Ein neuer, bekannter Trainer, dessen Team in neun Monaten in die modernste Arena Österreichs einläuft: Eigentlich gute Aussichten für den LASK, der zuletzt sportlich, aber auch vom Gesamteindruck her in eine ziemliche Schieflage geriet. Die Bürde des Höhenflugs der letzten paar Spielzeiten schlägt jetzt voll durch. Fans und Öffentlichkeit lassen sich nicht mehr mit einem soliden Mittelfeldplatz, der vor einigen Jahren noch als großer Erfolg angesehen worden wäre, abspeisen. Die Gugl ist dabei nicht die einzige Baustelle des LASK.
Blicken wir zurück: Auch Rapid (im Juli 2016) und die Wiener Austria (im Juli 2018) dachten, dass mit der Eröffnung ihrer neuen Arenen und dem Durchschneiden eines roten Bandes fortan Milch und Honig flössen – sportlich wie finanziell. Das Gegenteil war der Fall: Rapid wurde in der ersten Saison im neuen Stadion nur weit abgeschlagen Fünfter, die Austria Vierter. Auch die Spielzeiten danach sind unter dem Aktenvermerk „Seuchensaison“ abzuheften – und auch finanziell ging’s bergab, die Wiener Austria schrammte zuletzt sogar knapp an einer Lizenzverweigerung vorbei.
Dem LASK ging es bis vor kurzem besser, der Höhenflug, der in der Regionalliga begann, wollte kein Ende nehmen, Doch es ging zu schnell nach oben, ein Zurück war irgendwie undenkbar. Aber es ist ein Naturgesetz, dem sich im Fußball nur wenige widersetzen können: Auf einen Wellenberg folgt ein Wellental.
Heuer gelang es trotz (bis auf Sturm Graz und Red Bull Salzburg) darbender, schwächelnder Konkurrenz nicht, zumindest um Platz 4 oder 5 mitzuspielen, die neue Latte liegt nicht mehr bei Wolfsberg oder Rapid, sondern bodennäher auf Höhe von Hartberg, Ried und Admira. Das von Didi Kühbauer ausgegebene Ziel für die neue Saison („Qualifikation für die Meistergruppe“) unterstreicht die heruntergeschraubten Ansprüche.
Baustellen gibt’s beim LASK nicht nur die eine auf der Gugl. Richtig rund läuft es derzeit fast nirgends. 29 Kicker wurden in den letzten beiden Spielzeiten geholt, nicht selten war kaum eine Logik hinter dem ständigen Kommen und Gehen zu erkennen. Immer wieder wurde getuschelt, beim einen oder anderen Transfer hätten nicht nur sportliche Aspekte eine Rolle gespielt. Und nicht nur einmal wurden Leistungsträger und/oder Publikumslieblinge verkauft. Einige wollten auch einfach nicht mehr bleiben, weil sie den offensichtlich in dieser Konstellation maximal erreichbaren Plafond im Nacken spürten.
Und der LASK ist in Profikreisen mittlerweile auch nicht mehr die erste Adresse für gefragte Kicker – weder sportlich noch vom Umfeld her. Siegmund Gruber hat trotz seines unbestritten großen Einsatzes für den LASK einiges an Standing abgebaut. Bei den Fans, in der Öffentlichkeit, bei den Medien (zuletzt erwirkte er sogar eine Gegendarstellung gegen die OÖ Kronenzeitung – sowas bringt unter dem Strich nichts, macht aber jede Menge böses Blut) und sogar innerhalb der Freunde des LASK, bei denen sich das „Transferkarussell“ ähnlich schnell drehte wie im Spielerkader.
Nicht minder wechselhaft: das Trainerpersonal. Nach der völlig sinnbefreiten Entlassung von Valerien Ismael (der Franzose gewann 31 seiner 50 LASK-Spiele als Coach, wurde aber dennoch gecancelt) ging es stetig bergab. Und jetzt: Didi Kühbauer. Klar, ein klingender Name, der zu ein paar schnellen Schlagzeilen verhilft. Ein Trainer, der nachhaltig etwas aufbaut und einen modernen Spielstil entwickelt, ist Kühbauer aber beileibe nicht. Wo sind die Visionen, die mittelfristigen Ziele, das anzustrebende Gesamtbild, wo will man hin? Ja eh, ins Meister Play-off, aber das wollen eh alle.
Und wenn man mit der Trainerpolitik der LASK-Führung vertraut ist, weiß man: Bis zum offiziellen Vertragende 2024 wird Kühbauers Vertrag mit an Sicherheit grenzender Sicherheit nicht halten. Eine eigentlich übliche Anfangseuphorie rund um den neuen Coach war bis dato ebensowenig auszumachen, die glanzlose Nichtqualifikation für das internationale Geschäft ist ein zusätzlicher arger Dämpfer für Kühbauer, dessen Stärke eigentlich der schnelle, sofort wirkende Motivationsschub ist – davon war in den ersten vier Bewerbsspielen jedoch wenig zu spüren. Der einzige Sieg (daheim gegen Absteiger Admira/Wacker) wurde von Don Didi fast schon euphorisch bejubelt.
Zur unrunden Laufleistung des LASK-Motors passt auch, dass die neue Arena nicht zu Saisonbeginn im Sommer, sondern erst im trotz Klimaerwärmung immer noch meist kalten, unfreundlichen Februar (2023) eröffnet wird. Wenn’s zu diesem Zeitpunkt der Saison für den LASK möglicherweise um nicht mehr allzuviel geht, könnte der „Stadioneffekt“ in nur drei Monaten verpufft sein.
Quo vadis, LASK – wohin geht die Reise für die Schwarz-Weißen mittelfristig? Das große Ziel ist abhanden gekommen – nicht sportlich, sondern vor allem ideell. Von einem aufschließen zu Red Bull Salzburg spricht schon lange keiner mehr.
Es wird entscheidend sein, wie der LASK die Eröffnung der neuen Arena nutzt, um in ruhigere Fahrwässer zu kommen. Das Konstrukt der „LASK-Freunde“ mit einem unantastbaren Präsidenten an der Spitze ist – das kann man nach bald neun Jahren sagen – nicht der Weisheit letzter Schluss. Unzählige Geschichten von Schreiduellen, gerichtsanhängigen Klagen und Gegenklagen sowie personellen wirtschaftlichen Verbandelungen der mittlerweile wohl über zehn LASK-GmbHs haben das Vertrauen in die Führungsriege angeknabbert.
Siegmund Gruber und die „Freunde des LASK“ waren einst die Lösung aller Probleme, mittlerweile sehen viele in diesem Konstrukt das Problem selbst – unabhängig von der lächerlichen Dressenfarbendiskussion. Kann gut sein, dass der mit der neuen Arena wiederkehrende sportliche Erfolg die eine oder andere Baustelle abdeckt – aber eben nicht mehr. Für einen wirklichen Turnaround im Gesamtgefüge LASK braucht es mittlerweile wohl nicht einen Kosmetikpinsel, sondern eher das Fleischerbeil.
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