OÖs Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Der Anteil der Über-65-Jährigen wird bis 2040 von derzeit 19,7 auf 26,9 Prozent steigen. Die Lücke zwischen Anspruch und Angebot in der Pflege wird größer werden, hinzu kommen steigende Kosten. Der zuständige Landesrat Christian Dörfel nimmt den Ball auf und leitet eine Neugestaltung der Betreuungsarchitektur ein. Grundsätzlich will Dörfel dabei den Wunsch alter Menschen, so lange wie möglich im gewohnten Umfeld zuhause bleiben zu können, in den Fokus stellen. Dazu sollen aus über 70 verschiedenen Betreuungsmodellen die besten zur Serienreife bringen. U.a. ein großes Thema: die Förderung von Senioren-WGs.
Bis 2040 ist in Oberösterreich ein Anstieg um über 29.000 Pflegebedürftige (von ca. 62.600 auf 92.000 Personen) zu verzeichnen. Das sind rund 50 Prozent mehr als im Jahr 2023 bzw. ein durchschnittlicher Anstieg um 2,3 Prozent pro Jahr.
Klar ist: Die massiv fortschreitende Alterung der Gesellschaft wird nachhaltige Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir unsere Gesellschaft organisieren müssen, haben. Oberstes Ziel des Konzepts „Betreuungsarchitektur 2040“ ist daher, zukunftsweisende Pflege- und Betreuungsformen für Oberösterreich zu entwickeln, die für die Städte und Gemeinden auch finanzierbar bleiben.
Gelingen soll das durch einen Schulterschluss des Sozialressort des Landes mit Gemeinde- und Städtebund. Es sollen dabei neue Formen der Pflege entwickelt werden, die in der Lage sind, die bestehende stationäre und mobile Pflege zu ergänzen. Erst greifbare Ergebnisse sollen Ende 2025 vorliegen.
„Mit dem Prozess „Betreuungsarchitektur 2040“ wollen wir den Gemeinden jene Werkzeuge in die Hand geben, die sie brauchen, damit die Pflege finanzierbar bleibt und die Menschen in Oberösterreich in Würde und in vertrauter Umgebung altern können. Klar ist: Ohne die Gemeinden und Städte, ohne ehrenamtliches Engagement vor Ort und Eigenverantwortung wird es nicht gehen.“
Sozial-Landesrat Christian Dörfel
Dabei gilt es einen besonderen Fokus unter anderem auch auf das Ehrenamt, Nachbarschaftsinitiativen, soziale Patensysteme oder digitale Assistenzsysteme für zuhause zu legen. Dafür sollen europaweit bereits bestehende Pilotprojekte analysiert, weiterentwickelt und zur Serienreife gebracht werden.
Konkret nennt Landesrat Dörfel etwa, den zunehmenden Leerstand in Ortszentren als Stützpunkte für mobile Dienste zu nutzen, um die Wege zu verkürzen. Auch eine Kombination aus fachlicher und ehrenamtlicher Betreuung sei eine mögliche Variante – ebenso wie die Förderung von Senioren-WGs.
„Die Pflege älterer Menschen ist eine der wertvollsten Aufgaben, gleichzeitig aber auch eine der größten Herausforderungen in unserer Gesellschaft. Wir brauchen eine gemeinsame Strategie aller Akteure, damit wir diesem Pflegeanspruch gerecht werden, aber auch damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Die Betreuungsarchitektur 2040 wird uns wichtige Inputs dazu liefern, aber auch neue Formen der Pflege aufzeigen, um die bestehende stationäre und mobile Pflege zu ergänzen.“
Landeshauptmann Thomas Stelzer
Zukunftsmodell Alters-WG
In einer Senioren-WG wohnen mehrere ältere Menschen in einer großen Wohnung, die Bewohner nutzen gemeinsam zentrale Räume wie den Gemeinschaftsraum, die Küche und den Waschraum gemeinsam. Gleichzeitig steht jedem Bewohner ein eigenes Zimmer als persönlicher Rückzugsort zur Verfügung. Zusätzlich werden regelmäßig gemeinsame Aktivitäten organisiert – vom gemeinsamen Kochen oder Gärtnern bis hin zu Ausflügen.
Bei Bedarf unterstützen regelmäßige mobile Dienste oder gesundheitliche Betreuung den Alltag. Damit werden die Wege für die Dienste kürzer, es gibt kein Alleinsein und auch alle anderen Wohnkosten werden aufgeteilt. Das Modell der Alters-WG wurde bisher vor allem in Wien auf breite Beine gestellt, in Linz und OÖ gibt es derlei Projekte noch kaum bis gar nicht.





























