Über 150.000 Fahrten registrierte der im März 2021 ins Leben gerufene Linzer Citybike-Radverleih in den ersten drei Jahren seines Bestehens. Klingt gut, aber bei einem genaueren Blick auf die Bilanz ist der Erfolg durchaus ausbaufähig: Pro Station und Tag werden im Schnitt nur 3,1 Ausleihen getätigt, über zwei Drittel der 400 verfügbaren Räder stehen bei insgesamt 130 Ausleihen täglich den ganzen Tag still.
Linz war ein absoluter Nachzügler, was die Installierung eines flächendeckenden Radverleihs betrifft. Im März 2021 war es nach jahrelangen Ankündigungen endlich so weit, das aus Wien bekannte Citybike-System ging auch in Linz an den Start. Zur Verfügung stehen aktuell 400 Fahrräder und 42 Verleihstationen. Fast alle vergleichbaren Städte haben mittlerweile auf einen flächendeckenden E Bike-Verleih umgeschwenkt, in Linz ist man noch nicht so weit.
Bis zum Mai 2024 sollen es 150.000 Ausleihungen gewesen sein, Bricht man die Zahl der Ausleihen auf die Zahl der Stationen und der Fahrräder herunter, ergibt sich ein relativ niedriger Auslastungsgrad:
- Pro Verleihstation und Tag wurden im Schnitt lediglich 3,1 Ausleihen getätigt.
- Pro Tag wurde im Schnitt 130mal ein Rad ausgeliehen, über zwei Drittel der 400 verfügbaren Räder stehen damit den ganzen Tag still.
- Die Anzahl der Personen, die sich die Verleih-App heruntergeladen haben, umfasst zwei Jahre nach dem Start 20.000 Personen, darunter sehr viele „Einmal-Touristen“.
Die Fahrtdauer beträgt bei 94 Prozent der Ausleihen maximal eine halbe Stunde. Die ersten 30 Minuten der ersten Fahrt pro Tag ist gratis, jede weitere Fahrt (bzw. ab der 31. Minute) kommt auf 4 Euro pro Stunde.
Dass der Radverleih ein gutes Geschäft ist, ermöglichen u.a. große Werbedisplays, die von der City Bike Linz Rental Service GmbH (die wiederum der SPÖ-nahen Gutenberg Werbering Gmbh gehört) direkt bei den Verleihstationen betrieben werden. Kritiker vermuten, dass der Radverleih eigentlich nur ein Vehikel für die Vermarktung der prominent situierten Werbeflächen sei.

Kommentar
Keine Frage: Der 2021 eingeführte Linzer Radverleih ist ein wichtiger Baustein in Richtung sanfte Mobilität, der weitere Ausbau macht daher durchaus Sinn. Schwierig wird es, wenn es als Konkurrenzzusätzlich die überall herumliegenden E-Scooter gibt, die noch dazu auch an jedem Ort abgestellt werden können, während die Räder zwingend bei einer Ausleihstation (die man erst wieder suchen bzw. vor der Fahrt einplanen muss) abstellen kann.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Aufmachung der Leihräder: Für größere Personen sind sie aufgrund ihrer Geometrie kaum zu lenken, die Optik mit der vielen Werbung wirkt alles andere als lässig oder cool (warum keine echten City Cruiser?). Andere Städte setzen zudem schon längst auf ein Verleihsystem mit E-Bikes, Linz hinkt hier noch etwas nach. Und die Sache mit dem massiven Verkauf des öffentlichen Raums als Werbefläche – noch dazu an ein parteinahes Unternehmen ist eine eigene Geschichte, die bislang offensichtlich niemandem im Gemeinderat juckt. Jetzt machtensich zumindest die NEOS daran, die Sache anzusprechen…