“Auch die damaligen Brückengegner verdienen Respekt”
Die Eröffnung der neuen Eisenbahnbrücke war wohl einer der Höhepunkte in der Arbeit von Vizebürgermeister Markus Hein. Im LINZA Talk spricht Hein über “Brückenväter”, die Wahl und wie er seine Zukunft nach der Wahl am 26. September sieht.
Markus Hein, nach fünf Jahren ist es endlich vollbracht: Die Neue Eisenbahnbrücke ist fertig. Was hat den Ausschlag gegeben, dass das Projekt nach anfänglichen Verzögerungen am Ende doch relativ flott durchgezogen wurde?
Auf politischer Ebene war 2015 alles festgefahren – die einen wollten die alte Brücke erhalten, die anderen eine neue bauen. Die Volksbefragung hat dann den Knoten endgültig gelöst. Das Ergebnis war eindeutig, 68 Prozent wollten eine neue Brücke. Für mich war klar, diesen Volkswillen zu achten und umzusetzen.
Bürgermeister Luger und die SPÖ machen sich in der neuen Ausgabe der SPÖ-Parteizeitung ALLES LINZ über die damaligen Gegner des Abrisses lustig. Ist dieses Siegesgeheul wirklich nötig?
Nein. Ich habe den Artikel zwar nicht gelesen, aber so etwas macht man einfach nicht. Natürlich gibt es viele Linzerinnen und Linzer, die an der 116 Jahre alten Brücke gehangen sind, das sollte man uneingeschränkt respektieren. Die Neue Brücke kann für alle ein Gewinn sein, da braucht es wirklich keine Häme oder Siegesgeheul. 32 Prozent der Menschen waren damals für den Erhalt der Brücke. Auch diese damaligen Brückengegner verdienen Respekt.
Auf dem Brücken-Eröffnungsfoto drängten sich sehr viele Politiker und Persönlichkeiten, die sich alle als „Brückenväter“ sehen. Sogar die grüne Stadträtin Eva Schobesberger hat sich noch schnell in die erste Reihe gedrängt.
Der Erfolg hat bekanntlich immer viele Väter bzw. Mütter. Wenn’s Probleme gibt, sucht man manche aber vergeblich. Bürgermeister Luger hingegen ist während des Brückenbaus immer ein verlässlicher Partner gewesen.
Landeshauptmann Stelzer lobt das Projekt, die Linzer ÖVP lässt hingegen kaum ein gute Haar an der Brücke. Sie sei teurer als geplant geworden, die gesamte Planung sei chaotisch gewesen. Wie erklären Sie sich diesen Meinungs-Zwiespalt?
Das ist kein Zwiespalt, sondern das typische ÖVP-Spiel vor Wahlen. Die sogenannte “Kostenexplosion” hat es nie gegeben. 3,7 Prozent – sogar das Kontrollamt hat bestätigt, dass dies angesichts der Komplexität und der Dimension einer sehr moderaten Kostensteigerung entspricht. Und bei der Planung wurde bekanntlich vom französischen Architekten ein Fehler gemacht, der nicht im Einflussbereich der Stadt lag.
Damals wurde gesagt, die Stadt werde die Mehrkosten wegen des Planungsfehlers auf dem Regressweg einfordern. Was ist hier der Stand der Dinge?
Das ist noch im Laufen. Wir sind in Verhandlungen und streben eine außergerichtliche Lösung an, weil jedes Verfahren viel Geld und noch mehr Zeit kostet. Ich gehe davon aus, das wir eine Einigung finden werden, die alle zufriedenstellt.
Wann werden die ersten Züge über die Brücke rollen? Derzeit schwirren ja diverse Zahlen herum, einige befürchten, es könnte erst 2035 so weit sein. Welches Jahr ist denn aus Ihrer Sicht realistisch?
Ich denke, dass die ersten Züge spätestens in acht Jahren über die Brücke rollen, also 2028 oder 2029. Man darf nicht vergessen, dass die Trassenplanung sehr komplex ist und der Bau entsprechende Zeit in Anspruch nimmt.
Besteht nach der Wahl, wenn die Karten neu gemischt werden, die Gefahr, dass das Projekt Stadtbahn scheitert? Derzeit läuft der Querpass zwischen Stadt und Land ja ganz gut.
