Neue Technik Uni: Hat Linz bereits das Standort-Rennen gemacht?
Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht: Bundeskanzler Sebastian Kurz, LH Thomas Stelzer, Minister Heinz Faßmann und Rektor Meinhard Lukas präsentierten gestern den Fahrplan für die neue Digital-/Technik-Universität in Oberösterreich. Und auch wenn die Standortfrage noch offen ist, wird wohl Linz das Rennen machen.
Neben Linz haben auch Wels, Leonding und Steyr Ansprüche angemeldet, Standort der neuen Technik-/Digital-Universität zu werden. Bei der gestrigen Pressekonferenz im Linzer OK-Centrum rutsche es aber sogar Minister Faßmann heraus – er sprach von der “TU Linz”. Auch, dass der Linzer Unirektor Meinhard Lukas mit am Podium stand, spricht eine eindeutige Sprache. Die Standortfrage soll bis zum Frühjahr 2021 fallen. Das Mega-Projekt soll bis 2023/2024 umgesetzt werden, der Gründungskonvent könnte bereits Ende 2021 steigen. Minister Heinz Faßmann betonte, dass er bereits entsprechende Mittel im Budget reserviert habe.
Markus Hein: “Post City als Standort überlegen”
Als favorisierter Standort gilt das Areal der bestehenden Johannes Kepler Universität, Infrastruktur-Referent Markus Hein bringt mit der neuen Post City eine weitere Möglichkeit ins Spiel: “Er wäre zentral und perfekt an das Verkehrsnetz angeschlossen, hier wäre vieles möglich. Jetzt besteht noch die Möglichkeit, die entsprechenden räumlichen Vorbereitungen zu treffen.” Auch die Tabakfabrik wurde (von anderen) als möglicher Standort genannt – Problem hier: die (noch) fehlende starke Verkehrsanbindung, auch der nötige Platz ist wohl nicht vorhanden.
“Es braucht die physische Nähe zur JKU”
Stadtplaner und NEOS-Fraktionsobmann favorisiert das bestehende Unigelände: “Linz ist unbestritten der richtige Standort, alles andere ist nicht ernst zu nehmen. Was wir keinesfalls dürfen, ist die Idee zu zersplitten. Gerade die Digitalisierung und die moderne Forschung braucht das physische Miteinander und die Nähe zur JKU.” Dieses Projekt zeige zudem erneut, dass man eine echte regionale Zusammenarbeit brauche und kein politisches Hickhack. Potocnik spielt damit auf eine Pressseaussendung des Linzer Bürgermersters Klaus Luger an, der beleidigt darauf reagierte, weil er bei der Pressekonferenz nicht auch am Podium stehen durfte: “Es ist auch kein ÖVP-Projekt, wie Landeshauptmann Stelzer unterschwellig vermitteln will. Dieses billige Polit-Geplänkel braucht keiner. Wie wenig bei sowas rauskommt, sieht man bei der Mobilität im Ballungsraum.”
Wels will “Beauty-Contest”
Der Welser Bürgermeister Andreas Rabl sieht auch seinen Stadt als möglichen Standort: “Man spricht immer von Regionalisierung und Dezentralisierung, aber sobald es eine Institution gibt, die man problemlos auch außerhalb der Bundes- oder Landeshauptstädte geben könnte, winkt man ab.” Sein Vorschlag: “Machen wir doch einen Beauty-Contest, wo jeder seine Vorteile auf den Tisch legt und dann objektiv abgewogen wird.”
Dass so etwas sehr gut funktioniere, zeige die Elite-Uni IST, für die man den Standort Klosterneuburg statt Wien wählte: “Dort unterrichten sogar Nobelpreisträger. Wir sind ein Top-Standort, werden selbstbewusst in den Ring treten.”Die Digitalisierung ist einer der wesentlichen Zukunftsbereiche, den es weiter auszubauen gilt. Die Gründung einer neuen technischen Universität bietet die Chance, moderne Strukturen, neue Forschungsfragen und zukunftsorientierte Lehrmethoden zu realisieren. Die neue TU kann und soll als Digital-Universität ein wissenschaftliches Leuchtturmprojekt und ein innovatives Zugpferd sein. Sie wird auf bestehende institutionelle und fachliche Strukturen zurückgreifen und Synergien nützen.
Nächster Schritt: Vorbereitungsgruppe
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) wird schon in Kürze eine Vorbereitungsgruppe einsetzen, die zentrale Fragen erarbeitet und offene Punkte für einen universitätspolitischen Rahmenplan klärt. Involviert sind das BMBWF, das Land OÖ, das Bundesministerium für Finanzen (BMF), die JKU, die Kunstuniversität Linz, die FH OÖ, der Wissenschaftsrat sowie Wirtschaft bzw. Industrie. Die Gruppe setzt sich wie folgt zusammen:
- Leitung: BM Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann und LH Mag. Thomas Stelzer
- Mitglieder: Mag. Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion im BMBWF
- Markus Achleitner, Wirtschafts-Landesrat in Oberösterreich
- Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas, Rektor der JKU Linz
- Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Seidler, Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz (UNIKO), Rektorin der TU Wien und Mitglied der TU Austria
- Mag.a Brigitte Hütter, Rektorin der Kunstuniversität Linz
- Dr.in Regina Aichinger, Geschäftsleitung FH Oberösterreich
- Univ.-Prof. Dr. Antonio Loprieno, Vorsitzender des Wissenschaftsrates
- Univ.-Prof.in Dr.in Monika Henzinger, Mitglied des Wissenschaftsrates
- Dipl.-Ing. Franz Peter Mitterbauer, Vorstandsvorsitzender bei Miba AG
- Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter der ars electronica
Die Vorbereitungsgruppe wird sich um die folgenden fünf zentralen Fragen kümmern und Vorschläge erarbeiten:
- Standort und Name
Klärung der konkreten Standortwahl in Oberösterreich sowie Fragen der Bau-Infrastruktur, Diskussion der Synergien mit bestehenden Hochschulstandorten, Diskussion der Namensgebung - Kapazität
Festlegung der Studierenden-Kapazitäten, Ableitung der damit zusammenhängen Ressourcen (Personal und Infrastrukturen) - Lehre und Forschung
Skizzierung der Studienarchitektur und der didaktischen Grundprinzipien (Präsenzlehre, distance learning, Unterrichtssprache, Einbindung der praktischen Ausbildung, Digitalisierungsgrad), Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundsatzfragen - Finanzierung
Klärung der finanziellen Erfordernisse - Grundsätzlicher rechtlicher Rahmen
Klärung der Rechtsgrundlage, um neue, innovative und flexible sowie unbürokratische Wege beschreiten zu können
Neben dieser Vorbereitungsgruppe wird ein rein akademisches Gremium die wissenschaftliche Konzeption der neuen TU erarbeiten (Konzeptgruppe zur Erstellung des wissenschaftlichen USPs). Die besten Forscher aus dem Gebiet der Informatik und benachbarter Disziplinen werden eingeladen, diese Konzeption zu erstellen.
Die Ergebnisse der Konzeptgruppe und die Vorgaben durch die Vorbereitungsgruppe werden schließlich einem Gründungskonvent übergeben. Dieser Gründungskonvent, der im nächsten Jahr seine Arbeit aufnehmen wird, fasst alle vorliegenden Ergebnisse zusammen und realisiert die ersten Schritte. Im Studienjahr 2023/24 soll die TU ihren Betrieb aufnehmen.
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