Seit 30 Jahren wird über das Radler-Nadelöhr Nibelungenbrücke diskutiert, geschehen ist wenig. Einerseits ist es der Denkmalschutz, der wenig zulässt. Andererseits ist der Platz zu wenig. Jetzt kommt ein spannender Vorschlag ins Spiel: „Wir müssen den vorhandenen Platz endlich fair verteilen, pro Monat fahren schließlich über 90.000 Radler über diese Brücke“, sagt NEOS-Fraktionsobmann Lorenz Potocnik: “Nutzen wir doch den Sommer 2020 für einen Test und geben während der Ferien eine der drei Fahrbahnen temporär für Radfahrer frei.”
Die Story ging durch ganz Österreich: Ende der letzten Woche haben einige Aktivisten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eine Fahrspur der Nibelungenbrücke mit aufgemalten Bodenmarkierungen zum Radweg umfunktioniert. Grund: Der bestehende Radweg ist nicht mal einen Meter breit, am Rand zur Fahrbahn beffindet sich ein 20cm hoher Randstein, daneben brausen Busse, Laster und PKW vorbei.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass der Impuls für die Umsetzung eines stockenden Projekts von Bürgern bzw. Aktivisten ausgeht: Auch in den heutigen Radfahrermetropolen wie Amsterdam begann es ähnlich. Auch dort zeichneten engagierte Mitdenker Radsymbole auf die Straßen, sonst wären die Radfahrer dort ebenso von autofixierten Politikern ignoriert worden. Erst danach haben die Entscheidungsträger langsam, aber doch reagiert: Heute hat die holländische Metropole einen Radverkehrsanteil von 40 Prozent, in Linz sind es nach wie vor bescheidene sieben Prozent.
Frühestens 2023 – mit der Fertigstellung der Westring-Brücke – soll jeweils eine der drei Fahrspuren auf der Nibelungenbrücke für Radfahrer freigegeben werden. Sollte es beim bau der Brücke aber zu durchaus möglichen Verzögerungen kommen, ist es vielleicht erst 2024 oder 2025 so weit.
Fahrbahn als Radfahrstreifen: Sommer 2019 als Testphase
Lorenz Potocnik startet jetzt einen spannenden Vorschlag: „Warum stellen wir nicht mit Beginn der Sommerferien 2020 jeweils den ganz rechten Fahrstreifen der Nibelungenbrücke den Fahrradfahrern zur Verfügung? Der Sommer ist eine traditionell verkehrsarme Zeit in der Stadt, es wäre ein idealer Testlauf zum Eingewöhnen. Die Regelung würde mit dem letzten Sonntag der Sommerferien enden.“

Stadtentwickler, Gemeinderat, Radfahrer: Lorenz Potocnik
Minimale Kosten, maximale Erkenntnisse
Das Projekt brächte nicht nur für Linzer Radfahrer enorme Erleichterungen und einen großen Anreiz, während des Sommers auf das Fahrrad umzusteigen. Es wäre auch für die tausenden Fahrradtouristen, die im Sommer am Donauradweg in Urfahr unterwegs sind, eine Einladung, über die Brücke in die Stadt herüber zu fahren. Potocnik: „Es wäre eine zeitlich begrenzte, finanziell überschaubare Maßnahme mit Testcharakter.“ Die Kosten wären minimal und würde sich auf das Anbringen einiger Hinweistafeln (ähnlich dem Fahrverbot in der Linzer Altstadt) beschränken. Geschätzter Aufwand: ca. 15.000 Euro. Die Fahrbahnen könnten durch temporäre Aufsätze am Boden, in die zu Beginn des Fahrverbotes Gummistäbe gesteckt werden, abgegrenzt werden. Finanzieren ließe sich die Maßnahme aus dem bestehenden Fahrradbudget, glaubt Potocnik.
Temporärer Radweg nur am Wochenende
Lorenz Potocnik: „Noch schneller umsetzbar wäre analog zum bestehenden autofreien Hauptplatz eine Wochenend-Regelung: Von verkehrsarmen Samstagmorgen bis Sonntagabend geben wir den rechten Fahrstreifen der Brücke für Radler frei. Gerade für Freizeitsportler und Ausflügler wäre das eine perfekte Lösung – und wir gewinnen daraus wertvolle Erkenntnisse über die Machbarkeit. Alle reden in Linz ständig von Innovation, aber es passiert nichts Spürbares im öffentlichen Raum. Wir müssen grundsätzlich viel mehr probieren und zulassen.“
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