Mit 300 Millionen Euro beziffert Bürgermeister Klaus Luger die Kosten für die zweite Linzer Schienenachse, deren Verwirklichung sich aufgrund einer neuerlichen Prüfung durch das Land OÖ weiter verzögert. Selbst bei einem optimalen weiteren Verlauf rechnet Luger mit einer Fertigstellung nicht vor 2025 – Kritiker glauben aufgrund der vielen offenen Punkte aber an eine Eröffnung nicht vor 2030. Damit wird die Gleistrasse auf der Brücke mindestens fünf Jahre oder länger nur als Busspur Verwendung finden.
Die Planungen für die zweite Linzer Schienenachse ruhen seit geraumer Zeit, weil das Land Oberösterreich eine weitere Prüfung – u.a. wegen der großteils unterirdisch geführten Strecke und der Anzahl der Haltestellen – in Auftrag gegeben hat, um mögliche Kosteneinsparungen zu eruieren. “Fünf verschiedene Instititionen haben das Projekt bereits geprüft und für richtig befunden. Einen Nobelpreis wird das Land mit einer neuerlichen Prüfung und der Analyse, dass eine oberiridische Streckenführung günstiger ist als eine unterirdische, nicht bekommen”, poltert Luger in Richtung Landeshauptmann Thomas Stelzer.

Bürgermeister Klaus Luger: Das Land OÖ muss zu seinen Zusagen stehen”
Planungen für Schienenachse ruhen
Die Planungen, die laut Luger bis zu drei weitere Jahre in Anspruch nehmen, ruhen solange, wie das Projekt neuerlich vom Land geprüft wird. Damit ereilt die Zweite Schienenachse langsam, aber sicher das Schickal des Westrings. Dort gab es in den letzten 25 Jahren gefühlte zehn “Baubeginne” und ebenso viele in Aussicht gestellte Inbetriebnahmen. Luger gesteht ein, dass selbst bei einem ab sofort flüssigen Verlauf des Projekts nicht an eine Fertigstellung vor 2025 zu denken ist.
Linz nicht kreditfähig?
Stadtplaner Lorenz Potocnik rechnet dagegen “aufgrund der vielen offenen Fragen mit einer Fertigstellung nicht vor 2030”. Vor allem die gar nicht zu stemmende Finanzierung sei ein absoluter Knackpunkt, so Potocnik: “Linz hat derzeit ja nicht mal die Bonität, einen Kredit dieser Größenordnung am Finanzmarkt zu bekommen.”
Auch Martin Hajart von der ÖVP Linz stößt ins selbe Horn: “Wie plant Finanzreferent Luger, die zweite Schienenachse zu finanzieren? Bis 2022 ist mit Ausnahme des Bereichs der Donaubrücke kein Cent dafür vorgesehen”, so Hajart. Im städtischen Budgetvoranschlag der bis 2022 laufenden mittelfristigen Finanzplanung hält der Linzer Finanzdirektor fest: ,Für das Projekt Neue Schienenachse Linz sind mit Ausnahme jener Tangenten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Neuen Donaubrücke Linz stehen, keine Budgetansätze vorgesehen.“

Der Streckenplan der zweiten Bim-Achse durch Linz. Bild: LINZ AG
Finanzieller Kraftakt überhaupt machbar?
Wenn man sich zurückerinnert, wie lange Stadt und Land für die vergleichsweise läppischen Baukosten der Neuen Donaubrücke ( 60 Mio. Euro) herumstritten, mag man sich zudem gar nicht ausrechnen, wie lange man zur endgültigen Einigung zur Finanzierung der 300 Millionen Euro teuren zweiten Schienenachse brauchen wird. Selbst Luger bestätigt: “Ein Projekt dieser Größenordnung wird sowohl Stadt als auch Land sehr stark fordern.” Seitens der Stadt Linz (die erforderlichen Mittel werden mit dem Land OÖ im Schlüssel 60:40 aufgeteilt) werden die Gelder für die zweite Schienenachse in Form eines Kredites, den die mehrheitlich stadteigene Linz AG aufnimmt, aufgebracht.
O-Busse statt Straßenbahn sind für Luger “kein Thema”
Von möglichen Alternativen will Luger nichts wissen: “Wenn über Projekte 15 oder 20 Jahre diskutiert wird und gültige Verträge zwischen Stadt und Land nicht eingehalten werden, geht das Vertrauen in die Politik komplett verloren. Es gibt eine verbindliche Vereinbarung, dass die Trasse großteils unterirdisch geführt wird.” Ob diese Vereinbarung Herr Pühringer oder Herr Stelzer unterzeichnet haben, spielt keine Rolle”, so Luger. Und: “Mit Alternativen wie O-Bussen oder einer oberirdischen Streckenführung beschäftige ich mich nicht, weil das Projekt sonst gefährdet wird.”
Eckdaten Zweite Linzer Schienenachse
- Die Gesamtlänge der Neuen Schienenachse Linz beträgt 4,7 km.
- Die freie Strecke hat eine Länge von 2,1 km.
- Die Tunnelstrecke hat eine Länge von 2,6 km. Davon werden 2,2 km in offener Bauweise und 0,4 km in geschlossener (bergmännischen) Bauweise errichtet.
- Es sind 9 neue Haltestellen geplant, wobei 7 unterirdisch und 2 oberirdisch ausgeführt werden.
- Kosten: ca. 300 Mio. Euro + 60 Mio. für die Neue Linzer Donaubrücke
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