Bis zu 190 Euro Extrakosten: Warum manche Fitness-Studios nur auf den ersten Blick günstig sind
Achtung: Der Teufel steckt bei Fitness-Studio-Verträgen oft im Detail – in Form kleingedruckter Zusatzkosten. Teils ohne erkennbare Gegenleistungen werden Extras wie “Einschreibgebühr”, “Startpaket” oder “Aktivierungsgebühr” von bis zu 190 Euro Euro verrechnet. Sogar Duschen schlägt da und dort mit Extrakosten zu Buche. Ein Anbieter verrechnet zusätzlich noch ein dubioses “Halbjahresentgelt”. Am Ende des Tages ist es oft dann oft doch nicht so weit her mit den günstigen Monatsbeiträgen.
Über eine Million Österreicher trainiert mittlerweile regelmäßig in einer der landesweit knapp 1.300 Fitnessbetriebe, der Markt wächst jährlich im Schnitt um sechs Prozent – zumindest bis März 2020. Einst war die Fitness-Branche ein ertragreiches Geschäft, die Mitgliedschaft in einem der top-ausgestatteten Studios war mit 70 und mehr Euro Monatsgebühr keine billige Sache. Auch der Servicegedanke wurde damals fast allerorts groß geschrieben. Sauna, Dusche, ja sogar Handtücher waren teilweise in den Studiogebühren inkludiert. Das Blatt hat sich aber gewendet. Jetzt drängen immer mehr große Diskont-Ketten nach und erfinden den Markt neu – allerdings oft nach unten hin – und da ist (aufgrund oft versteckter Zusatzkosten) nicht der Preis gemeint.
Sparmeister-Treff statt noblem Studio-Flair
Die Airline-Branche hat es (vor der Corona-Krise) vorgemacht: Geht es den Unternehmen (zu) gut, werden andere Mitbewerber auf den Plan gerufen, die auch was abhaben wollen vom Eiweißriegel. Ideen oder Qualitäts-Innovationen gibt es dabei aber kaum, es wird vornehmlich an der Preisschraube gedreht. Mit den Monatsgebühren gingen dabei oft auch die angebotenen Serviceleistungen runter. Heutzutage ist es zum Beispiel manchmal nicht mal mehr inkludiert, dass man nach dem Indoor-Training kostenlos duschen darf. Beratung oder eine Einschulung bei Neueintritt? Manchmal unmöglich, das entsprechende Personal ist oft gar nicht mehr vorhanden. Viele Billig-Studios kommen mit einer Handvoll Mitarbeiter aus, die sich nur um das Allernötigste kümmern.
Versteckte Extragebühren und Kosten
Sauer stoßen vor allem die (versteckten) Zusatzkosten auf, wie ein Test der AK OÖ ergab. Bei der Kette CLEVER FIT sieht das etwa so aus: Neben der monatlichen Mitgliedspauschale (ab 29,90 Euro) kommen noch 39,90 Euro “Anmeldegebühr” für “Chiparmband und Verwaltung” dazu.
Flexibel ist die Vertragslaufzeit gestaltet: Man kann monatlich mit einer Kündigungsfrist von vier Wochen aussteigen. Kosten für ein Jahr trainieren: ab günstigen 397,80.

HAPPY FIT: zusätzliches “Halbjahresentgelt”
Bei HAPPY FIT steht man ebenfalls einigen Extrakosten gegenüber. Auf der Homepage werden die Mitgliedsgebühren pro Woche angezeigt, was auf den ersten Blick natürlich viel günstiger wirkt – 10,99 Euro liest sich eben besser als 43,96 Euro. Dazu kommt noch eine einmalige “Startgebühr” von 39,99 Euro und dazu noch ein dubioses “Halbjahresentgelt” von 14,99 Euro sowie zehn Euro “Transpondergebühr” – macht bei Vertragsabschluss Extrakosten in Höhe von 64,98 Euro. Auch eine Mindestvertragslaufzeit von zwei Jahren beim günstigsten Tarif schreckt ab. Jahreskosten: EUR 607,49 Euro.
