Sieben Kandidaten haben sich zur Wahl des neuen Linzer Bürgermeisters beworben. Wer will – und vor allem wer kann der achte Linzer Stadtchef der zweiten Republik werden und Klaus Luger nachfolgen? Wir haben das Septett auf den Prüfstand gestellt, unter die Motorhaube geblickt und die Stichwahl-Chancen ermittelt.
Klar ist: Der Job eines Linzer Bürgermeisters ist kein Durchlaufposten, im Schnitt blieben die jeweiligen Stadtoberhäupter seit 1945 genau 11,4 Jahre in Amt und Würden. Klaus Luger (2013-2024) liegt ziemlich genau im Schnitt, Rekordhalter ist sein Vorgänger Franz Dobusch mit 25 Jahren Amtszeit. Die sieben Kandidaten im LINZA-Check:
Dietmar Prammer / SPÖ
Wenn man mit Menschen spricht, die Dietmar Prammer in seiner Rolle als Stadtrat, die er seit 2021 innehat, kennen, kommen oft dieselben Zuschreibungen: „Hölzern, kühl, wortkarg, eher menschenscheu“. Doch Ähnliches sagte man auch 2013 über Klaus Luger bis zu seiner Inauguration als Bürgermeister 2013 – ebenso wie über die Landeshauptleute Josef Pühringer und Thomas Stelzer, die vor ihrer Bestellung von vielen Medien unterschätzt und als „unscheinbar“ oder „zu unbekannt“ beschrieben wurden. Alle drei sind aber mit der Zeit ganz gut in ihre Rollen hineingewachsen. Kraft des Amtes wächst man eben. Das hat Dietmar Prammer in den letzten Jahren auch bewiesen. Aber nicht nur darum wird es sehr, sehr schwer werden, den (seit 1945 durchwegs roten) Bürgermeistersessel zu erobern. Dank des immer noch sehr starken Parteiapparates und der vielen SPÖ-Organisationen in Linz bedarf es eines Kraftaktes, Prammer die Luger-Nachfolge streitig zu machen. Klar ist auch: Unter Prammer würde sich an der Richtung, die Linz geht, wenig bis nix ändern.
Stichwahl-Chance: 80%
Martin Hajart / ÖVP
ÖVP-Kandidat und Vizebürgermeister Martin Hajart wäre ein echter Gamechanger in der Stadtpolitik. Der aufstrebende (Noch-) Jungpolitiker würde mit seinen 41 Jahren wohl vieles umdrehen und anders machen. Im Gespräch einer leitenden Mitarbeiterin im Magistrat mit dem LINZA stadtmagazin wurde die Befürchtung geäußert, dass „der Hajart als Bürgermeister das ganze Rathaus umfärben“ würde. Umfärben kann man aber nur etwas, das vorher bereits eine Farbe hatte – ein Schelm, der Böses denkt… Ja, Hajart würde für frischen Wind in den Rathaus-Gängen sorgen, aber der wäre wohl dringend notwendig nach 80 Jahren SPÖ-Bürgermeisterschaft. Fürchten müsste man sich jedenfalls nicht . Martin Hajart hat in den letzten Jahren jedenfalls bewiesen, dass er den Bürgermeister-Job ganz flott hinbekäme.
Stichwahl-Chance: 80%
Michael Raml / FPÖ
Der Jurist Michael Raml steigt als jüngster Kandidat in den Ring und will ebenfalls Linzer Bürgermeister werden. Er ist erst 37 – und dennoch ein sehr erfahrener Kandidat (u.a. mit einigen Jahren Bundesrats-Tätigkeit). Drauf hätte er es allemal – auch weil er weiß, in welchen Bereichen sein sachliches Know-How liegt – und wo nicht. Manche Nichtblaue sagen aber, Raml fehle die nötige Strahlkraft, um über seine Parteigrenzen hinweg Menschen für die Wahl zum Linzer Bürgermeister anzusprechen. Zudem hat er mit Martin Hajart und der ÖVP einen (zu)starken Konkurrenten im konservativen Lager.
Stichwahl-Chance: 25%
Eva Schobesberger / Grüne
Eine bemühte grüne Stadträtin, die aber seit geraumer Zeit an der Spitze ihrer Möglichkeiten und ihres Potenzials angelangt ist – das trifft‘s wohl am ehesten, wenn man die Bürgermeister-Chancen von Eva Schobesberger umreißt. Den Großteil ihrer Zeit vertändelt Schobesberger mit Nebenschauplätzen wie ein paar Bäumen in der Domgasse, wiederverwertbaren Kaffeebechern fürs Rathaus, Kübelbäumen am Hauptplatz oder der Erstellung eines Hitzenotfallplans. Das Frauen- und Klima-Thema alleine sind aber zu wenig, um den Ansprüchen einer Bürgermeisterin der drittgrößten Stadt Österreichs gerecht zu werden. Da sind ja auch noch Stadtplanung, Finanzen, Soziales, Verkehr, Wirtschaft – diese Themenfelder (für die man als Stadtoberhaupt letztverantwortlich ist) traut Schobesberger kaum jemand zu. Aber Stadträtin, das passt.
Stichwahl-Chance: 10%
Lorenz Potocnik / LinzPLUS
Eines ist fix: Mit Lorenz Potocnik als Linzer Bürgermeister würde in unserer Stadt wohl kein Stein auf dem anderen bleiben. Besonders geschätzt wird er wegen seiner bedingungslosen Forderung nach Bürgerbeteiligung in allen Lebenslagen. Seine teils verrückten, aber meist wunderbar visionären Ideen haben Charme. Kein anderer Kandidat ist so bereist und weltoffen wie der leidenschaftliche Stadtplaner. Manche sagen, er ist seiner Zeit (zu) weit voraus… Stichwahl-Chance: 4,9%
Gerlinde Grünn / KPÖ
Umtriebig und wichtig für die soziale Politik in Linz – so lässt sich das Wirken der Linzer KPÖ und deren Spitzenkandidatin Gerlinde Grünn umschreiben. Aber bei ihr hat man den Eindruck, dass sie gar nicht den Wunsch oder den Vorwärtsdrang hat, Linzer Bürgermeisterin zu werden. Gerlinde Grünn wirkt lieber als leise, aber umso umtriebigere Stadtpolitikerin. Die Nominierung Grünns ist eher als öffentlichkeitswirksame Bemerkbarmachung der kleinen Zweier-Fraktion der KPÖ zu sehen.
Stichwahl-Chance: 0,1%
Georg Redlhammer / NEOS
In den letzten drei Jahren fiel der unscheinbare NEOS-Spitzenmann Georg Redlhammer lediglich durch überschwängliche Lobhudeleien gegenüber Bürgermeister Klaus Luger auf, ständig lobte er dessen Arbeit oder die SPÖ-Anträge, um im Gegenzug seine eigenen, oft sehr skurrilen Anträge (wie einen “Friedensbalkon” am Hauptplatz) durchzubringen. Kurz vor dem finalen Vorhang wollte Redlhammer noch schnell die Seiten wechseln, einen auf Aufdecker machen und sich als jenen Mann darstellen, der die Luger-Affäre ins Rollen gebracht hat. Billig.
Stichwahl-Chance: 0,01%
Fotos: Zoe Goldstein, ÖVP, FPÖ, Grüne, NEOS, Redaktion.
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