Von welchen Tieren wurden Sie schon mal gestochen/gezwickt/gebissen?
Regelmäßig von Gelsen. Ich glaub ich hab ein besonders süßes Blut. - Wie alt waren Sie beim „ersten Mal“?
Das erste Mal Wählen war ich bei der Landtagswahl 1985 mit 19 Jahren – damals noch klassisch in der Wahlkabine. Ein anderes “erstes Mal”, an das ich auch immer gerne zurückdenke, ist, als ich das erste Mal in einem E-Auto gesessen bin. Das war ein Wow-Erlebnis. - Haben Sie schon mal eine Watschn oder ein Nasenreiberl bekommen?
In Unterstufe hat es schon ein, zwei Auseinandersetzungen mit Klassenkameraden gegeben. - Ihr schönstes oder seltsamstes Erlebnis am Urfahraner Jahrmarkt?
Zum Urfahranermarkt sind wir als junge Burschen immer gegangen, um Mädchen kennenzulernen. Das Tagada war da die zentrale Attraktion. - Wie viele Länder dieser Welt haben Sie bereits bereist?
Etwa 30. - Sollte Linz mehr Hochhäuser bauen?
Prinzipiell sind Hochhäuser für eine wachsende und dynamische Stadt nichts Schlechtes. Vor allem in Hinblick auf die viel diskutierte Bodenversiegelung können sie zu einer verdichteten Bebauung beitragen und somit neuen Wohnraum für die Linzer Bevölkerung schaffen. Die Stadtklimaanalyse gibt ganz klare Empfehlungen über den Bau von Hochhäusern in Bezug auf das Stadtklima. Diese müssen wir berücksichtigen. Und von der Raumplanung müssen verbindlich geeignete Zonen für Hochhäuser festgelegt werden, die sich in das Stadtbild harmonisch einfügen. Darüber hinaus müssen Konzepte entwickelt werden, die sicherstellen, dass Wohnhochhäuser auch tatsächlich bewohnt werden und nicht als reine Investitionsobjekte gehandelt werden. Auch soll es beim Bau von Hochhäusern darum gehen, wer die besseren Pläne vorlegt und nicht, wer den besseren Draht zum Linzer Bürgermeister hat. - Sind Sie für die Ostumfahrung auf Linzer Stadtgebiet, wie sie derzeit geplant ist?
Seit Jahren wird das Projekt der Linzer Ostumfahrung bereits geplant. Die nunmehr geplante Trasse führt, im Gegensatz zu Alternativen, durch die Stadt anstatt an der Stadt vorbei. Es handelt sich um keine OstUMfahrung, sondern um eine OstDURCHfahrung. Die geplante Ostdurchfahrung ist ein Teilstück einer Europäischen Transitautobahn für täglich 15.000 PKWs und LKWs auf der Nord-Südost-Achse von Berlin und Prag nach Südosteuropa. Diese euphemistisch als “stadtnah” betitelte Trasse der neuen Autobahn würde die Naherholungsgebiete Schiltenberger Wald und Linzer Traunauen durchschneiden und mitten durch das Ebelsberger Wohn- und Entwicklungsgebiet führen. Damit würden über 90ha wertvoller Wald, Grünland und Wohngebiet vernichtet und massiv beeinträchtigt werden. Zudem würde die nachhaltige Entwicklung des Oberösterreichischen Zentralraumes durch diese Trassenvariante empfindlich beeinträchtigt.
Die davor viele Jahre lang als beste Lösung eingestufte Trassenführung über Gallneukirchen/Schweinbach, an Enns und dem Ennshafen vorbei, würde hingegen den Transitverkehr großräumig umleiten und den Zentralraum nicht derart belasten. Diese fundamentale, langfristig wirksame Entscheidung mit möglicherweise desaströsen Auswirkungen auf Entwicklungspotential und Lebensqualität im urbanisierten Oö. Zentralraum muss zudem gemeinsam mit den betroffenen Bürger_innen getroffen werden. Hier wäre eine Volksbefragung im Zuge der Linzer Kommunalwahl und OÖ. Landtagswahl im September ein geeignetes Mittel gewesen. Leider wurde diese Chance nicht wahrgenommen. - Soll sich Linz derzeit ganz speziell um eine Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan bemühen?
Die Aufnahme von Flüchtlingen ist ein Thema, das in erster Linie die Bundesebene betrifft. Wir NEOS setzen uns hier für die Schaffung eines eigenen europäischen Visa-Programms zur regulären Einreise in die EU für besonders gefährdete Personen, wie Künstler_innen, Journalist_innen, Frauenrechtler_innen und andere ein, die sich der Taliban-Ideologie gegenüber exponiert haben. Diejenigen, die in den vergangenen Jahren für den Westen gearbeitet und sich für Menschenrechte und Demokratie eingesetzt haben, darf Europa, darf Österreich nicht im Stich lassen. Auch in Linz sollen diese Personen untergebracht werden. - Wie groß sollte der Linzer Gemeinderat idealerweise sein?
Eine Verkleinerung des Linzer Gemeinderats mit derzeit 61 Mitgliedern ist sinnvoll. Gleich große oder sogar größere Städte – wie beispielsweise Graz – kommen mit weniger Gemeinderatsmitgliedern (48) auch gut aus. Selbst der oberösterreichische Landtag hat weniger Mitglieder als der Linzer Gemeinderat. Zudem entstehen durch die vielen Gemeinderatsmitglieder, sowie die drei Vizebürgermeister_innen und vier Stadträt_innen erhebliche Kosten für die Allgemeinheit. - Wären Sie für ein Mehrheitswahlrecht in Linz zu haben?
Nein.
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