Der Eishockeysport in Oberösterreich ist nicht nur dank der Erfolge der Black Wings Linz im Aufwind. Landesverbandspräsident Christian Ladberg über die Probleme und Herausforderungen einer Sportart, die es im Ski- und Fußballland (Ober)Österreich schwer hat.
Herr Präsident, steigen wir mit den Black Wings Linz ein. Der Eishockeysport in Oberösterreich ist dank des Klubs in aller Munde. Wie sehen Sie dessen Entwicklung in den letzten Jahren?
Sehr positiv, weil die Black Wings eine echte Kontinuität in ihrer Entwicklung haben. Sie arbeiten in allen Bereichen sehr gut und schauen nicht nur auf das Bundesliga-Team, sondern gehen auch in die Breite. Der Verband hat mit dem Verein im Rahmen des Landesleistungszentrum eine sehr erfolgreiche Kooperation laufen.
Die Zuschauerzahlen der Black Wings sind konstant hoch. Macht sich der Eishockey-Boom auch außerhalb der Black Wings bemerkbar, ist Eishockey auch außerhalb der Black Wings stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt?
Auf jeden Fall. In den letzten 15 Jahren hat sich der Zuspruch enorm gesteigert. Darum ist es uns zum Beispiel auch gelungen, zuletzt zwei Länderspiele nach Linz zu holen.
Im Schatten der Black Wings haben sich auch andere Vereine weiterentwickelt. Wie ist hier die Situation?
Die Entwicklung ist enorm. Wir haben mittlerweile acht Landesligen in Oberösterreich, darunter auch viele Nachwuchs-Ligen. Bei uns spielen auch die Nachwuchsteams von Red Bull Salzburg und aus Niederösterreich mit, weil es dort diese breite Strukturen nicht gibt.
Wieviele Vereine und Aktive gibt es in Oberösterreich bereits?
Aktuell sind es 41 Vereine, das ist schon eine sehr breite Basis, auf die wir stolz sein können.
Wie schaut‘s beim Zulauf im Nachwuchsbereich aus: Haben Sie diesbezüglich Probleme?
600 Kinder spielen in Oberösterreich bereits Eishockey. Natürlich gibt es jede Menge Konkurrenz – etwa andere Sportarten oder der Computer und das Handy. Wir schauen, dass wir immer am Puck bleiben und den Kindern, aber auch den Eltern attraktive Möglichkeiten zum Einstieg bieten. 2010 zum Beispiel haben wir mit dem Landesleistungszentrum einem Schulprojekt begonnen. Nach Fußball sind wir bereits die Mannschaftsportart mit den meisten Schülern.
Für wen ist der Einstieg in den Eishockeysport geeignet, welche Voraussetzungen braucht‘s?
Eigentlich ist fast jede/r geeignet. Bei manchen Sportarten reicht es, schnell zu laufen oder „nur“ Kraft zu haben. Beim Eishockey kommen Athletik, Kondition, Spielverständnis, Schnelligkeit und Taktik zusammen.
Ist der Eishockeysport nicht sehr teuer? Ich denke da an die Schuhe, Helm, Körperschutz, Schläger…
Der Landesverband unterstützt die Vereine – und die wiederum die Kinder, die dort spielen. Es gibt zum Beispiel günstige Startersets oder auch viele Utensilien, die man ausleihen kann. Mit der OÖ Familienkarte kann man sechsmal im Jahr kostenlos bei Eishockeyvereinen reinschnuppern, das wird extrem gut angenommen.
Wie zufrieden sind Sie als Präsident mit der Infrastruktur in Oberösterreich – sprich Hallen, Eisflächen und Eiszeiten?
Wir jammern auf einem hohen Niveau. In Linz haben wir mittlerweile drei Eisflächen zur Verfügung. In ganz Oberösterreich haben wir sieben Hallen, was eindeutig zu wenig ist. Es gibt einige große weiße Flecken, die wir nicht abdecken können. Etwa das Mühlviertel und der Großraum Ried, der dortige Klub muss nach Gmunden oder Vöcklabruck ausweichen.
In Linz ist angedacht, am Jahrmarktgelände eine Kunststoff-Fläche zu installieren, auf der wetterunabhängig eisgelaufen werden kann. Sind Sie ein Fan solcher Lösungen?
Absolut. Die betreffende Firma“Like Ice“ ist sogar einer unserer Kooperationspartner. Dieses System kann und soll das echte Eis nicht ersetzen, es ist aber eine hervorragende Möglichkeit, das Training zu kombinieren oder Kinder den Einstieg zu ermöglichen – Stichwort Kicken im Hinterhof – auf der Fläche kann man auch Fußballspielen oder Rollerskaten. Die Kinder können so alles niederschwellig probieren. Die Technik ist genau dieselbe, insoferne ist dieses System zu begrüßen.
Was fehlt, ist ein zweiter großer Klub in Oberösterreich. Wird es in absehbarer Zeit mal einen zweiten Bundesligaklub geben – bzw. ist dafür überhaupt Platz?
Ein zweiter Bundesligaklub in Oberösterreich ist meiner Meinung nach Illusion. Was es aber schon gegeben hat, sind Zweitliga-Vereine. Steyr etwa hat lange und sehr gut in der Nationalliga mitgespielt. Wels und Gmunden genauso. Die jetzige Alps Hockey League wäre für den einen oder anderen OÖ-Klub sicher mal ein Thema.
Wie geht‘s dem Eishockeyverband finanziell: Gibt es genug Förderungen und Sponsoren?
Sportverbände haben immer zu wenig Geld (lacht). Aber unsere Arbeit wird sehr wohl anerkannt, speziell unsere Aktivitäten im Nachwuchsbereich werden honoriert.
Woran fehlt‘s am meisten?
Zwei Hallen mehr und dass wir es „derheben“, einen Verbandstrainer ganztags anstellen zu können. Das wäre extrem wichtig für die weitere Entwicklung.
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