Grillhendl und Bier liegen manchen schon jetzt schwer im Magen, obwohl der größte Jahrmarkt Österreichs noch gar nicht begonnen hat. Denn wenn die zuvor schon sehr knackigen Preise innerhalb eines Jahres um bis zu 25 Prozent weiter nach oben getrieben werden , ist das – oder besser gesagt DIE Maß voll. Schuld ist wohl auch das Wirte-„Monopol“ am Urfix. Unser Kommentar der Woche.
Der Preis einer Halben Bier ist so etwas wie die Leitwährung für alle anderen Preise am Urfahraner Jahrmarkt. Genau dieser stieg 2022 von 5,30 auf 5,80 und jetzt nochmal auf 6,40 Euro. Das macht eine prozentuelle Preiserhöhung von 21 Prozent innerhalb eines Jahres. Das halbe Hendl mit Pommes setzte ebenfalls zum Höhenflug an und verteuerte sich sogar um knapp 25 Prozent (von 13,80 auf 17,20 Euro).
„Diesen Preissprung mit der allgemeinen Teuerung zu erklären, ist zu billig. Die Inflationsrate in diesem Zeitraum liegt etwa bei zehn Prozent und damit bei weniger als der Hälfte.“
Wenn es als Begründung dann auch noch heißt, dass man eigentlich ja eh sieben Euro für die Halbe Bier verlangen müsste (das wäre dann eine Erhöhung um sagenhafte 32 Prozent innerhalb eines Jahres), fühlt sich der eine oder andere möglicherweise veräppelt. Und nur so sei es quasi möglich den Jahrmarkt ohne Eintrittspreis zu organisieren.
Dermaßen mit den (ohneihn nicht schon günstigen) Preisen raufzufahren, ist ein ziemlicher Schuss ins eigene Bein, denn die Linzer machen nicht mehr jeden Preissprung mit, der Festzeltbetreiber wird die fast schon hemmungslose Erhöhung mit Sicherheit durch eine entsprechende Kaufzurückhaltung zu spüren bekommen.
„Am Münchener Oktoberfest gibt es in Summe 35 sog. „Wiesnwirte“, darunter 14 große Bierzelte. Linz hat ein einziges Bierzelt und eine große Almhütte, die noch dazu beide vom selben Betreiber geführt werden.“
Keine Frage: Der Linzer Jahrmarkt-Festwirt ist ein Profi und versteht sein Geschäft, das Angebot passt und hat Qualität. Darum geht es aber gar nicht. Und das beantwortet auch nicht die Frage, warum es am größten Jahrmarkt Österreichs seit vielen Jahren nur einen einzigen Festwirt gibt, der quasi konkurrenzlos Preise und Angebot diktieren kann. Zum Vergleich: Am Münchener Oktoberfest gibt es in Summe 35 „Wiesnwirte“, darunter 14 große Bierzelte. Linz hat ein einziges Bierzelt und eine große Almhütte, die noch dazu beide vom selben Betreiber geführt werden.
„Konkurrenz belebt das Geschäft, insofern sollte es ein dringendes Bestreben der Marktleitung sein, für mehr Vielfalt zu sorgen statt sich von einem einzigen Anbieter abhängig zu machen.„
In München herrscht ein G’riss um die Lizenzen für die Bierzelte, bei uns tut man so, als ob man quasi froh sein müsse, überhaupt ein Bierzelt zu haben. Dabei gab es bis zum heutigen Tag keine erkennbaren Bemühungen, andere Festwirte oder Gastronomen aufs Jahrmarktgelände zu bekommen. Und das ist in der Tat seltsam: Während in den Einkaufszentren, aber auch in den Innenstädten der Gastro-Anteil stetig steigt, war und ist das entsprechende Angebot am Urfahraner Jahrmarkt seit Jahren relativ bescheiden. Ein dem allgemeinen Trend folgender Ausbau des Angebots ist offensichtlich von niemandem gewünscht. Dabei wäre es eigentlich eine der ureigensten Aufgaben der Jahrmarkt-Macher (der Stadt Linz), dem Begriff „Volks“fest auch preislich gerecht zu werden. Das erreicht man aber nur mit einem entsprechenden Wettbewerb.
„Es wäre eigentlich eine der ureigensten Aufgaben der Jahrmarkt-Macher (=der Stadt Linz), dem Begriff „Volks“fest auch preislich gerecht zu werden.“
Ganz abgesehen davon zieht ein zusätzliches Bierzelt / ein weiterer Festwirt auch neue Kundengruppen und Besucher an. Insofern würde auch der alteingesessene Platzhirsch profitieren. Es sind wie so oft in Linz wohl die alten Seilschaften, die Neuerungen und Innovation verhindern. Auch bei den Fahrgeschäftsbetrieben sollen es Anbieter aus anderen Bundesländern oder Deutschland wegen der bestehenden Betriebe, die keine „unnötige“ Konkurrenz haben wollen, schwer haben, einen Standplatz am Jahrmarkt zu bekommen (der LINZA hat bereits 2019 darüber berichtet).
Warum die Angst? Man sollte es positiv sehen: Konkurrenz belebt das Geschäft, nicht nur darum sollte es ein dringendes Bestreben der Marktleitung sein, für mehr Vielfalt zu sorgen statt sich von einem einzigen Anbieter abhängig zu machen. Platz wäre mehr als genug, denn vor einigen Jahren noch gab es ein zusätzliches großes Bierzelt mit Innviertler Ochsenbraterei und sogar ein Weinzelt.
Ein Monopol hat jedenfalls noch nie und in keinem Wirtschaftszweig zu einem optimalen Qualitäts-/Preis-/Leistungsverhältnis für die Kunden geführt. Die Jahrmarkt-Macher müssten halt von sich aus proaktiv auf mögliche zusätzliche Festwirte oder Anbieter zugehen, um endlich ein besseres und vielfältigeres Angebot zu bekommen. Aber das will man offensichtlich nicht. Ein Prosit der Gemütlichkeit in den Amtsstuben.
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