Sind wir so redselig oder ist die Polizei so “scharf”? Zum fünften Mal in Folge wurden laut VCÖ in Oberösterreich mehr Auto-Handy-Telefonierer abgestraft als im Vorjahr. Exakt 18.590mal wanderten im Vorjahr 50 Euro Strafe ins Staatssäckel – in ziemlich genau eine Million Euro. Und mal ganz ehrlich: Sie tun “es” doch auch hin und wieder, oder?
Das stark erhöhte Unfallrisiko durch Handy-Telefonieren am Steuer wird nach wie vor von vielen unterschätzt. Der VCÖ weist darauf hin, dass im Vorjahr 18.590 beim verbotenen Handy-Telefonieren am Steuer von der Exekutive erwischt wurden, um fast 2.000 mehr als im Jahr 2020. Im Jahr 2016 waren es gerade mal 11.331.
Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert laut VCÖ so schlecht wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille. Die derzeitige Strafhöhe von 50 Euro stünde in keinem Verhältnis zum Gefährdungspotenzial des Delikts. Der VCÖ fordert daher die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem, so wie das in vielen EU-Staaten bereits der Fall ist.
Im Schnitt hat in Oberösterreich die Exekutive im Vorjahr täglich 50 Lenker beim verbotenen Handy-Telefonieren am Steuer erwischt. Nach wie vor ist die Zahl der Handy-Lenker hoch, umso mehr als die tatsächliche Anzahl der Vergehen um ein Vielfaches höher ist, wie Erhebungen in der Vergangenheit gezeigt haben. Wie viele Handy-Lenker erwischt werden, hängt auch von der Kontrolldichte ab.
Österreichweit wurden im Vorjahr 128.489 Handy-Lenker erwischt. “Zu viele meinen, es wäre ein Kavaliersdelikat und sind sich der fatalen Folgen nicht bewusst, die das Handy-Telefonieren oder gar das Schreiben von Nachrichten während des Autolenkens haben kann”, so VCÖ-Experte Michael Schwendinger. “Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert etwa um eine halbe Sekunde später.”
Die fatalen Folgen, die Ablenkung durch Handy am Steuer haben kann, verdeutlicht dieses Beispiel: Läuft ein Kind zwölf Meter vor einem Pkw, der 30 km/h fährt, auf die Straße, kann ein aufmerksamer Lenker sein Auto vor dem Kind zum Stillstand bringen. Ein Autofahrer, der eine halbe Sekunde verzögert reagiert, fährt das Kind mit einer Geschwindigkeit von rund 25 km/h nieder, was zu schweren Verletzungen führen kann.
Im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz startet im Juni ein Pilotprojekt zur Überwachung von Ablenkungsverstößen durch Handynutzung. Ein in den Niederlanden von der Polizei gemeinsam mit der Universität Utrecht entwickeltes Kamerasystem erkennt, wenn mit dem Handy am Steuer telefoniert wird. In den Niederlanden ist das System testweise bereits im Einsatz. Wenn sich das System bewährt, sollte dieses auch in Österreich eingesetzt werden, um der Exekutive die Arbeit zu erleichtern und die Verkehrssicherheit zu erhöhen, so der VCÖ.
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