Am Mittwochabend protestierten hunderte Radfahrer auf der Linzer Nibelungenbrücke gegen den drohenden Rückbau des neuen Radwegs. Die Demo-Fahrt unterstützte eine Petition, die innerhalb einer Woche bereits fast 5.000 Unterstützer fand – darunter mehrheitlich Linzer Verkehrsteilnehmer, die gegen die Pendlerflut protestieren. Zeigt: Nicht immer sind jene, die am lautesten schreien, auch die uneingeschränkte Mehrheit.
Um den Forderungen der Petition auch auf der Straße Nachdruck zu verleihen, sind am Mittwochabend knapp 300 kleine und große Radler mehrere Runden über den Radweg gefahren, der laut Politik in wenigen Tagen abgebaut wird. Durch Betonelemente geschützt, radelten sie sicher am Autostau vorbei. Thomas Hofer, Sprecher der Radlobby Linz: “Die beeindruckende Kolonne an Radfahrer*innen der Demo zeigte auf: Auch Fahrradklingeln können laut sein, und die Linzer Politiker sollten besser auf die Stimmen der Linzer hören. Wer den Radweg wieder abbaut, bevor er ernsthaft getestet wurde, nimmt Rückschritt in Kauf. Das ist mutlos – und der Klimahauptstadt Linz nicht würdig.“
Die Umdeutung des ursprünglich auf 1,5 Jahre angelegten Provisoriums zur bloßen “Testwoche” sei „haarsträubend“, die Argumente für den Abbruch wirken „vorgeschoben – für alle Herausforderungen hätte es Lösungen gegeben“.

Damit das Projekt Radwege Nibelungenbrücke gelingt, brauche es endlich eine professionelle Planung, nicht Improvisation. Klar kommunizierte Ziele, ein ausreichend langer Testzeitraum und politische Rückendeckung seien zwingende Voraussetzungen für die dringend notwendige Mobilitätswende. Nur so lässt sich das Mobilitätsverhalten hin zu mehr Fußverkehr, Radfahren und öffentlichen Verkehrsmitteln verschieben, wie es sowohl in Mobilitätskonzepten als auch in den Klimastrategien von Stadt und Land beabsichtigt ist, so Thomas Hofer.
So hart es für viele klingen mag: Autofahren muss unattraktiver werden auf der Nibelungenbrücke – gestern wurde dies kurz durch die Demo ausgelöst, an jedem anderen Werktag werden es wieder einfach zu viele Autos sein, die den Stau auslösen. Es braucht eine Umverteilung des vorhandenen Platzes hin zu Fußgänger, Radfahrern und öffentlichen Verkehrsmitteln, sonst wird sich die Politik jedes Jahr aufs Neue verwundert fragen, wieso die vielen Autos nicht weniger geworden sind.