Unter dem Andreas-Hofer-Park und im Domviertel sind – oder besser gesagt waren – zwei neue Tiefgaragenprojekte geplant. Nicht nur die Anrainer, auch Teile der Linzer Politik laufen gegen die Projekte Sturm. Neben der Verkehrs- ist es vor allem die Abgassituation, die vielen Menschen stinkt. Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sieht die aktuelle Entwicklung ebenfalls kritisch.
Nach dem Aus der Tiefgarage im Domviertel wackelt jetzt auch das Projekt unter dem Anreas-Hofer-Park. “Wenngleich ich die Firma Swietelsky als Unternehmen schätze, kommt ein Tiefgaragenprojekt im Andreas-Hofer-Park für mich nicht in Frage. Als Grünraum für die Naherholung sowie für Familien und Kinder ist der Park in seiner aktuellen Form unerlässlich”, sagt ÖVP-Vizebürgermeister Bernhard Baier. Auch der zuständige Stadtrat Markus Hein (FPÖ) will nochmals Gespräche führen und Alternativprojekte prüfen.
Gerlinde Grünn: “Verkehrswende”
“Es ist bedauerlich, dass es die Stadt Linz nicht als Selbstverständlichkeit ansieht, eine Grünoase in einem ohnedies nicht mit Grünraum gesegneten Stadtteil zu schützen. Man sieht an diesem Beispiel, wie sehr eine Verkehrswende notwendig ist. Die Bevorzugung der sanften Mobilitätsformen gehört konsequent verfolgt, um Problemen wie Luftverschmutzung, Lärmbelästigung und der Verschwendung öffentlichen Raums für Parkflächen Herr zu werden”, sagt KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn.
Bürgermeister Luger will Kompromiss finden
“Ich verstehe die Sorgen der Bewohner. Wichtig ist mir, einen geeigneten Kompromiss für dieses Projekt zu finden. Darum werde ich auch mit Firma Swietelsky ein Gespräch führen”, sagt Bürgermeister Klaus Luger. Die Anwohner wünschen sich eine Verlegung der Tiefgarage unter die Straßen, um den Andreas-Hofer-Park zu schonen. Pikant: Die Stadt Linz selbst hat den Standort direkt unter dem Park vorgeschlagen – behauptet zumindest die Firma Swietelsky. Beim Tiefgaragenprojekt in der Hasnerstraße hinter dem Neuen Dom hat Luger bereits eingelenkt: Dieses Projekt wird wegen der kritischen Feinstaubwerte und der prekären Verkehrssituation aller Voraussicht nach nicht realisiert.
Belüftungssituation als Aufreger
Besonders kritisch ist die Belüftungssituation in innerstädtischen Tiefgaragen. Durch den Stop-and-Go-Verkehr und das oftmalige Reversieren entstehen in Tiefgaragen im Verhältnis mehr Abgase als im normalen Fahrbetrieb. Diese werden durch zentral gebündelte Zuluft- und Abgasleitungen abtransportiert und mitten in der Stadt entsorgt. Die entsprechenden Be- und Entlüftungsanlagen befinden sich oft mitten in den darüberliegenden Grünanlagen oder Erholungszonen. Am OK-Platz etwa sind direkt über den Belüftungsgittern Sitzbänke für Erholungsuchende angebracht, im Hessenpark stehen mehrere Belüftungstürme mitten im Park. “Zusätzliche Parkplätze verursachen naturgemäß mehr Verkehr und mehr Abgase in der Innenstadt”, sagt Christian Gratzer vom VCÖ im LINZA-Talk:
Christian Gratzer: Wie sieht der VCÖ den Bau weiterer Tiefgaragen in Städten – speziell in Linz?
Zusätzliche Parkplätze führen zu zusätzlichem Autoverkehr und damit zu einer stärkeren Schadstoffbelastung und mehr Staus. Linz leidet ohnedies bereits heute unter zu viel Kfz-Verkehr. Wenn zusätzliche Garagen errichtet werden, sollte zumindest in gleichem Ausmaß die Zahl der Parkplätze auf der Oberfläche reduziert werden. Gerade in den Städten ist es wichtig, mit dem ohnedies beschränkten Platz sparsamer umzugehen und wieder mehr Flächen den Menschen zurückzugeben. Derzeit nimmt der Autoverkehr sehr viel Platz in Anspruch.
Wie sieht es mit den Abgasen in Tiefgaragen aus?
Viele Autofahrer empfinden die Luft in Tiefgaragen als schlecht und fühlen sich in Tiefgaragen unwohl. Hinsichtlich der Schadstoffbelastung ist das größere Problem, dass durch zusätzliche Parkplätze mehr Verkehr verursacht wird und dadurch insgesamt die Luft mit mehr Schadstoffen verschmutzt wird.
Was wäre eine sinnvolle Alternativen von Tiefgaragen?
Sowohl für die Verkehrssituation als auch für die Luftqualität in Linz wäre es besser, das öffentliche Verkehrsangebot weiter zu verbessern. Es braucht ein dichteres Netz und häufigere Verbindungen, vor allem auch am Abend und am Wochenende. Damit wird es mehr Menschen möglich, statt mit dem Auto mit Bahn, Bim oder Bus zu fahren. Autos verschmutzen durch die Abgase nicht nur die Luft, sie verbrauchen auch sehr viel Platz, umso mehr als im Schnitt in 100 Autos nur 110 Personen sitzen. 110 Personen können leicht mit einer einzigen Straßenbahn transportiert werden. Und während die Straßenbahn weiterfährt um Menschen ans Ziel zu bringen, verbrauchen die Pkws auch noch Platz zum Parken.
Apropos Radfahren: Wie ist hier die Situtation aus Ihrer Sicht?
Auch die Bedingungen zum Radfahren sind in Linz noch stark zu verbessern, der Radverkehrsanteil ist in Linz im Landeshauptstadt-Vergleich niedrig. In Graz werden beispielsweise doppelt so viele Wege mit dem Rad zurückgelegt wie in Linz. Wir brauchen mehr umweltfreundliche und platzsparende Mobilitätsangebote in den Städten.
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