Bereits über 40 leerstehende Geschäftslokale rund um die Linzer Landstraße
Im März 2021 wurde unter großem Mediengetöse die “City Management Linz GmbH” (CML) gegründet – eines der Ziele: Kampf gegen den Leerstand in der City. Acht Monate später muss man sich um die Linzer Innenstadt mehr Sorgen denn je machen: Trotz der angekündigten Bemühungen der Attraktivierung stehen aktuell über 40 Geschäftslokale rund um die Landstraße leer – ein Blick auf die diversen Immo-Seiten spricht Bände. Auch sonst ist – Stichwort Aufenthaltsqualität – noch nichts Greifbares passiert.
Die City kämpft mit leerstehenden Geschäftslokalen. Auch in der Landstraßen-Verlängerung Richtung Norden, der Hauptstraße Urfahr, nimmt der Leerstand beängstigende Ausmaße an. Mit dem Auszug der dortigen DM-Filiale (wandert ins Lentia ab) und der Schließung eines zweistöckigen Gemischtwarengeschäfts an der Kreuzung zur Jägerstraße kommen zwei weitere große Leerstände dazu: “Die Lentia City saugt alles auf und nimmt uns die Luft zum Atmen. Auf kurz oder lang bleiben wir alle auf der Strecke, weil die Politik die Attraktivierung der Hauptstraße seit Jahren verzögert. Wir fühlen uns im Stich gelassen”, sagt uns ein Geschäftsbetreiber aus der Hauptstraße.
Kaum besser die Situation rund um die Landstraße – trotz anderslautender Beteuerungen aus der Politik ist der Leerstand hier nicht auf ein paar wenige Objekte begrenzt, sondern gewaltig und geht mittlerweile in Richtung 50. Mit der Corona-Krise hat das nicht unbedingt zu tun: Viele Objekte stehen schon seit Jahren leer, ein Blick auf die einschlägigen Immo-Seiten spricht Bände. Ein kurzer Auszug:
- Nach wie vor das größte Sorgenkind: der ehemalige Texhages-Standort nahe der Mozartkreuzung. Die Großimmobilie mit 1.450 Quadratmetern Fläche steht seit mehreren Jahren leer und gilt branchenintern bereits als unvermietbar. Illusorische 25.297 Euro beträgt die geforderte Miete (zzgl. 120.000 Euro Kaution und 3 Monatsmieten Provision).
- Seit zweieinhalb Jahren geschlossen ist die große Kleider Bauer Filiale auf der Landstraße aufgrund eines Rechtsstreits zwischen Mieter und Hauseigentümer. Die Stadt Linz selbst verhängte 2019 die Schließung wegen “baulicher Mängel”. Seitdem verkommt das Haus zu einem Schandfleck, der Eingangsbereich wird von Obdachlosen als Schlafstätte genutzt.
- Seit mehr als zwei Jahren leer steht der ehemalige Standort von Elektro Gross zwischen Vereinshaus und Martin Luther Platz. Die geschmalzene Miete für das 538 Quadratmeter große Geschäftslokal: 31.280 Euro.
- Ein ehemaliges Modengeschäft mit 290m2 am Seiteneingang zur Linzerie ist aktuell um 17.598 Euro Monatsmiete (+60.000 Euro Kaution und drei Monatsmieten Provision) zu haben.
- Am Hauptplatz steht der zweistöckige, ehemalige Standort eines Kebab-Braters frei. Direkt am Eck zur Schmidtorstraße wäre hier eine Gesamtmiete von 13.086 Euro für 626 Quadratmeter fällig. Die schwierige Immobilie teilt sich auf zwei Stöcke mit einer sehr steilen, hohen Treppe auf. Für Provision und Kaution wären weitere 60.000 Euro zu berappen.
- Im Schillerpark Komplex ist seit einiger Zeit der ehemalige Standort des Inneneinrichters MAYLAN unvermietet. Die 486 Quadratmeter sind um 9.343 Euro zu haben.
- Im Objekt Landstraße 28 richtete die OÖVP rund um die Wahl 2021 für ein paar Monate ihr Pop Up-Wahlkampfbüro ein, seitdem steht das Lokal mit 74 Quadratmeter Geschäftsfläche wieder leer und wartet für eine Miete von 7.464 (plus 40.000 Euro Kaution und 22.500 Euro Provision) auf einen potenten Nachmieter….
Zahnlose Citymanagement Linz GmbH?
Bereits im Herbst 2019 wurde das Projekt „Lebendige City Linz“ ins Leben gerufen. In einem ersten Schritt wurden bis Mai 2020 die leer stehenden Geschäftsflächen „analysiert“, danach sollten weitere Schritte gesetzt werden, passiert ist in Wirklichkeit ein weiteres Jahr lang nichts.
Im März 2021 wurde dann die “City Management Linz GmbH” (CML) gegründet. “Gegenstand und Zweck des Unternehmens ist das Management der Linzer City durch die Gestaltung, Vermarktung, Belebung und Attraktivierung der Linzer City im regionalen und überregionalen Kontext”, hieß es damals. Zählbare Erfolge sind, wie der ausufernder Leerstand beweist, noch keine zu verzeichnen. An zu wenig mitredenden Köpfen kann es eher nicht liegen: Neben einer eigenen Geschäftsführung verfügt die CML über einen Aufsichtsrat mit sechs Mitgliedern. Kritiker vermuteten bereits damals ein zahnloses, politisch motiviertes Instrument ohne Durchschlagskraft.
Freilich: Schuld am Leerstand sind auch die Hausbesitzer und Vermieter, die nicht von ihren für die heutige Zeit völlig überzogenen Mietvorstellungen heruntersteigen. Die goldenen Zeiten mit entsprechenden Fantasiemieten sind in Zeiten von Corona und Online-Handel aber lange vorbei – und sie kommen laut vieler Experten auch nicht wieder.
Weniger Verkaufsflächen sind auch eine Chance für Städte
Dass die Verkaufsfläche in den Innenstadtgeschäften auf kurz oder lang abnehmen werden, muss nicht zwingend negativ zu bewerten sein, sagt etwa der renommierte Architekt und Stadtentwickler Andreas Kleboth: “Macht die Filiale einer großen internationalen Modekette wirklich das städtische Leben aus? Ich würde sagen Nein. Es sind ganz andere Dinge. Kulturelle Einrichtungen etwa, mehr Aufenthaltsqualität mit Sitzgelegenheiten, Schatten, aber auch unverwechselbare Geschäfte.”
“Macht die Filiale einer großen internationalen Modekette wirklich das städtische Leben aus? Ich würde sagen Nein. Es sind ganz andere Dinge.”
Andreas Kleboth
Positive Beispiele dafür gibt es auch Linz bereits, so Kleboth: “Die Linzer Herrenstraße zeigt das ganz gut vor – dort ist der Mietendruck nicht so hoch, so können sich auch kleine Geschäfte halten. Atmosphärisch hat die Herrenstraße die Landstraße sowieso schon längst überholt. Es wird zu einer Transformation der Innenstädte kommen – mit dem Ergebnis, dass alles abwechslungsreicher und unverwechselbarer sein wird als die jetzigen Einkaufsstraßen. In Summe ist es eine große Chance für das städtische Leben.”
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