Seit 1930 besteht die “Stieglbräu”-Gaststätte im Klosterhof Linz. Mit Jahresende ist auch die Ära des dortigen Wirts Hans Dobersberger zu Ende, der in den Ruhestand wechselt. Das Lokal wird renoviert und ab Mai 2020 neu verpachtet. Mit einem berührenden Brief wendet sich einer der letzten großen Innenstadt-Gastronomen, Günter Hager, an seinen Kollegen Hans Dobersberger.
Lieber Hans Dobersberger!
Deine Ära als Klosterhof Wirt ging mit 31. Dezember zu Ende. Du hast zu einer Zeit auf Kreuzfahrtschiffe als Kellner und Restaurantleiter gedient und die sieben Weltmeere bereist als wir noch Holsteinschnitzerl und Schinkenrolle mit Gemüsemajo zubereitet haben.
Du warst erfolgreicher Gastronomischer Boss im Linzer Palais Kaufmännischer Verein. Was Gastrokollegin Gabi Hofstetter und ich nur mit Mühe schaffen, hast du damals schon alleine erfolgreich erledigt.
Du bautest gemeinsam mit „Wienerwald“-Gründer Friedrich Jahn die erste und wohl größte Systemgastronomie Österreichs mit an die 1.700 Outlets in ganz Europa auf. Du engagiertest dich bei den OÖ Lehrabschlussprüfungen für unseren gastronomischen Nachwuchs. Du kämpfst noch immer für die Kunst des Genusses und der Tischkultur im Gourmetorden der Chain de Rotisseurs und als Präsident des österr. Champagnerordens. Und du warst Wirt eines der größten, erfolgreichsten und traditionsreichsten Gastro-Unternehmens Österreichs: dem Linzer Klosterhof.
Deine Leben für die Gastronomie wird zur Geschichte, dein Bemühen um die jährlich hunderttausenden Linzer Gäste gehört leider der Vergangenheit an. Auch wenn dir in den letzten Jahren die Anerkennung und Dankbarkeit von so manchen Medien und Social Media -Möchtegern-“Gourmetkritikern“ nicht gegönnt war, weiß ich sehr wohl, dass unzählige (Stamm-)Gäste, Vereine und Freunde deine Gastfreundschaft seit Jahrzehnten dankbar anerkannten und schätzten. Über zehn “Stammtische” hatten bei dir gerne und seit vielen Jahren regelmäßig ihr zweites “Wohnzimmer” eingerichtet.
Vergleichbare großzügig restaurierte Räumlichkeiten für Taufen, Hochzeiten, Zehrungen, oder Familienfeste wie im KLOSTERHOF sind in unserer Stadt selten geworden. Linz und all deine Kritiker haben leider noch nicht erkannt, dass die Landeshauptstadt seit 1. Jänner 2020 KEINEN KLOSTERHOF mehr an einer der bestfrequentiertesten Einkaufsstraße Österreichs zur kurzen Einkehr auf ein wunderbar gezapftes Stiegl Bier, einen G’spritzten, oder auf das legendäre kleine Gulasch haben wird.
Lieber Hans, an die 50 Fast Food und System-Lokale an der Linzer Landstraße werden all deinen langjährigen gastronomischen Dienst an den Besuchern unserer Landeshauptstadt nicht ersetzen können. Als langjähriger Kollege und Mitbewerber möchte ich dir für deine Freundschaft DANKE sagen, du wirst uns allen sehr fehlen!
Günter Hager
„Josef Wirt“
Die Geschichte des Klosterhof Linz
Das urkundlich 1595 erstmals erwähnte Haus wurde 1626 von Abt Kaspar von Baumgartenberg erworben. 1652 schloss das Stift mit der Stadt Linz einen Vergleich, wonach das Haus zum Freihaus erklärt wurde. Dafür trat das Stift einen vier Klafter breiten Streifen zur Anlegung der jetzigen Bischofstraße ab. Anschließend wurde das alte Haus völlig abgetragen und auf dem etwas schmäleren Grundstück ein Neubau errichtet.
Nach Aufhebung des Klosters Baumgartenberg 1784 wurde das Freihaus über Vorschlag der Landesregierung nach Genehmigung durch den Kaiser im selben Jahr dem Kloster Kremsmünster als Ersatz für das zum Bischofshof umgewidmete Kremsmünsterer Freihaus an der Herrenstraße und zur Unterbringung der Studienbibliothek (bis 1928) und des “Museum Physicum” (bis 1883) übergeben.
Die Gaststätte “Klosterhof entsteht
1930 erfolgte die Umgestaltung des Hauptgebäudes und des Gartens in eine Gaststätte “Klosterhof” durch Architekt Franz Zell (1878 – 1948) aus München. Das Gebäude wurde mit 15. Oktober 2009 unter Denkmalschutz gestellt.
Der allseitige freistehende Baukörper mit drei Geschossen und einem Dachbodengeschoss besitzt an der Hauptfront sieben Fensterachsen, die Mittelachse ist durch gekuppelte Fenster und das Portal betont. Die Seitenfront an der Bischofstraße besitzt vier ungleich ausgeteilte Achsen, an die noch zwei Achsen des Kapellentraktes anschließen. Das erneuerte, relativ gut angepasste Erdgeschoss mit genuteter Quaderung wird vom stattlichen Hauptportal beherrscht. An der Hausecke gegen die Bischofstraße ist eine Nische mit geschweiftem Dach angebracht, in der eine Holzstatue des Hl. Florian aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgestellt ist. Über dem Eingangstorbogen der Gartenmauer an der Bischofstraße befindet sich die Kopie des steinernen Wappens von der Schauseite des Kremsmünsterer Hauses Altstadt 10.
Quelle: www.klosterhof-linz.at
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