Das Duell ist eröffnet: Bei der Standortfrage um die geplante neue Technik-Universität hat sich nach Linz nun auch Wels ins Spiel gebracht. Die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs hat sich in den letzten fünf Jahren unter Bürgermeister Andreas Rabl ein neues Image verpasst. Wilhelm Holzleitner plauderte mit dem Welser Stadtoberhaupt über die Vorteile, die der Standort Wels seiner Ansicht nach gegenüber Linz hätte.
Herr Bürgermeister, welche Punkte sprechen in der Standortdiskussion rund um die geplante Technik-Uni für Wels?
Erstens haben wir ein attraktives Platzangebot – nicht nur, was die Größe der zur Verfügung stehenden Grundstücke betrifft, sondern auch die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, die sogar überregional in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof besteht.
Zweitens haben wir schon jetzt eine große Fachhochschule, in der das Thema Digitalisierung – Robotik und Mechatronik – voll vorhanden ist. So können wir die unbedingt notwendige Vernetzung mit anderen Disziplinen vor Ort garantieren, das gibt es in Linz in dieser Form nicht.
Und drittens: Wir haben in Wels und Ungebung eine sehr starke Wirtschaft, was die Einbringung von Forschungsmitteln erleichtert. Diese drei Punkte sind in ihrer Kombination einzigartig. Daneben haben wir ein Glasfaser-Netz, das besser ausgebaut ist als in Linz, der Ausbau des 5G-Netzes ist ebenfalls weiter vorangeschritten als in der Landeshauptstadt.
Sie sind mit Ihrem Engagement auch dem Linzer Bürgermeister Luger in die Parade gefahren, der die neue Tech-Uni für seine Stadt beansprucht und wohl keine große Freude mit der vom Zaun gebrochenen Standortdiskussion hat.
Wir sind mit sehr vielen Institutionen in Kontakt, um zu wissen, wo man mit seiner eigenen Positionierung steht. Am Ende des Tages vertritt aber jeder Bürgemeister die Interessen seiner Stadt. Dafür werden wir auch bezahlt.
Sie verstehen sich persönlich mit Klaus Luger ganz gut. Ist das Verhältnis durch den ‘Uni-Streit’ belastet?
Nein, überhaupt nicht. Es geht ja nicht um persönliche Animositäten oder darum, dem anderen eins auszuwischen, sondern um das Vertreten von stadteigenen Interessen. Der Linzer Bürgermeister sieht das genauso wie ich, da bin ich mir sicher. Nur wenn jemand seine Arbeit gut macht, ist man nicht aufeinander böse.
Welchen Eindruck haben Sie von den bisher stattgefundenen Gesprächen auf Landesebene zum Standortthema der geplante Universität: Wird Wels gegenüber Linz hier gleichwertig behandelt?
Der ersten Termin, den ich auf Landesebene hatte, war mit FPÖ-Klubobmann Herwig Mahr, um herauszufinden, wie unsere Landespartei als ÖVP-Koalitionspartner zu diesem Thema steht. Das war ein sehr gutes, konstruktives Gespräch. Mir geht es grundsätzlich darum, dass es faire Bedingungen für alle Bewerber gibt und nicht nach Namen oder Kriterien, die nicht objektiv nachvollziehbar sind, entschieden wird. Wenn das garantiert ist, sind für Wels alle Türen offen, weil ich gaube, dass wir die besseren Voraussetzungen haben.
Wels hat in den letzten fünf Jahren einen enormen Aufschwung durchgemacht, das Image hat sich sehr stark ins Positive gedreht. Sollte Wels sich nicht grundsätzlich mehr mit Linz matchen, aus der Deckung kommen und da und dort mehr Forderungen stellen?
Ich halte nicht viel davon, sich untereinander zu matchen. Ich sehe die Zukunft eher in der Kooperation. Wir müssen dieses Kirchturmdenken beenden und nicht immer glauben, dass die Gemeindegrenze auch die Grenze des eigenen Handelns ist. Ich denke eher über Großräume nach. Wels-Linz und seine Umgebung kann der stärkste Wirtschaftsraum Österreics noch vor Wien werden, daran sollten wir arbeiten. Ich denke da an die Verkehrsinfrastruktur – es gibt etwa keinen Grund, warum nicht alle zehn Minuten ein Zug zwischen Linz und Wels verkehren sollte. Eine gute Basis zwischen Wels und Linz bringt uns allen viel mehr, Bürgermeister Luger und ich arbeiten hier sehr kooperativ und gut zusammen.
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