Nein. Wenn alle ihrer Linie treu bleiben, ist das Projekt voll auf Schiene.
Der wichtigste Linzer Donauübergang, die Nibelungenbrücke, hat auch schon 81 Jahre auf dem Buckel. Müssen wir uns hier auch bald auf eine längere Sanierung einstellen?
Die Nibelungenbrücke ist eine Landesbrücke und somit nicht in meinem Ressort angesiedelt. Aber ich kann alle beruhigen: Aktuell sind hier keine größeren Sanierungen nötig.
Apropos neue Brücken – eine fehlt neben der Westringbrücke noch: Viele Linzer wünschen sich einen Radsteg im Bereich des Jahrmarktgeländes als Teil der “Donauinsel”. Unterstützen Sie diese Idee?
Das Projekt ist auf jeden Fall unterstützenswert. Die Frage ist aber, ob diese Brücke finanzierbar ist – wir reden hier unter den aktuellen Umständen von bis zu 20 Millionen Euro. Man muss aber auch die anderen Projekte sehen, die dringend notwendig sind – etwa die geplante Traunbrücke beim Kasernenareal Ebelsberg. Wenn man das gegeneinander aufwiegt, ist die Brücke im Linzer Süden sicher um einiges wichtiger und notwendiger. Der Süden wurde in den letzten Jahren eher stiefmütterlich behandelt. Für mich ist fix: Die nächste Gemeinderatsperiode muss sich sehr stark um Verkehrslösungen für Ebelsberg und Pichling kümmern.
Das Infrastrukur-Ressort wollte vor sechs Jahren keiner haben. Man hat es quasi Ihnen umgehängt in der Hoffnung, dass Sie sich eine Blöße geben. Ds Gegenteil ist passiert. Mittlerweile ist das Ressort so begehrt, dass es die SPÖ nach der Wahl wieder haben will.
lch kann schon sagen, dass in unserem Ressort sehr gut gearbeitet wurde und extrem viel weitergegangen ist, jede Menge Baustellen wurden beseitigt. Es ist klar, dass dieses ordentlich geführte Ressort anders als 2015 nun sehr begehrt ist. Aber jetzt wird mal gewählt und erst dann sollte über Begehrlichkeiten gesprochen werden.
Wäre es Ihnen leid um Ihr Ressort – oder wären sie sogar froh, es los zu sein?
Natürlich würde es mir sehr leid tun. Als Techniker habe ich mich dort sehr wohlgefühlt. Es ist ein Aufgabengebiet mit viel Abwechslung und Gestaltungsmöglichkeiten, die es sonst kaum wo gibt.
Sogar Eva Schobesberger von den Grünen hat Begehrlichkeiten in Richtung Planungs- und Infrastrukturresort angemeldet. Ihr Argument: Verkehrsplanung und Klima gehören zusammen.
Die Grünen sind beim Fordern bekanntlich sehr schnell, bei der Umsetzung aber hapert’s immer wieder. Nur Papier, Hysterie und heiße Luft wie beim unausgegorenen Klimaticket zu produzieren ist aber zu wenig.
Es sind noch drei Wochen bis zur Wahl. Wie ist Ihre persönliche Gefühlslage?
Sehr gut! Wir machen wie jedes Jahr sehr viele Stadtteilfeste. Die Stimmung in der Bevölkerung ist dort uns gegenüber extrem positiv. Ich bin mir sicher: Der eine oder andere wird am Wahltag sein blaues Wunder erleben.
Sie waren gut zwei Monate gesundheitsbedingt außer Gefecht und sind jetzt wieder voll im Tagesgeschäft. Wir schaut Ihr Blick über die Wahl hinaus aus?
Ich werde auf jeden Fall in der Politik bleiben, weil ich diese Aufgabe extrem gern mache. Ich habe meine Erkrankung (Hirnblutung, Anm.) sehr gut überstanden. Es war eine sehr ernste Sache, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Darum schone ich mich auch im Wahlkampf, so gut es geht. Mit meinem Team, das zu hundert Prozent hinter mir steht, funktioniert das perfekt. Und in ein paar Wochen bin ich sowieso wieder ganz fit wie ein Turnschuh (lacht).
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