Zum einjährigen Jubiläum der neuen Stadtregierung plauderten wir mit Bürgermeister Klaus Luger. Dabei erteilt das Stadtoberhaupt weiteren Zugeständnissen an die ÖVP-nahe Pendlerallianz eine klare Absage. “Ich wurde von den Linzerinnen und Linzern gewählt und arbeite in deren Auftrag.” Von Neujahrsvorsätzen hält Luger nichts, sagt dazu aber: “Ich könnte mir vornehmen, etwas geduldiger zu sein, aber das funktioniert seit mehr als 50 Jahren nicht…”:
Herr Bürgermeister, zum Einstieg gleich eine Herausforderung: Bitte um eine Einjahresbilanz der neuen Regierung in einem einzigen Satz:
Die Bilanz 2016 stellt sich konstruktiv und sachorientiert mit vielen gemeinsam getroffenen Entscheidungen wie die gesetzten Sparmaßnahmen, den Ausbau der Kinderbetreuung sowie die Weiterentwicklung der Tabakfabrik als innovatives Zentrum dar.
Sie haben bei den Stadtfinanzen von Ihrem Vorgänger eine herausfordernde Situation übernommen. Durch diverse Maßnahmen sind diese jetzt wieder auf einem guten Weg. Wirklich harte Einschnitte fehlen bislang. Wird das so bleiben?
In einigen Bereichen haben wir bereits jetzt schon harte Sparmaßnahmen gesetzt. Dazu gehörten beispielsweise auch eine Um- bzw. Mehrfachnutzung von Volkshäuser oder eine Zusammenlegung von Stadtteilbibliotheken. Diese Entscheidungen trafen nicht auf allgemeine Zustimmung. In Zukunft geht es aber darum, klare Prioritäten zu setzen. Dazu gehören der Ausbau der Kinderbetreuung, Bildung, Pflege sowie die Schaffung der Arbeitsplätze der Zukunft. Es ist unsere Pflicht, ein finanzielles Fundament für Linz zu schaffen, damit wir unsere Stadt gesund weiterentwickeln können. Sparmaßnahmen durchzusetzen ist eine schwierige, aber notwendige Aufgabe.
Bei Ihrem Amtsantritt sagten Sie, dass aufgrund der regen Aktivitäten Ihres Vorgängers in den kommenden Jahren kaum Investition in Linz nötig sein werden. Jetzt ist das Gegenteil der Fall: Wohnbau, Schienenachse, Donaubrücke, Tabakfabrik, Hochhäuser – in der Stadt herrscht Aufbruchstimmung. Von Stillstand keine Spur.
Meine Aussagen bezogen sich auf Kinderbetreuungseinrichtungen. Durch den Babyboom hat sich die Lage völlig geändert. Grundsätzlich gilt für mich: Will man eine Stadt zukunftsfit machen und den Bewohnern ein lebenswertes Umfeld bieten, muss man eine Stadt konsequent weiterentwickeln. Beispiele für Linz finden sich vor allem im Wohnbau, im Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie der Schaffung von zusätzlichen Betriebsbaugebieten zur Sicherung von Arbeitsplätzen.
Apropos Hochhäuser: Dieses Thema ist in Linz seit dem Bau des Lentia im Jahr 1977 umstritten. Der renommierte Architekt Andres Kleboth sagt, Hochhäuser wären gerade für Linz eine sehr gute Gelegenheit, eine moderne Alleinstellung zu schaffen. Wie stehen Sie persönlich zu diesem Thema?
Immer mehr Menschen nützen die Vorzüge einer Stadt und ziehen verstärkt zu. Daher ist es für mich notwendig, einer modernen, zukunftsweisenden Stadtentwicklung zum Durchbruch zu verhelfen. Bereits in der Vergangenheit gab es durchaus Konzepte im Städtebau, die innovativen Charakter haben. Nun sind sie gefragter denn je. Erschwerend kommt hinzu, dass Linz ein begrenztes Flächenangebot hat. Wenn man die Grünflächen erhalten möchte, geht für mich Wachstum mit Verdichtung Hand in Hand. Daher bleibt nur die Möglichkeit, in die Höhe zu bauen.
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit im Gemeinderat? Von außen hat man den Eindruck, dass diese mit allen Fraktionen ganz gut funktioniert und es lediglich mit der ÖVP ein wenig unrund läuft.
Jede Fraktion verfolgt ihre politischen Zielsetzungen und Interessen für Linz. Die positive Weiterentwicklung unserer Stadt setzt aber einen möglichst breiten Konsens im Gemeinderat und Stadtsenat voraus und diese Zusammenarbeit ist gegeben und funktioniert gut. Die ÖVP fühlt sich tatsächlich oft als Oppositionspartei.
Jetzt noch ein paar Fragen zu aktuellen Ideen und Projekten. Derzeit poppt in Urfahr gerade das Thema „Badebucht“ an der Donau auf. Wie stehen Sie zu dieser Idee?
Derzeit befindet sich dort die Manipulationsfläche für die neue Eisenbahnbrücke. Erst nach dem Rückbau dieser Fläche kann man konkret über diese Idee nachdenken.
Seitens des LASK, aber auch des FC Blau-Weiß Linz wird immer wieder die Forderung nach einem neuen Nur-Fußball-Stadion laut. Sie gelten als Verfechter des Gugl-Standorts. Ist das immer noch so?
Das Stadion auf der Linzer Gugl ist auch unter Mehrfachnutzungen als Standort sinnvoll. Darüber hinaus haben wir eine Leichtathletik-Anlage auf der Gugl. Eine Bereicherung für den Zentralraum wäre möglicherweise eine Arena mit 8.000 Plätzen. Diese neue Fußball-Arena könnte Heimstätte für den LASK sowie auch Blau-Weiß Linz sein. Ein Stadion für bis zu 25.000 Zuschauer halte ich für wirtschaftlich nicht sinnvoll. Außerdem haben weder Blau-Weiß Linz noch der LASK das Geld dafür.
Thema Planetenseilbahn: Hirngespinst oder geniale Idee?
Ich halte das Projekt für eine durchaus verfolgenswerte Idee.
Still ist es um den Baustart des Westrings geworden. Was bedeutet es für Linz, wenn sich dieser weiter verzögert, schrumpft oder gar nicht gebaut wird?
Ich gehe davon aus, dass das Projekt Westumfahrung umgesetzt wird. Es würde 40.000 Linzer vom Durchzugsverkehr entlasten.
Eine ins Leben gerufene „Pendlerallianz“ macht gegen den Stau an den Stadteinfahrten mobil. Müssen die Linzer Bewohner Angst haben, dass es hier weitere Zugeständnisse an die ortsfremden Autofahrer gibt?
Nicht von meiner Seite. Ich wurde von den Linzerinnen und Linzern gewählt und arbeite in deren Auftrag.
Wo und wie verbringt der Linzer Bürgermeister das Weihnachtsfest: Haben Sie da traditionelle Familienrituale?
Wir feiern zuhause mit der Familie, Eltern, Schwester. Dazu ein Christbaum und nur wenig Geschenke plus gemütliches gemeinsames Abendessen.
Das Thema Sparen ist in Linz omnipräsent. Stichwort Neujahrsvorsätze: Welches persönliche Laster wollen Sie sich 2017 teilweise oder ganz „sparen”?
Ich halte persönlich nichts von Neujahrsvorsätzen. Ich könnte mir vornehmen, etwas geduldiger zu sein, aber das funktioniert seit mehr als 50 Jahren nicht.
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