Injoy Fitness: “keine herkömmliche Einschreibgebühr”, trotzdem beträchtliche Nebenkosten
Ebenfalls Extragebühren versteckt das “Injoy”-Fitness-Studio in der F10 Sportfabrik in Urfahr im Kleingedruckten – es wird zwar ausdrücklich erwähnt, dass es “bei uns keine herkömmliche Einschreibgebühr gibt”, aber: Zum “Magic8 Flex”-Abo von 22 Euro pro Woche (oder 88 Euro pro Monat) kommt noch das “Startpaket” um bis zu 159 Euro drauf, dazu eine “Transpondergebühr” von 30 Euro und eine jährliche “Servicepauschale” von 29,90 Euro. Etwas günstiger (mit eingeschränktem Angebot, aber denselben Nebenkosten) kommt das “Just Lift”-Abo um 60 Euro/Monat. Positiv: die kostenlosen Parkmöglichkeit. Jahrestarif (laut AK OÖ): EUR 1.022,90.
FIT INN: Rigorose Fristen bei Abo-Kündigung
Die Kette FIT INN lockt mit einem Monats-“Basic”-Abo um nur 19,90 Euro, bei dem allerdings sogar das Duschen extra bezahlt werden muss (50 Cent pro fünf Minuten). Dazu kommt noch eine “Aktivierungsgebühr” von 29,90 Euro und 10 Euro für das Chip-Armband. Besondere Vorsicht gilt bei der Abo-Kündigung: FIT INN-Abos sind unbefristete Verträge, kündbar erstmals nach zwölf Monaten, danach kann man erst wieder jeweils nach weiteren sechs Monaten (mit einem Monat Kündigungsfrist) aussteigen. Jahreskosten: ab 268,70 Euro.
John Reed: Sauna + Getränke inklusive
Ab 40 Euro Monatstarif (bei einem Jahresvertrag, sonst 60 Euro/Monat) ist man bei John Reed Fitness im Lenaupark mit dabei. Knackig die “Anmeldegebühr” mit 50 Euro und eine zusätzliche Pauschale von 30 Euro.
John Harris: 190 Euro Anfangsgebühren
Wenig transparent geht eine der größten Ketten, John Harris mit seinen Bedingungen und Preisen um: Als eine der wenigen Anbieter ist der Online-Abschluss einer Mitgliedschaft nicht möglich, auf der Internetseite finden sich nur vage Angaben zu den Tarifen, die laut AK im John Harris Linz 99 Euro/Monat betragen. Von den Zusatzkosten (Mitgliederarmband/Membercard…) ist nichts zu finden – wohl aus gutem Grund, betragen die Anfangsgebühren laut AK OÖ doch satte 190 Euro.
Laut Kundenaussagen sind die Monatstarife aber nicht in Stein gemeißelt, es gibt wohl unterschiedliche Preisgestaltungen, die individuell angepasst werden und oft Verhandlungssache sind. So kann es vorkommen, dass es für ein und dieselbe Leistungen eklatante Preisunterschiede gibt. Über Kündigungsfristen (zwei Monate nach Ablauf eines Jahres) ist lediglich in den AGBs versteckt Information zu finden – offene, kundenfreundliche Transparenz geht wohl anders. Jahreskosten (John Harris Donaupark): 1.378 Euro.
Kommentar
Schade – viele Fitnessstudios haben die schwere Zeit der Lockdowns und Schließungen nicht genutzt, um ihre bis zu zweijährigen Knebelverträge, halbjährliche Kündigungsfristen und dubiosen “Einschreibgeühren” oder jährlichen “Servicepauschalen” zu überarbeiten. Die Kunden heute wollen es transparent, offen und flexibel, aber keine Fußfallen und kleingedruckte Extrakosten. Da kommt von den Anbietern leider viel zu wenig. Und auf vermeintlich günstige Lockpreise fallen heute nur mehr die Allerwenigsten herein.
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