64 Meter Dynatrace-Hochhaus: Anrainer gehen auf die Barrikaden
Das vom Unternehmen DYNACTRACE geplante 64-Meter Hochhaus im Hafenviertel wirbelt Staub auf: Anrainer des geplanten 17-stöckigen Büroturms und der 7-geschossigen Parkgarage haben sich zur Bürgerinitiative „Nachbarschaft 25er Turm“ zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen das ihrer Meinung nach “überdimensionierte Bauvorhaben” vorzugehen. Initiatorin Doris Reichl: „Erfahren haben wir vom Projekt erst aus den Medien. Ist das ein Umgang mit den seit Jahrzehnten hier ansässigen Menschen aus der Nachbarschaft?“
Das stetige Unternehmenswachstum erfordert die Vergrößerung des Dynatrace-Headquarters am 25er Turm im Hafenviertel. Bereits das 2019 eröffnete Bürogebäude, das 500 Mitarbeitern Platz bietet, ist mit seiner dynamisch geschwungenen Form zur Landmark für das dortige Gebiet, in dem es sowohl Betriebsansiedlungen als auch Einfamilienhäuser gibt, geworden.
Die Dynatrace-Zentrale soll nun um ein Hochhaus, ein Parkdeck für 370 PKWs und einen Betriebskindergarten in Hochlage erweitert werden. Das Projekt soll den Standort Linz als internationales Forschungs- und Entwicklungszentrum von Dynatrace sichern.
Der Neubau wird 17 Stockwerke umfassen, die Bauhöhe beträgt 64 Meter. Neben einer Kantine und einem Auditorium im Erdgeschoß werden flexible Büroräumlichkeiten – dem bestehenden Konzept des “Vertical Campus” folgend – mit verschiedenen Meeting-, Fokus- und Sozialbereichen kombiniert und um Freibereiche ergänzt – etwa Spieleräume, Coffee Bars, Gaming Rooms, Terrassen, Außenbereiche und Rückzugsbereiche sowie eine Bibliothek und ein Fitnessraum. In jedem Geschoß stehen für alle Mitarbeiter Loggien zur Verfügung, die in der 15. und 16. Etage um große, begrünte Dachflächen ergänzt werden.
“Erst aus den Medien vom Bauprojekt erfahren”
Das Ausnahmeprojekt stößt bei den Anrainer auf wenig Gegenliebe: „Als ich letzte Woche über die Medien davon erfuhr, bin ich aus allen Wolken gefallen“ sagt Franz Hofer, der bereits seit über 80 Jahren in diesem Viertel lebt. „Soll ich bald auf eine über 60 Meter hohe Glas- und Blechwand blicken, die noch dazu den Lärm der Autobahn potenzieren und auf die gesamte Nachbarschaft übertragen wird?“ Verärgert sei er vor allem über die Art und Weise, wie das XL-Projekt ohne Einbindung der Anrainer entwickelt werde: „Besonders erschüttert hat mich die Vorgehensweise der Stadt Linz. Mit uns hat bisher niemand gesprochen.“
Hochhaus mit Ausblick, Gärten mit “Einblick”
Einige Gärten würden direkt im Blickfeld des Hochhauses liegen – etwa jener von Doris Reichl: „Durch den Bau dieses Hochhauses geht jede Privatsphäre verloren. Zudem wird sich die aktuell bereits angespannte Verkehrssituation im ganzen Viertel massiv verschärfen“, spricht Reichl das zusätzlich geplante 7-stöckige Parkhaus mit 370 Stellplätzen an.
“Das Grundstück wurde wie eine Insel betrachtet, alles andere wurde ausgeblendet.”
Raumplanerin & Anwohnerin Christian Butterling
“Keine städtebauliche Grundlage”
Christina Butterling, Raumplanerin und Anwohnerin, kritisiert die fehlende Einbindung des umgebenden Wohngebiets: „Das Grundstück wurde wie eine Insel betrachtet, alles andere wurde ausgeblendet.“ Es scheine weder städtebauliche Grundlagen für diese dichte und hohe Verbauung an dieser Stelle zu geben, noch würden die vielen, bereits in Gang befindlichen Projekte, wie etwa der XXXLutz, das Donauparkstadion, die Hafenentwicklung oder die Quadrill in die Projektplanungen miteinbezogen, so Butterling: „Wie ist es möglich, dass so ein Projekt an diesem Standort eine positive Beurteilung – gerade auch in Bezug auf die Mobilität – erhält?“ Die Zufahrt sei voll von problematischen Bereichen im umgebenden Wohnviertel und ein praxistauglicher öffentlicher Verkehr existiere defacto nicht.
Wertschätzung für Dynatrace, Kritik für das Bauprojekt
Die Vertreter der Bürgerinitiative „Nachbarschaft 25er Turm“ legen Wert darauf, dass es sich bei der Firma Dynatrace um ein sehr innovatives und wertvolles Unternehmen handle und man froh sei, ein solches in der Stadt Linz zu wissen. „Das macht das Bauprojekt aber nicht besser“ so Butterling. „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie einer ganzen gewachsenen Nachbarschaft eine über 60 Meter hohe Mauer vor die Nase betoniert wird. Zur Not müssen wir das Projekt mit allen Mitteln auf dem Rechtsweg bekämpfen”, sagt Initiativen-Sprecherin Doris Reichel.
Dynatrace: Anrainer-Einbindung soll kommen
Seitens Dynatrace verspricht man, die Anrainer voll in das Projekt einzubinden. Warum das laut Anwohner bis dato noch nicht geschehen ist, obwohl man bereits 2022 zu bauen beginnen will, scheint allerdings rätselhaft.
-> Aussendung der Stadt Linz
-> Dynatrace
Titelfoto: Privat / Planet / A&S Bauconsulting GmbH
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