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Bis 70km/h Speed: E-Bike Tunen als Volkssport

26. Juli 2023
in Freizeit
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Der E-Bike-Boom ist ungebrochen, der Marktanteil bei den neuverkauften Rädern beträgt bereits über 40 Prozent. Was immer öfters zum Problem wird: E-Bikes, die das gesetzliche 25km/h-Limit und die erlaubten 600 Watt Leistung oft weit überschreiten, 45 km/h Höchstgeschwindigkeit und mehr sind keine Seltenheit. Getunte Bikes sind im Verkehr zwar illegal, es geht jedoch erschreckend einfach. Die möglichen Folgen bedenkt aber kaum jemand.

Auch wenn es so gut wie keine Kontrollen gibt: E-Bike Tunen ist höchst problematisch, daher kommen nur wenige Händler dem Wunsch nach einem „offiziellen“ Tuning nach. Sobald der Händler andere Teile einbaut, tritt er laut bestehenden österr. Gesetzen in die Rolle des Herstellers – und haftet somit ebenfalls. Dass es in der boomenden Rad-Branche aber viele Tüftler, Bastler, Mechaniker und somit einen Graubereich gibt, ist offenkundig.

Motor-Unterstützung bis maximal 25km/h erlaubt
Der Motor beim E-Bike darf nur bis 25km/h Geschwindigkeit unterstützen, darüber setzt er automatisch aus. Erreicht man diese Grenze, fühlt es sich an, als würde man einen Stein hinterherziehen – das ist von ambitionierten E-Bikern immer wieder zu hören. „Ein ungetuntes E-Bike ist Schwachsinn, denn gerade dann wenn es Sinn macht, kommt die Spaßbremse“, lesen wir in einem Bike-Forum. Ein anderer User schreibt: „Nachdem mich Renradfahrer mit 45 km/h, Mountainbikefahrer mit 35 km/h und ein E-Tretroller mit 30 km/h überholt haben, habe ich mich entschlossen, mein E-Bike beim Händler tunen zu lassen. Der Chipeinbau hat keine 15 Minuten gedauert und nur 200 Euro gekostet. Jetzt hab ich auch mit 45km/h noch eine fette Motorunterstützung.“

„Ein ungetuntes E-Bike ist Schwachsinn, denn gerade dann wenn es Sinn, macht kommt die Spaßbremse“

User-Posting aus dem Internet

Die leichtete Möglichkeit, sein e-Bike schneller zu machen: den Magnetsensor, der die Geschwindigkeit misst und in den Speichen hängt, zu überlisten. „Der beste Trick ist, einfach den Magnet an die Innenseite von den Pedalen und den ‚Leser‘ an das Frame auf gleicher Höhe anzubringen – dann zeigt der viermal weniger Umdrehungen und damit auch Geschwindigkeit“, sagt uns ein Tuner, dessen E-Motor jetzt auch bei Geschwindigkeiten über 40km/h und mehr unterstützt. Eine andere Möglichkeit sind größere Kettenblätter. Und damit die Laufzeit nicht unter der höheren Belastung leidet, montieren viele Tuner auch einen zweiten Akku am Bike.

Fixfertige Tuning-Boxen können ganz einfach im Netz bestellt und in wenigen Minuten auch selbst eingebaut werden, das Radl läuft dann motorgestützt bis 70km/h. Wer tunen will, findet online reichlich Infos und Hilfe. Das ist auch nicht illegal, denn das Tunen selbst ist nicht verboten, solange man das E-Bike nicht im Straßenverkehr zum Einsatz bringt.

Die Kosten von 200 bis 300 Euro sind im Vergleich zum Kaufpreis des E-Radls eher gering. „Mit unseren Tuning Produkten umgehen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung Ihres E-Bikes. Bei einigen Tuning Chips können Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung sogar ganz aufheben“, wirbt etwa ein E-Bike Tuning Shop auf seiner Homepage ganz offen damit, wie man sein Elektroradl auf speedmäßigen Vordermann bringen kann.

„“Mit unseren Tuning Produkten umgehen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung Ihres E-Bikes. Bei einigen Tuning Chips können Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung sogar ganz aufheben“

Aus der Homepage eines E-Bike-Shops

Keine Schwerpunktkontrollen
Wird man erwischt – was allerdings unwahrscheinlich ist, weil es entsprechende Schwerpunktkontrolle so gut wie nicht gibt – kann es sehr teuer werden. Ein E-Bike, das die motorunterstützte 25km/h-Grenze überschreitet, gilt als Moped – inklusive Führerscheinpflicht, Helmpflicht, Versicherungspflicht und ganz anderen Voraussetzungen, was die Ausstattung betrifft. Auch die Haftpflichtversicherung, die bei Fahrradunfällen greift, steigt dann aus. Man sollte es sich also zweimal überlegen, ob man sein E-Bike aufmotzt.

Die Dunkelziffer an getunten E-Bikes dürfte jedenfalls enorm hoch sein, Schätzungen gehen von 30 bis 40 Prozent aus. Beim Großteil der E-Biker macht ein „aufgepumpter“ Motor ohnehin wenig Sinn, vielen geht es wie so oft im Leben nur ums Schneller, Weiter, Besser, Stärker.

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