Linz an der Tramway – ein Spruch, der mehr denn je gilt: Die Linzer Straßenbahn begann ihren Betrieb vor mittlerweile 145 Jahren und ist eine echte Erfolgsgeschichte – aber das war nicht immer so. Und eigentlich hätte sich das Thema Straßenbahn längst ein eigenes Museum verdient – wie in Wien oder Graz auch.
Die Cityrunner der neuesten Generation bilden den Höhepunkt der mittlerweile 145-jährigen Geschichte der Linzer Straßenbahnen: 1880 verkehrte die erste Pferdetramway vom Hauptbahnhof zum Hinsenkampplatz. Und bereits zwei Jahre später erfolgte die Elektrifizierung. 1902 dann die Eröffnung der Strecke nach Ebelsberg. Diese Linie sollte in den 1970er-Jahren, als der allgemeine Trend von den Straßenbahnen wegging, wieder eingestellt werden.

Straßenbahnen wieder im Kommen
Heute hat sich das Spiel umgekehrt: Straßenbahnen sind speziell in mittelgroßen Städten, in denen sich eine U-Bahn nicht rentiert, wieder stark im Kommen. 1980 gab es weltweit nur noch ca. 300 Straßenbahnbetriebe, mittlerweile sind es wieder über 390, ca. 100 weitere sind in Bau oder Planung. Größter Wachstumsmarkt ist China: In den letzten Jahren wurden in fast 40 chinesischen Städten über 5.000 Straßenbahn-Kilometer gebaut.
Fünf Citys mit Bim-Betrieb
Neben Linz existieren heute in Österreich noch in Wien, Graz, Innsbruck und Gmunden Straßenbahnlinien. Mit seinen 30,5 Kilometern Gleislänge ist Linz hinter Wien (176,9km) und Graz (70,4km) die Nummer 3 in Österreich. In der Blütezeit gab es u.a. auch in St. Florian (1913-1973), Klagenfurt (1891-1963), Salzburg (1886-1953), St. Pölten (1911-1976), Ybbs (1907-1953), Dornbirn (1902-1938) und Baden (1873-1951) Straßenbahnlinien.

Immer länger, immer weiter
1977 erfolgte in Linz mit der Verlängerung bis zur Universität der erste große Meilenstein der ‚Neuzeit‘. 1985 dann die Erweiterung nach Auwiesen, ehe 2002 die Bim wieder bis nach Ebelsberg und 2005 bis in die Solar City verlängert wurde. Im September 2016 erfolgte dann mit der Verlängerung nach Traun der bislang letzte große Meilenstein. Doch die Erfolgsgeschichte der Linzer Bim ist noch lange nichs Ende geschrieben: Die Verlängerung der Linie 3 nach Haid/Ansfelden ist bereits fix auf Schiene, auch an den Pichlingersee könnten in absehbarer Zeit die Cityrunner rollen.
145 Jahre Straßenbahngeschichte, aber kein Museum
Eigentlich hätte sich Linz schon längst ein Straßenbahnmuseum verdient – mit alten Triebwägen, Schildern, Uniformen, der bewegten Geschichte und vielem mehr. Plätze dafür gäbe es einige spannende: Etwa in der Fleischmarkthalle, im Landesmuseum, als Open Air-Version am Jahrmarktgelände, im Bergschlösslpark oder auch im Nordico Linz – mit einem alten Triebwagen als Blickfang am Platz davon. Politik bitte übernehmen!
Straßenbahnkuriositäten aus aller Welt
- Außer in Linz findet sich (bei 360 Straßenbahnen weltweit) nur bei den Tramways in Krakau und Lissabon die exotische Spurweite von 900 Millimetern.
- In Zürich fahren zur Adventzeit eine Märchen-Tram und eine Fondue-Tram.
- Das Berliner Straßenbahnnetz ist mit seinen 193,6 Kilometern das längste Deutschlands. 1930 betrug die Streckenlänge sogar 634 Kilometer.
- Das Wiener Straßenbahnnetz als Nummer 1 in Österreich umfasst 176,9 Kilometer.
- Die längste Straßenbahnlinie der Welt befindet sich in Belgien: Die Linie zwischen Kusttram und Oostende beträgt 68 Kilometer.
- Die älteste Straßenbahn der Welt verkehrt in Boston: Die dortige Bim fährt seit dem 26. März 1856 – 22 Jahre länger als in Linz.
- Im englischen Blackpool, in Alexandria (Ägypten) und in Hongkong (China) kommen im Linienverkehr Doppelstock-Trams zum Einsatz.
- Anfang des 20. Jahrhunderts wollte man eine Straßenbahnlinie von Ebelsberg nach Steyr errichten. Aus Angst vor einer Abwanderung des Geschäftsverkehrs wurde die Tram lediglich bis nach St. Florian realisiert.
- Von 1913 bis zu ihrer Einstellung 1977 beförderte die Florianerbahn zwölf Millionen Passagiere.
- Die Wiener Straßenbahn besaß zeitweise eigene Fahrzeuge für Bestattungstransporte zum Wiener Zentralfriedhof.