Burschenbundball: Lindner demonstriert, Binder feiert als DJ mit
Glaubwürdigkeit geht wohl anders: Draußen auf der Straße ruft OÖs SPÖ-Boss Michael Lindner samt Partei zur Demo gegen den traditionellen Linzer Burschenbundball auf – und marschiert sogar an vorderster Front selbst mit – und drinnen gibt sein Parteifreund und 3. Landtagspräsident Peter Binder den DJ für die feiernden Burschenschafter.
Ort des offiziellen Ballausklangs: das PIANINO, das der Nummer 5 der Linzer SPÖ-Gemeinderatsfraktion, Harry Katzmayr, gehört. Im Nachhinein rechtfertigt sich Binder via Krone damit, dass es „blöd hergegangen“ sei und er im Vorfeld nicht wusste, dass die offizielle After Party ausgerechnet dort stattfindet, wo er immer wieder auflegt. Dem widerspricht, dass sowohl Ort als auch Termin bereits Tage vorher auf der offiziellen Ballseite angekündigt waren. Es ist nicht das erste Fettnäpfchen von Peter Binder. Personelle Konsequenzen werden vermutlich keine folgen, laut Lindner soll es heute aber eine „Aussprache“ geben.
Klar ist: Dass keiner was gewusst haben will, dass der offizielle Ballausklang des Burschenbundballs im PIANINO am Taubenmarkt stattfinden wird – und damit just in DEM SPÖ-lastigen Lokal der City, ist kaum zu glauben. Hier feiern die SPÖ-Granden, auch wenn sich hoher Besuch aus Wien ankündigt, laden Linzer und oö. SPÖ immer wieder hierher zum gemeinsamen Mittagessen. Auch der damalige SPÖ-Kanzler Kern schmauste hier mit Gefolge.
Der Betrieb wird von SPÖ-Politiker Harry Katzmayr geführt, der 2021 auf dem prominenten Listenplatz 5 für die Linzer Roten in den Gemeinderat einzog. Katzmayrs persönlicher Freund ist der dritte Landtagspräsident Peter Binder, der im Lokal sehr oft als DJ auflegt – Gäste berichten von Auftritten „mehrmals im Monat bis in die Morgenstunden“. Binder mache diesen Job „richtig gut“, der SPÖ-Gesundheitssprecher war in jüngeren Jahren als DJ im Altstadt-Szenelokal Vanilli tätig und greift auch heute immer wieder gerne mal zur Plattennadel.
Apropos Nadel: Es war nicht das erste Fettnäpfchen von Peter Binder. Anfang 2022 präsentierte er eine umstrittene Plakatserie mit weinenden Kindern, die zur Impfung animieren sollten (siehe Bild). Trotzdem behauptete der 3. Landtagspräsident und SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder damals, er habe die fragwürdigen Impf-Sujets vorher noch nie gesehen – trotzdem präsentierte er sie im Rahmen einer Pressekonferenz. Die Folge: Nicht Binder musste gehen, sondern Lindners Vorgängerin Gerstorfer.
Kurz zuvor positionierte sich Binder als glühender Verfechter der bereits damals sehr umstrittenen Corona-Impfpflicht und forderte sogar Haftstrafen für all jene, die sich nicht impfen lassen wollten.
Der Burschenbundballl fand heuer bereits zum 74. Mal statt – in den letzten Jahren wurde es ebenfalls zur Tradition, dass von linken Gruppierungen dagegen demonstriert wird. Heuer waren es um die 1.500 Demo-Teilnehmer, die angeführt von den Grünen, der SPÖ, Antifa-Gruppierungen und anderen lautstark, aber friedlich durch die Innenstadt zogen.
Kommentar
„Na und?“ könnte man eigentlich zur „DJ-Affäre“ rund um den 3. Landtagspräsidenten Peter Binder sagen, der den Burschenbundlern bei der Ball-Afterhour im PIANINO als DJ einheizte. Ja das könnte man, denn weder Ball noch Burschenbünde sind etwas Verwerfliches oder Verbotenes.
Pikant – oder besser gesagt dumm – wird’s erst, wenn die SPOÖ – von der Binder einer der hochrangigsten Vertreter ist – wochenlang gegen den Ball wettert und als einer der Haupt-Proponenten gegen den „rechtsextremen“ Ball auftritt. Im ORF-Bericht zur Demo sieht man dann sogar noch Binders Boss, SPÖ-Vorsitzenden Michael Lindner, in der ersten Reihe der Ballteilnehmer mit betroffenem Gesicht marschieren, während kurz darauf sein Parteifreund Binder mit vermutlich weniger Betroffenheit aber umso besserer Laune die Burschenbundler bis in den Morgen als DJ unterhält.
Eine Idee wäre, liebe SPÖ: Im kommenden Jahr den traditionsreichsten Linzer Ball mit etwas mehr Gleichgültigkeit hinnehmen und damit auch ein bisschen mehr Glaubwürdigkeit generieren. Andersdenkende sind – soferne sie am Boden der Demokratie stehen (und das tun die Burschenbundler) – zu tolerieren und hinzunehmen. Es ist aber in Mode gekommen und „woke“, dass man neuerdings allem und jeden, das/der nicht (weit) links steht, jedwede Legitimation absprechen will und sogar von Verboten spricht.
Die Ball After Hour stieg übrigens erst ab 03:15 Uhr, Binder legte aber bereits ab 22 Uhr (angeblich für eine Geburtstagsfeier, die im PIANINO stieg) auf – zumindest dann hätte er die Auflegerei sein lassen können, wenn er angeblich so ein Problem mit Burschenbündlern hat. Hat er vorher tatsächlich nichts gewusst, wäre zumindest dann der Zeitpunkt gewesen, „Dienstschluss“ zu machen. Binder spielte aber heiter weiter.
Für einen Rücktritt ist dieses Supperl freilich viel zu dünn, aber für (noch) höhere politische Weihen ist Peter Binder – der sich parteiintern selbst immer wieder als Nachfolger des Linzer Bürgermeisters Luger in Spiel gebracht haben soll – mit seinen wiederholten Sprüngen ins Fettnäpfchen nicht mehr glaubwürdig. Vielleicht sollte die SPÖ künftig grundsätzlich weniger mit dem Finger auf andere zeigen, sondern mehr um sich selbst kümmern. Linz hat den Burschenbundball seit vielen Jahrzehnten überlebt – mit oder ohne Demos, mit und ohne politischem Kleingeld, mit und ohne Landtagspräsidenten als DJs.
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