Am 12. Jänner 2025 erhält Linz die – manche sagen historische – Chance, nach bald 80 Jahren erstmals einen Bürgermeister, den man nicht mit „Genosse“ titulieren muss, zu bekommen. Neben Wien ist Linz die letzte große urbane Hochburg, die noch von der SPÖ besetzt ist. In beiden Städten gab es nie eine echte Chance, die rote Vorherrschaft zu brechen – so gesehen stehen wir tatsächlich vor einer historischen Wahl. Der Kommentar der Woche von LINZA CR Wilhelm Holzleitner.
Die Faktenlage ist klar: Obwohl die letzte Gemeinderatswahl als Gradmesser (SPÖ: 34,4% / ÖVP: 18,1%) vermuten ließe, dass die rote Bürgermeister-Erbpacht auf unbestimmte Zeit weiterlaufen würde, ist es nicht so einfach. Denn durch die Luger-Affäre wurde offensichtlich, wie bequem es sich die SPÖ in Linz mittlerweile gemacht hat – und was alles möglich ist. Wer weiß, bei wie vielen anderen Postenbesetzungen es vorher ein Bürgermeister-Telefonat oder eine SMS mit „bewerbungsförderlichem“ Inhalt gab, um den „besten Kandidaten für Linz“ zu ermöglichen. Das ist Korruption und Freunderlwirtschaft wie in Bananistan. Grauslich.
So wie es aussieht, wird alles auf eine Stichwahl zwischen Dietmar Prammer (SPÖ) und Martin Hajart (ÖVP) hinauslaufen. Will die Linzer Stadtpolitik (außerhalb des roten Universums) tatsächlich eine echte Zeitenwende herbeiführen und nach fast 80 Jahren einen andersfärbigen Linzer Bürgermeister an der Spitze haben (was demokratiepolitisch durchaus vernünftig und auch nicht zum Nachteil für die Stadt wäre), müsste man geschlossen über die eigenen Ansprüche springen und in der zu erwartenden Stichwahl zwischen SPÖ und ÖVP Martin Hajart unterstützen. Das ist aber weder der FPÖ noch den Grünen zuzutrauen, womit vieles in Linz so bleiben wird, wie es in den letzten Jahren war. So weit, so gut. Oder so schlecht.
wh
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